Kapitel 14

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Max schaute mich an und sprach: „ Da müssen wir jetzt durch." Ich fühlte mich veräppelt. Vor uns war ein ganz großer Pferdeschlägerort voller Bauten und anderen Pferdeschlägergeschöpfen. Und Max hatte Recht, wir konnten dort nicht drum herum gehen, wir mussten mitten durch den Pferdeschlägerort laufen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass wir keinem Pferdeschläger über den Weg liefen, lag gerade mal bei 0,1 Prozent. Ich sagte es ja ungern, aber ich fürchtete mich vor ihnen, nachdem was sie mir an dem Stall angetan haben. Ich legte meinen nassen Kopf auf Max breite, nasse Schulter und seufzte. Max leckte mir über das Gesicht und munterte mich auf: „Wir schaffen das schon, Sarah. Und wenn, bleiben wir zusammen." „Aber Max...", sagte ich verzweifelt, „Pferdeschläger sind unberechenbar. Sie haben diese Macht uns zu trennen, uns zu schlagen oder sogar zu töten. Hörst du?" Max nickte langsam. „Wir können ja versuchen, drum herum zu gehen. Außerdem..." Max machte eine Pause und richtete seinen Blick prüfend gen Himmel. „..ist schon bald Schlafenszeit." Sein weicher Blick wurde dunkler. „Und du siehst schon ziemlich scharf aus, wenn du so nass bist...." Ich verdrehte die Augen. Junge Hengste hatten wirklich nichts anderes im Kopf, als das. „Was hältst du davon?" Ich schaute Max ernst an: „Nicht viel. Wir haben hier gerade ein ernsthaftes Problem und du denkst wirklich nur an das Eine? Das ist doch nicht dein Ernst!" Max seufzte: „Sarah.... Du bist schon ziemlich gereizt. Und deine sensible Seele könnte sowas wirklich gut gebrauchen. Und außerdem sind wir beide Müde. Morgen können wir doch über das Problem mit dem Pferdeschlägerort irgendwie versuchen zu lösen. Vielleicht senden uns die Blumen über unseren Traum irgendwelche Signale." Max schaute mich mit Fohlenaugen an. Außerdem wusste ich ja, dass er recht hatte. Im Pferdeschlägerort gab es bestimmt keine Deckung zum Schlafen. Hier am Waldrand könnte wir noch einmal eine Nacht in Sicherheit schlafen und vielleicht irgendwelche Hinweise bekommen. „Du hast ja Recht, Max. Komm wir suchen uns ein Schlafplatz am Waldrand." Max hellblauen Augen leuchteten und er leckte mir über das Gesicht. Wir machten kehrt und liefen den Hügel runter. Keine fünfhundert Trabschritte im Wald fanden wir eine gute Schlaflichtung, wo wir uns beide hinlegten und schliefen. Über den Weg sind wir immer erschöpfter geworden, sodass wir heute auf einen Deckakt verzichteten und nun ruhig aneinander gekuschelt einschliefen.

Unruhig liefen Max und ich über die heiß gewärmte Wiese. Heute war ein sehr heißer Tag und unter meinem dunklen Pelz war es bestimmt noch heißer. Wir schauten vor uns, wo ein riesengroßer Wald sich verbreitete: „Max, vielleicht ist das ja unser Wald." Er nickte zuversichtlich. Wir parierten in Schritt durch und hatten nur noch den Wald im Sinn. Im Hintergrund hörten wir Windpfeifen, was wir aber ignorierten. Wahrscheinlich würde gleich ein Sommergewitter kommen. Schließlich waren Wind und heiße Sonne nicht so oft gleichzeitig irgendwo. Endlich kamen wir im Wald an und es sah himmlisch aus. Es gab viele mächtige Bäume wie Buche und Eiche, aber auch dünnere Laubbäume. Auch Nadelhölzer waren vertreten, vor allem Kiefer- und Zedernbäume. Der Boden war sehr lebendig. Wir sahen viele Tiere und Pflanzen. Viele Farne und Dornensträucher waren zu sehen. Eichhörnchen und Mäuse waren gerade auf Nahrungssuche und verschiedene Vogelarten zwitscherten ihre schönsten Paarungslieder. Es gab auch viele Beerensträucher und Moos gab es jede Menge. Genauso stellte ich mir mein Paradies vor. Ich lächelte Max an und er lächelte zurück. Das Einzige was mich störte war, dass der Wald kaum kühler war, als gerade, als wir auf der Wiese in der prahlen Sonne liefen. Auch der Wind war immer noch da. Vielleicht ist er sogar lauter geworden. Ich runzelte die Stirn. Irgendwas stimmte hier nicht. Der Paradieswald war wunderschön und gruselig zu gleich. Je weiter wir in die Waldmitte gingen, desto lauter wurde der Wind. Er übertönte sogar das schöne Vogelgezwitscher. Max blieb an meiner Seite stehen und schaute sich um. Plötzlich war jedes Leben verschwunden. Die Mäuse und Eichhörnchen waren verschwunden. Genauso wie die Vögel. Wir standen in dem Wald und blickten uns ängstlich an. Und dann geschah es. Der Wald wurde noch heißer, wenn das überhaupt möglich war. Der Wind war sehr laut und dröhnte in unsere Ohren. Im Hintergrund hörte man ein ganz leises Knistern. Ich stellte die Ohren ängstlich an und drehte mich noch näher zu Max. Auch er fühlte sich nicht mehr ganz wohl in seiner Haut. Ich lauschte und hörte plötzlich ganz deutlich Worte, von dem verzogenem Wind: „Wölfe! Wölfe! Feuer! Feuer!" Ich machte einen Satz zurück, als Wölfe um uns herumkamen und der Wald sich orange färbte. Ich fürchtete mich so sehr, dass ich aufschrie....

„Sarah! Sarah! Was ist?" Max schaute mich verschlafen an und ich wirbelte herum. Nichts. Ich lag hier neben Max am Waldrand, in der Nähe des Pferdeschlägerortes. Ich holte tief Luft und lächelte. Es war nur ein Traum. Ich leckte Max übers Gesicht und sprach: „Es ging um Feuer und Wölfe. Der Wind hat uns das Prophezeit." Max schaute mich verwirrt an: „Wie bitte?" Ich seufzte und erzählte ihm den ganzen Traum. Am Ende der Erzählung nickte Max langsam und sagte: „Ich glaube, dass das eine Prophezeiung sein soll. Wir müssen sie nur richtig deuten." „Hast du was geträumt?", fragte ich zuversichtlich. Mein Traum brachte uns ja aktuell nicht weiter. Max schüttelte den Kopf. „Nichts spannendes." Ich nickte enttäuscht. Jetzt mussten wir uns mal zusammenreißen und eine Lösung finden, wie wir durch den Pferdeschlägerort kommen wollen. Max und ich fingen an, Ideen zu sammeln, aber nichts war irgendwie einleuchtend. Bis irgendwann Max seufzte und sagte: „Ich glaube wir müssen es quer durch den Ort versuchen." Innerlich sträubte sich alles dagegen, aber ich wusste das es die einzige Lösung war, irgendwie an unseren Ort zu kommen.

So liefen wir den Hügel hoch und liefen zum Pferdeschlägerorteingang. Max und ich holten tief Luft, als wir die ersten Schritte über den steinigen, harten Boden machten. Der Boden war etwas klebrig, aber ich redete mir ein, dass es nur so wegen dem Regen war. Auch Max fühlte sich sichtlich unwohl. Wir liefen weiter nach vorne und schauten uns die ganze Zeit nach Deckung oder Pferdeschlägern um. Aber der Weg war leer. Nur seltsame Gestalten standen am Wegesrand und überall waren Bauten aufgestellt. Wir liefen ziemlich lange durch den Ort, bis wir irgendwann einen Pferdeschläger zu Gesicht bekamen. Panik baute sich in mir auf, während es seinen Gefährten irgendwas zu rief. Max und ich galoppierten los und Max schaute noch währenddessen nach einem geeigneten Versteck. Endlich entdeckten wir eine Grünfläche zwischen den ganzen Bauten. Wir liefen da hin und versteckten uns hinter mehrere Bäume. Wir schauten gespannt durch, doch niemand von den Pferdeschlägern kam. Gerade als wir losgehen wollten, wurden wir gerufen. Verängstigt und neugierig drehten Max und ich uns um und sahen eine etwas kleiner Herde von etwa sieben Pferden hinter uns stehen. Die Erleichterung war groß, als einer von denen sagte: „Wildpferde. Wir können euch durch den Pferdeschlägerort durchhelfen."

Pferde der WildnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt