Kapitel 16

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Den ganzen Tag liefen Max und ich gemeinsam mit der Herde durch den Pferdeschlägerort. Wir unterhielten uns weiterhin mit vielen Pferden, weil wir der Meinung waren, dass wir viel von ihnen lernen könnten. Am meisten mochte ich das Gespräch mit einem kleinen Fjordpferd namens Sunny:

„Weißt du was, Sarah? Ich war früher oft sehr unglücklich. Ich war immer ein Außenseiter, aber irgendwann wollte ich daraus Kraft schöpfen. Was bringt mir das, wenn ich versuche, so zu sein wie andere, ich aber nicht meine Träume erfüllen kann. So habe ich angefangen mich mit mir selbst auseinander zu setzen. Ich habe gelernt, wer ich bin und was ich liebe. Und so konnte ich meine Träume verfassen. Ich habe noch nicht alle erfüllt, aber schon bestimmt die Hälfte. Und immer als ich einen Traum in Erfüllung gebracht habe oder gerade dabei war, es zu erfüllen, wusste ich das jede schlechte Minute es wert war." Ich nickte interessiert. Ich hatte als kleines Fohlen immer Träume, je älter ich aber wurde, desto mehr habe ich sie verworfen, da es nicht in meinen Alltag passen würde. Ich habe es bevorzugt, aufzuhören zu Träumen und stattdessen Kram zu machen, der mich nicht erfüllte. „Ich habe gelernt an Wunder zu glauben.", sagte Sunny, ,,Mir ist einfach bewusst geworden, dass jeder Tag sich zum Guten entwickeln kann. Mir hat mal unser alter Anführer gesagt, dass man sich dafür öffnen muss. Es dürfen und müssen sogar sich Sachen verändern. Wir sollten aufwachen und sagen, heute wird der Tag toll, anstatt Sorge zu haben, was wir noch alles schaffen müssen. Ein weiterer Punkt ist, dass wir Pausen brauchen. Auch wenn wir lieben, was wir tun. Unser Gehirn braucht die Zeit um neue Energie zu empfangen." Ich nickte und Sunny schaute mich an. „Ich finde, liebe Sarah, dass jede Herde so ein Dankbarkeitsritual machen sollte. Jeden Morgen und Abend. Und im Anschluss sollte man seine Träume und Ziele äußern können. Denn in Dankbarkeit zu leben, ist wunderschön. Und wenn man seine Träume äußert, dann sollte man auch die Hilfe, Komplimente, Geschenke und Anregungen empfangen und nicht ablehnen. Anderes würde nur allen Schmerz bringen." Sunny schaute in Richtung Max, der sich gerade mit einer älteren Stute unterhält. „Ihr solltet Dankbar für das Angebot von Sophie sein. Sie ist in eurem Alter, sie hat aber schon viel durchgemacht und gelernt. Sie hat sehr viele Erfahrungen sammeln dürfen und sie ist eine sehr liebe, empathische Stute. Sie ist ein Wunder. Manche Pferde haben manchmal sogar das Gefühl, dass sie sich außerirdische Kräfte angearbeitet hat." Ich runzelte die Stirn: „Warum und wie?" „Ich weiß nicht. Sie hat manchmal das Gespür, wenn jemand allein sein will, oder wenn es jemandem nicht gut geht. Es ist außerdem schon mal passiert, dass sie einfach so, irgendwo aufgetaucht ist. So aus dem Nichts." Er beugte sich zu mir und flüsterte: „Manchmal versteh ich die Mitteleuropäischen Falben nicht." Ich schaute Sunny an und nickte langsam. Okay, dass versteh ich jetzt nicht so genau. „Manche haben hier irgendwas besonderes drauf. Aber Sophie hat auf jeden Fall einige Gaben. Und ich denke, dass ihr das früher oder später bemerken werdet." Ich nickte langsam. Wir liefen jetzt schon seit dem Aufwachen durch den Pferdeschlägerort und meine Hufe schmerzten schon von dem harten Boden. Ich verzog das Gesicht. Ich hoffe, dass es nicht mehr so lange dauern würde.

Einige Stunden sind vergangen als wir endlich den Rand des Pferdeschlägerortes sahen. Die Sonne stand schon sehr hoch und ich fühlte mich erschöpft und ausgelaugt. Auch die anderen Pferde sahen erschöpft aus, sie strahlten aber trotzdem noch positive Energien aus. Max und ich küssten uns kurz, bevor wir dem Schimmelhengst die Hufe gaben und uns bei allen ganz doll bedankten. „Wir sind euch allen sehr dankbar, dass ihr so einen langen Weg für uns aufgenommen habt. Wir hoffen, dass ihr hier einen guten Ort zum Ausruhen findet. Wir danken euch für eure Lehren." Alle Pferde nickten uns zu und wir lächelten. Wir standen vor einer großen Wiese, die im Wald endete. Dieser schien sehr groß und wir hatten die Hoffnung, dass wir hier unseren Lebensraum finden würden. Ich schaute in die Ferne, während sich Sophie von der Herde verabschiedete. Nach ein paar Wimpernschlägen machten wir uns nach noch ein paar Verabschiedungen endlich auf, einen Schlafplatz zu finden.

Als wir den Wald betraten, konnte ich mein Glück kaum fassen. Die Luft war so rein und frisch. Nach dem Regen von vor paar Tagen ist es wieder wärmer geworden. Die Vögel zwitscherten und viele Nagetiere liefen an uns vorbei. Irgendwie kam mir der Ort bekannt vor. Ich hatte plötzlich ein Deja Vue und war etwas verunsichert. Max sah mich verwirrt an und ich lächelte ihm zu. Boah, war er heiß und hübsch und süß. Ich schaute ihm in die Augen und war kurz davor mich in dem Eisblau zu verlieren. Doch als wir uns gerade küssen wollten, räusperte sich Sophie und schaute uns mit sanften Augen an: „Ehm... ich geh mal Kräuter suchen, ja?" Max nickte, und als Sophie sich langsam entfernte, wurde sein Blick immer dunkler. Und auch ich konnte mein Verlangen nach ihm und seinem Körper nicht verstecken und wir gingen beide hinter einige Bäume und wir standen alleine auf einer kleineren Lichtung. „Ich liebe dich", flüsterte Max. Ich wollte seine Worte erwidern, doch stattdessen legte er seine Lippen auf meine und wir küssten uns intensiv und leidenschaftlich. Irgendwann löste Max keuchend seine Lippen von meinen und ging langsam nach hinten, zu meiner pochenden Mitte. Währenddessen küsste er meinen ganzen Körper und ich wurde sehr ungeduldig. Ich gab einen klagenden Ton von mir und Max grinste siegessicher, stellte sich hinter meinen Schweiß, den ich Automatisch zur Seite legte, und schwang sich mit den Vorderbeinen sanft über meinen Rücken. Er fixierte meinen Nacken mit seinen Zähnen und drang sehr langsam in mich ein. Dann stieß er voller Leidenschaft in mich und für diese Zeit waren wir ein Leib.

Der Deckakt war mal wieder Wunderschön. Aber kurz bevor wir vor unserem Höhepunkt waren, hörten wir ein Rascheln im Gebüsch. Wir beide erschraken so heftig, dass sich Max von mir löste und abstieg. Unsere Lust war verflogen. Wir schlichen mit pochendem Herzen Richtung Gebüsch und plötzlich kam Sophie aus dem Gebüsch. Sie grinste uns verlegen an und wich unserem Augenkontakt aus. Dann hustete sie kurz und sagte: „Ach, ihr seid auch hier. Wusste ich gar nicht. Ich weiß nicht wie wir uns treffen konnten, aber plötzlich war ich hier." Sie lächelte verlegen und Max und ich schauten sie verwirrt an. „Tut mir leid wegen der Störung. Ich kann auch wieder verschwinden." Wir lächelten sie stumm an, ich schüttelte aber den Kopf. „Wir sollten uns jetzt schlafen legen, Sophie. Wir sind alle Erschöpft von der Reise."

Pferde der WildnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt