Kapitel 18

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Ich konnte einfach nicht aufstehen. Und mir war noch so übel, ich schaffte es gerade mich auf die Seite zu legen, als die Galle mir hochstieg und ich mich übergeben musste. Ich hustete und schmeckte den ekligen Geschmack. Aber die Übelkeit war mindestens teilweise weg. Ich rollte mich wieder auf den Bauch und versuchte, wieder aufzustehen. Es war aber zwecklos. Meine Beine waren so kraftlos. Ich hielt inne und fragte mich, wie es zu so einer Situation überhaupt kommen konnte. Wieso bin ich plötzlich umgekippt? Ich schob es auf die Aufregung und auf meinen Stimmungswandel. Aber wie sollte ich wieder aufstehen? Ich beschloss auf mich aufmerksam zu machen und schrie immer wieder: ,,Hilfe!!! Max!!!! Sophie!!!! Hilfe!!!"
Aber die beiden hatten wohl ihren Spaß irgendwo im Nirgendwo. Ich seufzte und beschloss mich auszuruhen. Ich legte mich auf die andere Seite von der Kotze und versuchte einzuschlafen. Der unangenehme Gestank hing in der Luft und machte mir Schwierigkeiten beim einschlafen. Aber irgendwann kam ich dann doch in das Reich der Träume.

,,Sophie!!!! Da ist Sarah!!! Oh meine Blumen, wieso liegt sie da so!!!! Und wieso ist hier.... Bähh.... Kotze?!" Von Max Geschrei und Gerüttel wurde ich schließlich wach und ich blickte in Sophies und Max besorgte Augen. ,,Was machst du hier?", fragte Sophie. Ich blinzelte. ,,Ich hab hier Öeo getroffen und der hat mir was gesagt. Von wegen die Camille wächst wenn wir verliebte Melodien singen oder so. Und dann wollte ich zu euch und bin einfach hier so hingefallen." Ich merkte selber wie durcheinander ich redete, aber es war mir egal.
,,Ich helf dir hoch, Sarah." Max lächelte mir zu. Ich fühlte mich sofort geborgen, als Max sich vorlehnte und mir seiner Schulter anbot. Mit Max Hilfe kam ich luftschnappend und mit wackligen Beinen hoch und leckte Max übers Gesicht. Er lächelte niedlich. ,,Was habt ihr da so lange gemacht?" Max lächelte mir zufrieden zu. ,,Ich weiß dank Sophie jetzt wie bestimmte Kräuter aussehen und wofür man braucht. Gegen Kopfschmerzen kann man zum Beispiel gut Melisse oder Baldrian nehmen. Oder gegen Fieber Basilikum. Und.." Ich schaute Max hilfesuchend an: ,,Und gegen Übelkeit?" Max runzelte die Stirn. ,,Das weiß ich nicht genau.", sagte er. Sophie nickte und sagte: ,,Ich muss mal überlegen. Hmmm.... Pfefferminze und Kamille hilft gegen Übelkeit und Erbrechen. Nur wo findet man es?" Sophie überlegte, machte kehrt und verschwand. Max hingegen wendete sich an mich, stellte seinen mächtigen Körper neben meinen und leckte meinen Hals liebevoll ab. Ich merkte, wie sehr ich seine Nähe vermisst habe und wie sehr ich mich nach ihm sehne. Ich fühlte diese Liebe jetzt so sehr. Manchmal verstehe ich mich selbst nicht. Wenn Max nicht in meiner Nähe ist oder wir nicht Zeit zu zweit haben, dann fühle ich mich irgendwie nicht so sehr hingezogen zu ihm, wiw wenn wir beide alleine sind. Dann wünsche ich mir, seine Lippen oder seinen Körper zu spüren oder in seine Augen gucken zu können. Und jetzt sind meine Gefühle noch intensiver. Ich vergaß die Übelkeit und genoss einfach die Nähe zu meinem Partner. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Egal wie sauer oder enttäuscht ich von ihm war, wenn man jetzt so alleine Nebeneinander sitzt, weiß man einfach, dass man ohne der Person nicht mehr Leben möchte. ,,Ich liebe dich, Max", sagte ich intuitiv. Max lächelte und flüsterte: ,,Ich liebe dich auch, Sarah." Dann kniff er die Augen zusammen und murmelte: ,,Erzähl mal, was hast du erlebt? Ein Bär war hier und hat dir eine Prophezeiung von den Blumen weitergeleitet?" Ich nickte langsam. ,,Was du nicht sagst. War das wirklich kein Traum? Bist du dir da sicher?!" Ich nickte. ,,Ganz sicher, Max." Er legte den Kopf zur Seite und leckte mir nochmal übers Ohr. Doch plötzlich hielt er inne und legte die Ohren an. Dann schnupperte er: ,,Ehm... Sarah... Es riecht hier nach Tieren. Nach vielen Tieren." Ich runzelte die Stirn. ,,Was? Vielleicht kommt hier ja Öeo nochmal vorbei und hat jemanden mitgebracht." Max schnupperte:,,Neee.. Bären riechen anders. Es ist irgendwie strenger. Füchse? hmm... Nein.... So einen ähnlichen Duft haben wir auch bei den Pferdeschlägern gerochen..." Plötzlich roch ich auch diesen Tiergeruch. Ich schnupperte. Stimmt. Bei den Pferdeschlägern gab es auch Tiere, die so ähnlich rochen. Die hatten aber nicht so einen strengen Geruch, da er mit etwas anderem Vermischt war. Aber etwas war ähnlich. Es waren so Tiere, die immer so laut waren. Die gab es in unterschiedlichen Variationen. Groß, klein, kurzhaarig, langhaarig. Plötzlich schnappte Max nach Luft. ,,Es müssen Wölfe sein. Ich glaube wir haben es hier mit einem Rudel von Wölfen zu tun. Meine Mutter hat mir früher von solchen Wesen erzählt. Und die Tiere von den Pferdeschlägern haben die gleichen Vorfahren wie die Wölfe. Mama hat mir auch ihren Geruch beschrieben. Und..." Ich erstarrte. Nein, es konnte nicht wahr sein. Auch Max war der Schock ins Gesicht geschrieben. ,,Wir müssen Sophie finden, und dann müssen wir fliehen." Max zog mich in den Wald. In die Richtung, in die Sophie verschwunden ist. Wir trabten durch das Unterholz. Und plötzlich hatte ich ein Dejavue. Es war warm. Sehr warm. Der Wald kam mir erstaunt bekannt vor, und das obwohl ich noch nie hier war. ,,Feuer! Feuer! Wölfe! Wölfe!", wimmerte ich. Max schaute mich verwirrt an. Und dann realisierte er den Ernst der Lage. Es durfte einfach nicht wahr sein. Hier waren Wölfe in der Nähe und der Wald vor uns fing an zu brennen. Wir rochen schon den aufsteigenden Rauch. Und das schlimmste. Sophie war im Wald um Kräuter für mich zu suchen! Ich schaute Max an. ,,Was machen wir jetzt?"

Pferde der WildnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt