Kapitel 8

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Sieben Monate nach der Invasion der Ichani war im mittleren Ring nichts mehr von der Zerstörung zu sehen, die sie hinterlassen hatten. Die Gilde hatte alles daran gesetzt, die Häuser und Straßen so schnell wie möglich wieder instand zu setzen und sich damit das Wohlwollen der Stadtbewohner zurück zu kaufen.

Regin fand, dass die Stadt damit einen Teil ihres Charmes eingebüßt hatte, die sie immer auf ihn ausgeübt hatte. Die neuen Gebäude waren eher zweckmäßig und robust, statt filigran und verspielt. Der Novize wusste, dass das den Zweck hatte, so wenig Magie wie möglich in der Konstruktion speichern zu müssen, doch das änderte nichts daran, dass er diese Häuser hässlich fand.

Er fragte sich, ob Sonea das auch so sah. Sie hatte ihm einmal anvertraut, dass sie den architektonischen Meisterwerken des inneren Rings wenig abgewinnen konnte und sie hatte dafür gesorgt, dass die Residenz der Schwarzmagier schlicht gehalten wurde. Im Lichte dieses Wissens bezweifelte Regin, dass sie mit ihm einer Meinung war.

Trotzdem genoss Regin das muntere Treiben auf den Geschäftsstraßen um sich herum und ließ sich davon mitreißen. Es war Freitag und eigentlich hätte er für die bald anstehenden Halbjahresprüfungen lernen müssen, insbesondere für Heilkunst, doch er hatte keine Lust gehabt. Ohne Sonea, an der er sich messen konnte, hatte er wenig Antrieb viel dafür zu tun der Klassenbeste zu sein. Um besser als die anderen zu sein musste er sich nicht wirklich anstrengen, weil sein Onkel ihm genug Privatunterricht versorgt hatte, damit er zum Schluss mehr konnte, als die anderen. Lord Garrel war noch immer der Meinung, dass Regin sich nicht einfach von einem schmutzigen Hüttenmädchen übertrumpfen lassen dürfte, das auch noch ihre zweifelhafte Moral so offen zur Schau gestellt hatte und nicht davor zurück geschreckt war, sich mit gewissen Gefälligkeiten das Wohlwollen des ehemaligen Hohen Lords zu erkaufen, um dessen Novizin zu werden. Einst hätte Regin ihm voller Groll und Vorurteilen gegenüber Sonea zugestimmt, doch seit der Schlacht wusste er es besser. Seit der Invasion bewunderte er sie. Und je mehr er sie kennen gelernt hatte, umso bewusster war er sich geworden, dass sie es verdient hatte, die Novizin des Hohen Lords zu sein.

Er schob den Gedanken an seine beste Freundin beiseite und steuerte auf das Geschäft zu, das er hatte aufsuchen wollen. Es war eine unscheinbare Buchhandlung, die allerdings insbesondere von den Damen der Häuser häufig aufgesucht wurde, weil sie immer die neuste Unterhaltungsliteratur aus den verbündeten Ländern verkaufte. Insbesondere die frivolen Liebesromane aus Elyne waren bei den kyralischen Damen beliebt, doch das war es nicht, was Regin kaufen wollte.

Es gab eine Reihe von Abenteuerromanen die Sonea sammelte und von denen Stara völlig hingerissen war, seitdem sie sie in der Bibliothek der Residenz entdeckt hatte. Regin hatte auch einmal eines dieser Bücher gelesen, aber er hatte es als langweilig empfunden. Er wollte später lieber selbst Abenteuer erleben. Vielleicht würde er nach seinem Abschluss wie der ehemalige Hohe Lord einen Vorwand suchen, um die Welt zu bereisen, natürlich würde er Sachaka dabei meiden, obwohl ihn Soneas Beschreibungen von den Ödländern wirklich neugierig gemacht hatten. Vielleicht sollte er sich auch einfach für eine Weile in das Fort versetzen lassen, um zumindest einmal einen kleinen Teil dieser kargen Gegend zu sehen.

Zielsicher navigierte Regin durch das Gewühl von bunten Kleidern nach der neusten Mode und bahnte sich einen Weg in den weniger frequentierten Bereich der Buchhandlung, um das neuste Werk der Reihe zu erstehen und kämpfte sich dann wieder nach draußen, wo er erleichtert aufatmete und sich erneut treiben ließ. Lernen konnte er auch noch am nächsten Tag.

Es war beinahe Mitternacht und die Straßen Imardins größtenteils verlassen, als Regin sich schließlich auf den Weg zurück in dir Gilde machte. Es war später geworden, als er beabsichtigt hatte, das Gasthaus in dem er sich irgendwann nieder gelassen hatte, hatte guten und günstigen Wein gehabt, dem Regin nicht unerheblich zugesprochen hatte. Die kühle Nachtluft sorgte dafür, dass die Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums langsam abebbten und seine Welt wieder weniger schwankte. Ihm war erst beim Aufstehen von seinem Tisch bewusst geworden, dass er so viel getrunken hatte und ärgerte sich nun darüber, weil es ihn vor die Schier unlösbare Aufgabe stellte, heimlich in sein Zimmer zu gelangen, wenn er keinen Ärger wollte.

Die Schwarzmagierin [BMG Fanfic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt