Kapitel 1

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„Du bist was?", fragte Regin, blieb stehen und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hatten sich zu ihrem üblichen Spaziergang durch den Wald getroffen, wie jeden Freitag seit der Schlacht. Regin hatte sich wirklich bemüht seitdem und irgendwann waren sie Freunde geworden, obwohl sie sich kaum sahen. Vielleicht auch gerade deswegen.

„Schwanger. Du weißt schon, das wo Frau dick wird und nach neun Monaten ein Baby aus sich raus presst", antwortete Sonea erheitert. Sie hätte nie gedacht, dass ihr ehemaliger Widersacher einmal einer der ersten sein würde, dem sie von ihrer ungeplanten Schwangerschaft erzählte. Aber sie hatte sich vieles nicht vorstellen können. Dass sie etwas mit ihrem Mentor anfangen würde, oder schwarze Magie lernen zum Beispiel. Oder noch vor ihrem Abschluss von der Gilde verbannt und nach einem Kampf wieder aufgenommen zu werden. So viel war im letzten Viertel Jahr geschehen, das sie niemals erwartet hätte. So auch ihre Freundschaft mit Regin. Alles war anders geworden, seit dem Angriff durch die Ichani vor beinahe vier Monaten.

„Aber... du... wie...", stammelte Regie neben ihr.

„Also weißt du, wenn Mann und Frau sich ganz doll lieb haben...", setzte sie zu einer Erklärung an, als hätte sie einen Dreijährigen vor sich und unterdrückte ein Kichern. Sie hatte sich lange nicht mehr so gut amüsiert.

Regin neben ihr schnaubte leise. Es erheiterte Sonea jedes mal wieder, ihn aufzuziehen, bis er sich aufregte.

„Ich weiß, wie das funktioniert", unterbrach er sie unwirsch und betrachtete sie dann kritisch. „Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass der ehemalige Hohe Lord und du..." er brach ab.

Sie lächelte ihn traurig an. Offensichtlich hatte er wie so oft die richtigen Schlüsse gezogen.

„Ja, es kommt mir auch so vor, als wäre es nur ein Traum gewesen, als wäre alles in Sachaka nur ein Traum gewesen. Aber wir waren an diesem Wasserfall wohl unvorsichtiger als Gedacht"

Ihre Stimme war leise und ihr Blick in die Ferne gerichtet, in Gedanken war sie zurück in Sachaka. Ein Teil von ihr wünschte sich, sie hätten dort beschlossen der Gilde den Rücken zu kehren und wären in das kleine Tal gezogen, in dem sie sich das erste mal geküsst hatten. Aber sie wusste, sie wären nicht glücklich gewesen. Nicht mit dieser Schuld. Sie hatten zurück kehren müssen um Kyralia zu retten. Sie hatten es geschafft, doch ihr erschien der Preis für diesen Sieg noch immer zu hoch.

Regin legte ihr einen Arm um die Schulter und sagte nichts. Er konnte erstaunlich einfühlsam sein, hatte Sonea in den letzten Monaten festgestellt. Sie rivalisierten noch immer, aber es war mehr ein freundschaftliches Kräftemessen, bei dem Regin nicht selten den Kürzeren zog. Er nahm es mit Humor.

„Deswegen haben sie dich so schnell deinen Abschluss machen lassen", durchbrach er plötzlich das Schweigen zwischen ihnen. „Und ich dachte du wärst einfach mal wieder besser als ich"

Sonea hob eine Augenbraue und unterdrückte den Impuls ihn damit aufzuziehen, dass sie in der Tat besser war als er.

„Natürlich deswegen. Sonst hätte ich auch nicht so viel gelernt. Obwohl ich glaube, dass ich auch ohne das Baby schneller gewesen wäre durch den Privatunterricht. Außerdem bin ich den meisten Lehrern unheimlich, weil ich nicht nur ein starkes natürliches Potenzial habe sondern es auch noch erweitern kann"

„Nicht nur den Lehrern", murmelte Regin leise.

„Sag bloß, ich hab Regin von Winar, schreck aller Novizinnen, das Fürchten gelehrt", bemerkte Sonea trocken.

Es war eine Tatsache, dass viele Magier sich vor ihr fürchteten und viele Novizen mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen zu ihr aufblickten. Es machte sie einmal mehr zur Außenseiterin. Aber daran hatte sie sich langsam gewöhnt.

Die Schwarzmagierin [BMG Fanfic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt