Kapitel 7

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Als Savara verkündete, dass sie bald da sein würden, war das für Sonea wie eine Erlösung. Der Marsch durch das Sachakanische Gebirge hatte sich als anstrengender herausgestellt, als sie sich hatte vorstellen können. Viel zu oft musste sie ihre Magie nutzen, wo Savara und Akkarin einfach hatten Klettern können, weil ihr Bauch im weg war. Genauso oft hatte sie die nicht enden wollenden Rückenschmerzen mit Magie gelindert, weil der harte Boden auf dem sie schliefen dazu führte, dass sie sich immer mehr verspannte. Sie wusste nicht, wann sie überhaupt zuletzt richtig geschlafen hatte. Sie Rasteten immer nur für einige wenige Stunden, in denen einer von ihnen Wache hielt während die anderen beiden ruhten, um so schnell wie möglich voran zu kommen und keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wenigstens waren sie in keinen Kampf mit einem Ichani geraten, auch wenn sie einmal beinahe entdeckt worden wären.

Zu der Müdigkeit und der allgemeinen Erschöpfung kam auch noch Hunger. Ihr Proviant hatte eine Woche gereicht, obwohl sie ihn mit gefangenen Tieren ergänzt hatten. Savara wusste, wo man genug Tiere fand um zu überleben, doch sie hatten nie genug, dass sie alle richtig satt wurde.

Neben den körperlichen Strapazen der Reise war Akkarins Gegenwart zu einer mentalen Probe für Sonea geworden. Nach ihrem Streit in den Vorbergen war ihr ehemaliger Mentor wieder zu dem kühlen, furchterregenden Mann geworden, den sie so lange gefürchtet hatte. Er war schweigsamer und düsterer denn je gewesen und Sonea kam nicht umhin Savara zu bedauern, die künftig mit ihm weiter unterwegs sein würde, wenn es stimmte, was sie erzählt hatte. Doch trotz seiner Verschlossenheit hatte Akkarin eine Fürsorge ihr gegenüber an den Tag gelegt, die Sonea verwirrte und jedes mal mit einem ungeahnten Glücksgefühl zurück ließ, das es ihr schwer machte sich nicht noch mehr in ihn zu verlieben.

Sie kam nicht umhin immer und immer wieder das zu analysieren, was zwischen ihnen passiert war und das ließ sie mit der Frage zurück, warum sie eigentlich so starke Gefühle für ihn entwickelt hatte und was nicht mit ihr stimmte, dass sie einen Mann der ihr so viel Leid angetan hatte liebte während sie in dem liebevollen und immer um ihr Wohl besorgten Dorrien nur einen guten Freund sehen konnte.

Sie hatte sich eingestehen müssen, dass Akkarins dominante und bisweilen gruselige Aura und seine Entschlossenheit die manchmal beinahe an Skrupellosigkeit grenzte einen Teil seiner Anziehungskraft auf Sonea ausmachten. Es war aber auch der Akkarin, den sie hinter der Fassade der Gefühllosigkeit und der Dominanz gesehen hatte. Seine Vergangenheit hatte ihn zu einem harten Mann werden lassen, doch sie hatte ihn auch auf eine Art verletzlich gemacht, die in Sonea das Bedürfnis weckte, ihn vor sich selbst zu retten. Und seine Gefühle für sie selbst waren unbestreitbar. Hätte sie sie nicht damals bei ihrem ersten Aufenthalt in Sachaka in seinen Gedanken gesehen, so hätte spätestens seine unauffällige Fürsorge bei dieser Reise deutlich gemacht, was er für sie empfand. Jedes mal wenn er sich um eine ihrer Mahlzeiten gekümmert hatte, hatte er ihr ein wenig von seiner Portion abgegeben. Nicht so viel, das sie guten Gewissens hätte protestieren können, aber genug um es zu bemerken. Er hielt sich immer so, dass er ihr jederzeit über ein Hindernis helfen konnte oder sie Auffangen, sollte sie stolpern.

Sein Verhalten warf in Sonea eine weitere Frage auf, die sie für sich einfach nicht befriedigend beantworten konnte: Würde er ihrem Sohn ein guter Vater sein? Sie bezweifelte nicht, dass er seinen Sohn lieben würde, aber konnte er ihm gegenüber zeigen, was er empfand? Kinder konnten nicht so gut mit Masken umgehen und Sonea befürchtete, dass Akkarins Auftreten eher dafür sorgen würde, dass ihr Kind seinen Vater fürchten und die subtilen Ausprägungen seiner Liebesbekundungen missverstehen würde.

Sonea wusste, es war müßig über diese Dinge nachzudenken und doch konnte sie nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder in diese Richtung wanderten und sie hoffte, dass sich das mit ihrer Ankunft in der Zuflucht ändern würde.

Die Schwarzmagierin [BMG Fanfic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt