18 - 𝐑𝐮𝐧 𝐁𝐨𝐲 𝐑𝐮𝐧

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Am Rande der Dunkelheit vor meinen Augen taten sich kleine Lichtstrahlen auf. Ich wusste nicht, aus welcher Richtung sie kamen, aber sie hellten mein Blickfeld nach und nach immer weiter auf. Zu diesem warmen Licht gesellte sich ein Luftzug. Nur ganz fein, sodass ich ihn kaum richtig spüren konnte. Der Geruch von Wald, Metall und Schweiß stieg in meine Nase, etwas strich über mein Gesicht, etwas, das sich anfühlte wie eine meiner Haarsträhnen.

Für einen Moment hatte ich das Gefühl, auf einer Lichtung an einem See zu stehen. Die Sonnenstrahlen, die frische Luft, der sanfte Wind, der auf mein Gesicht traf. Dieses Bild überlebte jedoch nur ein paar Sekunden, denn dann ebbte mein Bewusstsein zurück in das Hier und Jetzt.

Erst jetzt realisierte ich, dass ich geschlafen hatte. Erst jetzt dämmerte ich wieder in den Wachzustand zurück.
Ich öffnete langsam die Augen, blinzelte gegen das Licht an, das mir entgegen kam. Ich hob meinen rechten Arm, auf dem ich gerade nicht lag, ein kleines Stück an, um mich zu strecken, kam aber nicht allzu weit, da der weiche Stoff der Bettdecke mich umhüllte und mir einen Teil meiner Bewegungsfreiheit nahm.

Jetzt, wo ich die Augen geöffnet und den Kampf gegen das blendend helle Licht gewonnen hatte, wurde meine Umgebung vor meinen Augen allmählich klar. Und jetzt, wo ich die Augen geöffnet hatte, begegnete mein Blick einem Augenpaar, das zu mir herunter schaute.

Ich blinzelte noch einmal und sah in das Gesicht von Daryl. Er saß auf der Bettkante. Hinter ihm entdeckte ich auch Beth. Sie stand schräg hinter ihm und schaute zu mir herüber.
Etwas benommen und leicht verwirrt, befreite ich meine Hand von der Bettdecke, die mich fast bis zum Kinn einhüllte und rieb mir einmal über die Augen.

"Wie fühlst du dich?", fragte Daryl.
Ich ließ die Hand wieder sinken und sah ihn verständnislos an, während ich mich aufrichtete und mich auf den Arm aufstützte, auf dem ich gelegen hatte. "Gut...wieso, hab ich irgendwas verpasst?"

Wieso sahen die beiden mich so an? Hatte ich irgendwas im Gesicht oder war mir ein zusätzliches Körperteil gewachsen?
Beth machte einen Schritt näher an das Bett heran und schenkte mir ein schiefes Lächeln. "Das war, seit wir unterwegs sind, die erste Nacht, die du durchgeschlafen hast."
Wie bitte?

Ich sah kurz zwischen den beiden hin und her und dann etwas unbeholfen an mir herunter. Erst jetzt, wo sie es aussprach, realisierte ich diese Tatsache. Sie hatte recht. Jede Nacht, die wir im Wald verbracht hatten, war ich nach wenigen Stunden Schlaf mitten in der Nacht schreiend aufgewacht. Was noch dazu kam, auch wenn sie nichts davon wusste, war dass mich die Albträume auch in den vorherigen Nächten, die wir noch im Gefängnis verbracht hatten, wach gehalten hatten.

Doch diese Nacht waren keine da gewesen. Keine Albträume. Keine Angst. Ich hatte überhaupt gar nichts geträumt, nichts gesehen, nichts gehört oder erlebt. Ich hatte einfach nur geschlafen. Ich war eingeschlafen, ohne es überhaupt zu bemerken. Ich war erst jetzt wieder aufgewacht, als mein Körper der Meinung war, dass er sich ausreichend erholt hatte. Und die anderen beiden waren bereits wach, was bedeutete, dass ich sogar etwas länger geschlafen hatte.

Was ich auf Beths Feststellung erwidern sollte, wusste ich nicht. Zu stören schien sie das allerdings nicht, denn sie lächelte einfach weiter und wandte sich dann um, um die Decke, die sie sich zum Schlafen genommen hatte, wieder wegzuräumen.

Wie ich so an mir herunter sah, stellte ich fest, dass ich noch mittiger im Bett lag, als ich es vor dem Einschlafen getan hatte. Ich lag sogar mehr auf Daryls Seite vom Bett als auf meiner eigenen. Wann hatte ich mich denn dorthin verirrt? Und noch wichtiger, wann hatte ich mich umgedreht? Denn ich war nicht mit dem Gesicht zur Wand aufgewacht, so wie ich eingeschlafen war.

Dass ich dort lag, wo Daryl zuvor gelegen hatte, erklärte, weshalb mir dieser Geruch in die Nase gestiegen war. Das war der Geruch, der von ihm ausging. Und wahrscheinlich war er es auch gewesen, der meine Haare aus meinem Gesicht geschoben hatte.
Vermutlich hatte ich mich im Schlaf derart breit gemacht, dass ich ihn weggeekelt hatte. Oder die hinterhältige Ratte hatte sich doch auf den Boden gelegt.

𝐈'𝐦 𝐛𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐨𝐧 𝐦𝐲 𝐨𝐰𝐧 - 𝐃𝐚𝐫𝐲𝐥 𝐃𝐢𝐱𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt