Kapitel 12

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Grimmig stapfte Cery durch die Hüttenviertel, seinen Leibwächter an seiner Seite. Obwohl der König die Säuberung abgeschafft und die Gilde ein Hospital für Sonea gebaut hatte, waren sie heruntergekommen und stinkend wie eh und je. Cery hätte gerne etwas daran geändert, doch das stand nicht in seiner Macht. Seine erneute Vereinbarung mit dem Hohen Lord hatte ihm kurzzeitig Erleichterung für seine Geschäfte gebracht, doch das Geld war schnell aufgebraucht gewesen. Zu schnell, obwohl er schon viele Abstriche gemacht hatte, insbesondere bei sich selbst.

Er hatte Männer aus seinen Diensten scheiden lassen müssen, die mit Freuden zu Ravi und Sefli übergelaufen waren, die mittlerweile keinen Hehl mehr aus ihrem Bestreben, die Unterwelt zu beherrschen, machten.

Trotzdem wollten Faren und Zill noch immer nicht mit ihm zusammen arbeiten, obwohl sie zu dritt so viel mächtiger gewesen wären. Also schlug er sich weiter allein durch, doch es war ein Teufelskreis. Je mächtiger die anderen Diebe wurden, umso mehr neigten die Menschen dazu sich ihrem Schutz anzuvertrauen und entzogen Cery damit nach und nach seine eigene Machtgrundlage. Langsam fragte sich der Dieb, ob er das nicht einfach zulassen sollte, statt dagegen anzukämpfen. Er konnte Lesen und Schreiben und er hielt sich auch nicht für wahnsinnig dumm, er würde schon irgendwo Arbeit finden. Ehrliche Arbeit. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass das kein erfüllendes Leben für ihn sein würde, nicht nachdem er diese Macht in seinen Händen gehalten hatte. Seitdem er ein erfolgreicher Dieb geworden war konnte er verstehen, warum Sonea die Magie nicht aufgegeben hatte. Es war ein gutes Gefühl sein Leben im Griff zu haben, statt sich immer zu fürchten. Doch diese Kontrolle entglitt ihm mit jedem Tag mehr und Cery sah sich außerstande dem etwas entgegen zu setzen. Trotzdem versuchte er es Tag für Tag.

„Ich besuch noch Harrin und Donia, du kannst gehen wenn du willst", sagte Cery zu Gol und setzte seine Kapuze auf, um sein Gesicht zu verbergen.

„Ne, nicht solange Ravi und Sefli nach Macht streben", weigerte sich sein Leibwächter und Ceryni verspürte so etwas wie Erleichterung. Er fürchtete noch immer, dass einer von beiden ihm ein Messer schicken würde. Nicht, dass er wehrlos gewesen wäre, aber es war beruhigend zu wissen, dass Gol ihm den Rücken freihalten würde.

Entschlossen schlug Cery den Weg zu Harrins Bolhaus ein, das dieser inzwischen von Donias Vater übernommen hatte und ziemlich erfolgreich führte. Seit Ceryni ein Dieb geworden war ließ er sich nur noch selten dort blicken, weil es nicht in seinem Revier lag. Doch an diesem Abend war ihm danach Freunde zu treffen und sich Kindheitserinnerungen hinzugeben. Manchmal wäre er gerne wieder der kleine Junge der mit Sonea, Harrin und Donia Unsinn getrieben hatte. In seiner Erinnerung war diese Zeit voller mehr oder weniger unschuldiger Abenteuer gewesen. Aber wenn er ehrlich zu sich war, dann gefiel es ihm besser ein Dieb zu sein und nicht mehr tagelang hungern zu müssen, wenn er es nicht schaffte genug zu klauen oder zu verdienen.

Es war bereits Dunkel, als er sein Ziel erreichte. Hatte am Tag die Sonne erbarmungslos geschienen und die Luft aufgeheizt, so war ihre Sommer verheißende Wärme nun einer eiskalten Frühlingsnacht gewichen, die Cery zittern ließ und ihn dazu trieb schnell in die stickige und überfüllte Schankstube zu schlüpfen und sich einen Platz an der Theke zu suchen.

Donia stand dahinter und zapfte Bol, das ihr Mann verteilte.

„Cery", grüßte sie ihn mit einem ehrlichen Lächeln. Ihr Tonfall verriet ihre Überraschung.

„Hey Donia. Gut siehst du aus", antwortete er ihr. Sie strahlte ihn an und stellte ihm und seinem Leibwächter jeweils einen gut gefüllten Becher vor die Nase. Cery hob ihn an und nahm einen großen Schluck.

„Ihr habt einfach das beste Bol", bemerkte er und trank noch einen Schluck.

Donia kicherte. „Selbst Sonea kommt manchmal mit diesem älteren Magier her", erzählte sie und runzelte dann die Stirn. „Sie müsste langsam ihr Kind bekommen, oder?"

Die Schwarzmagierin [BMG Fanfic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt