Ausbruch

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1703 Pov:

Ich hatte keine Ahnung wie lange ich inzwischen in diesem Raum saß. Mein Zeitgefühl war kaputt.

Nach einer Zeit wurden meine Augen schwer und meine Kehle trocken. Ich konnte nicht sagen ob es Stunden oder womöglich sogar über ein Tag war in dem ich hier fest saß. Aber ich durfte nicht aufgeben. Sicherlich werde ich vor S.H.I.E.L.D. nicht schwächeln. Mit einem tiefen Atemzug setzte ich mich erneut aufrecht hin.

Es waren wahrscheinlich nur wenige Minuten später, vielleicht aber auch eine Stunde in der ich weiterhin hier saß und nichts tat, da wurde die Tür zum Verhörraum aufgestoßen. Erneut stand Black Widow im Raum. Nur dieses mal deutlich abgehetzter als zuvor. Und umgezogen. Hinter ihr tauchten zwei weitere Personen auf. Die eine war Sharon Carter und die andere war ein breit gebauter und offensichtlich sehr muskulöser Mann. Er hatte die Kapuze über seinen Kopf gezogen, aber sobald er im Raum stand erkannte ich ihn auch. Obwohl ich es irgendwie schon von Anfang an wusste. Ich wusste einfach, dass er da war. Doch der gute Mann hielt es nicht einmal für nötig mich anzuschauen. Der gute Mann, Steve Rogers alias Captain America. Der Mann aus meinen Träumen. Dieses merkwürdige Kribbeln erfüllte wieder meinen Körper. Doch nun wachte ich nicht auf. Dies war kein Traum.

Noch immer saß ich angekettet auf diesem Stuhl und konnte nicht weg. Und dieses Kribbeln verschwand auch nicht. Ich entschied mich dazu, dass ich dieses Kribbeln ekelhaft finde. Vielleicht empfand ich einfach eine Abneigung gegen ihn und als die Info kam, er wäre wieder am Leben, habe ich diesen Hass ihm gegenüber in meinen Träumen verarbeitet. Mein Blick wanderte zu Black Widow die geradewegs auf mich zu kam.

"Haltet ihr das wirklich für eine gute Idee?" fragte Carter nach, während Romanoff dabei war mir meine Fußfesseln zu lösen, was mich ein wenig verwunderte. Doch zeigte ich dies wie immer nicht.

"Wenn wir Sie hierlassen stirbt Sie. Egal was gerade mit S.H.I.E.L.D. passiert, es ist nichts gutes." entgegnete Rogers bestimmt, welcher mir nur einen flüchtigen Blick zu warf. Er wollte seinen Kopf wieder wegdrehen, doch stockte er. Für einen Moment verfingen sich unsere Blicke miteinander. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in mir breit, welches sehr wahrscheinlich Hass war. Er kannte Peggy ebenfalls, sie haben damals zusammen gekämpft. Er war ein Freund von ihr. Ein Freund von dieser Lügnerin. Und dann spielt er sich auch noch ganz groß als Held auf. Sich selbst bezeichnete er als Held, doch wie viele Leben hat er auf dem Gewissen? Bestimmt nicht weniger als ich.

Und mit jeder Sekunde die ich weiter darüber nachdachte, wurde ich mir immer sicherer dass dieses Gefühl Hass ist. Wütend wandte ich den Blick wieder ab.

"Ich bezweifle ja dass Sie uns hilft, aber wenn wir Sie hier lassen, wird S.H.I.E.L.D. Sie töten." warf die rothaarige Agentin ein. Still beobachtete ich das Szenario, wartend auf den richtigen Moment. Carter drehte sich nun zum Captain.

"Du weißt schon, dass Sie versucht hat mich umzubringen?" erinnerte sie ihn. Will Sie damit etwa sagen, dass ich hier lieber sterben sollte? Ich verstehe zwar warum sie das sagt, aber dennoch wird sie die erste sein die ich umbringe.

"Und ich verliere womöglich meinen Job wenn herauskommt dass ich euch geholfen habe Sie zu befreien. Vor allem da ich zwei gesuchten Agents verhelfe eine Mörderin zu befreien." bemerkte sie erneut.

"Ich bin dir was schuldig Sharon. Danke dafür." bedankte sich der Captain murmelnd bei ihr, schien jedoch mit dem Kopf wo anders zu sein. Doch bemerkte die blonde Hohlbirne das gar nicht.

"Wie wär's mit einem Kaffee?" lächelte sie ihn zaghaft an. Er zuckte kaum merklich zusammen und erwachte etwas aus seinem fast Trance artigem Zustand. Verlegend lächelte er zurück. Gott, ich könnte kotzen. Sollen die sich doch ein Zimmer nehmen.

"Ich bin sehr dafür das Steve eine Frau bekommt, aber könnten wir das flirten doch nach hinten verschieben?" fragte Romanoff hinter mir. Gerade schloss sie eine der Handschellen auf. Sobald ich es klicken hörte, hatte ich sie mit meinen Händen zurück geschubst. Schnell sprang ich vom Stuhl auf und kickte auch Carter gegen die Wand.

Rogers reagierte blitzschnell und versuchte mich zu erwischen, doch ich duckte mich noch gerade so unter seinem Griff. Nun kam aber auch wieder Romanoff zu mir. Ich blockte ihren Angriff und trat ihr in den Bauch. Der Captain hielt mich aber nun mit einer Hand am Arm fest und schleuderte mich gegen die Wand. Er stand nun vor mir und drückte mich gegen die eiserne Wand hinter mir. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu winden, aber er war zu stark. Doch dann stoppte er in seiner Bewegung, als er auf meine Augen traf. Ein verwirrter Ausdruck machte sich in seinem Gesicht breit. Für einen Moment verfingen sich unsere Blicke wieder und kurz, nur ganz kurz, fiel die Spannung von mir. Mein Körper ließ sich wie automatisch fallen. Schnell hatte ich mich wieder gefangen, dennoch konnte ich mich nicht bewegen. Doch nun war er es, der den Blickkontakt unterbrach. Seine Augen wandten sich von meinen ab und musterten den Rest meines Gesichtes. Wütend starrte ich ihn an und versuchte mich zu befreien, aber er ignorierte es einfach.

"Rogers?" fragte Romanoff nach, als sie ebenfalls sein Zögern bemerkte. Doch auch sie ignorierte er. Stattdessen nahm er meine rechte Hand und sah auf meinen Handrücken. Sein Gesicht erhellte sich, als ihm anscheinend die Erleuchtung überkam. In Gedanken verloren strich er mit seinem Daumen über meine Narbe am rechten Handrücken. Eine Gänsehaut bildete sich über meinen Körper bei seiner Berührung. Ich stoppte in meinen Versuchen aus seinem Griff auszubrechen, was wohl eher einem Zappeln glich. Stattdessen folgte ich seinem Blick und sah auf meine rechte Hand, wie diese sanft in der Hand des Captain lag. Carter und Romanoff standen neben uns und schauten Rogers fragend und verwirrt an. Mein Blick glitt wieder hoch zu seinen Augen. Nun sah auch ich ihn ebenfalls verwirrt an. Doch sein Blick war weiterhin starr auf meine Hand gerichtet, bevor er wieder hoch in mein Gesicht schaute. Ein zugleich bemitleidenswerter wie auch verständnisloser Blick traf meine Augen.

Meinen verwirrten Gesichtsausdruck ersetzte ich wieder durch meine eiskalte Maske und riss ihm wütend meine Hand aus seiner.

Schnell nahm die rothaarige meine Hand und kettete sie mit den Handschellen an der anderen fest.

"Los jetzt!" befahl Romanoff und verpasste dem Captain einen unsanften Schubs. Der erwachte nun wieder aus seiner Trance und blinzelte verwirrt. Doch schon nach wenigen Sekunden war er wieder klar.

"Ja wir sollten verschwinden." und damit war er der erste der aus dem Raum hinausging. Schweigend liefen wir ihm hinter her. Besser gesagt Romanoff und Carter liefen ihm nach und zogen mich unsanft mit.

Ungesehen verließen wir das Gebäude und stiegen in ein schwarzes Auto ein.

"Keinen Kratzer." mahnte Sharon die beiden, als sie ihnen die Schlüssel übergab.

Die beiden bedankten sich und stiegen ein. Steve auf den Fahrersitz und Natasha auf den Beifahrer. Ich saß auf der Rückbank, während meine Hände am Griff der Autotür befestigt wurden. Schweigend fuhr er los Richtung Innenstadt.

In the Shadow of Love (Steve Rogers FF / Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt