Es dauerte eine Weile, bis wir es zurück ins Treppenhaus schafften. Da dieser kleine Rotzbengel die Tür so verrammelt hatte, dass meine Versuche, sie aufzubrechen, kläglich gescheitert waren, war Daryl dazu übergegangen, die Tür einzutreten. Zwischenzeitlich hatte ich befürchtet, er würde sich dabei die Beine brechen, als die Tür dann aber aus ihrem Rahmen gebrochen und uns die Einzelteile des Schlosses um die Ohren geflogen waren, hatte ich den Gedanken wieder verworfen.
Ich hatte erwartet, dass Daryl wütend darüber sein würde, dass die Armbrust weg war und wir, wenn man von unseren Messern absah, völlig unbewaffnet waren. Doch als er vor mir die Treppen zum Parkhaus herunter lief, war in seinem Gesicht keine Regung zu erkennen, die nicht vorher schon da gewesen war. Entweder war er damit beschäftigt, darüber nachzudenken, welche Hand er dem Jungen zuerst brechen würde, oder es kümmerte ihn einfach nicht. Letzteres konnte ich mir jedoch nur schwer vorstellen.
"Wir sollten vorsichtig sein, er könnte noch hier sein", merkte ich an, als wir den ersten Treppenabsatz erreichten. Wer wusste schon, wie gut er mit den Waffen, die er bei sich trug, umgehen konnte?
"Ist er nicht", erwiderte Daryl. "Der ist längst weg."
Ich folgte ihm weiter die Treppe herunter, während ich, trotz seiner Überzeugung, die Umgebung im Auge behielt. "Was macht dich da so sicher?"
"Hast du ihn dir nicht angeguckt?", wollte er wissen, wobei er kurz über seine Schulter sah, sodass ich sein Gesicht sehen konnte, in dem beinahe etwas wie ein Hauch Belustigung zu sehen war. "Der hatte mehr Schiss als Vaterlandsliebe."Wirklich überzeugen, tat mich das nicht. Er hatte vielleicht äußerlich nicht viel hergemacht und wirklich ausgesehen, als würde er sich jeden Moment vor Angst einnässen, aber meine Erfahrung hatte gezeigt, dass das Äußere eines Menschen noch lange nichts heißen musste.
"Und er hat ein Gewehr und eine Armbrust", ergänzte ich ihn also.
Am nächsten Treppenabsatz blieb Daryl stehen, warf einen beiläufigen Blick auf die zerkratzte Tafel an der Wand, die uns anzeigte, wo wir uns befanden. "Er ist nur ein Junge."Auch die Tür zum Parkhaus war verrammelt worden. Er war also schnell und gründlich gewesen.
Daryl deutete mir mit einer Handbewegung, zur Seite zu gehen, woraufhin ich mich einen Schritt von der Tür entfernte und mich an die Wand lehnte. "Ich weiß", seufzte ich. "Aber wir haben mehr als genug Probleme. Noch eins mehr können wir nicht gebrauchen."
Beinahe wurde ich von dem Knall unterbrochen, mit dem die Tür aus ihren Angeln gerissen wurde, als Daryl sie auftrat. Ich hatte gesehen, wie er es getan hatte, trotzdem ließ mich der plötzlich Lärm minimal zusammenzucken.Ich löste mich wieder von der Wand, als der Armbrustschütze sich zu mir umdrehte. "Er wird erst zu unserem Problem, wenn wir ihn dazu machen", sagte er. "Und wenn er uns in die Quere kommt, werden wir mit ihm fertig."
Blieb nur zu hoffen, dass er damit auch Recht behalten würde. Aber wir waren bisher auch mit ganz anderen Menschen fertig geworden. Die Gruppe um Joe, Terminus. Wäre ausgerechnet ein alleinstehender Teenager unser Ende gewesen, wäre das mehr als nur ironisch gewesen.Ich beließ es also dabei und folgte Daryl durch die offene Tür. Wir waren wieder in dem Parkhaus, durch das wir bereits gelaufen waren, als wir hergekommen waren. Dieses Mal jedoch auf einer anderen Etage, wenn ich mich nicht täuschte, eine weiter oben. Von der unteren Etage unterscheiden, tat sie sich nicht wirklich. Die Halle war leer, hier und da flogen Papier und andere Einzelteile herum, die sich irgendwann einmal in den Mülltonnen draußen befunden hatten, ansonsten waren lediglich ein paar vereinzelte Fahrzeuge hier zurückgelassen worden.
Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass wir zurück nach unten laufen und das Gebäude wieder verlassen würden, um uns auf den Weg zu der Brücke zu machen, auf der wir den Transporter mit den weißen Kreuzen gesehen hatten. Daryls Plan hingegen schien etwas anders auszusehen, denn statt direkt auf den Ausgang zuzusteuern, blieb er mittig der Parkflächen stehen und sah sich zu allen Seiten um.
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𝐈'𝐦 𝐛𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐨𝐧 𝐦𝐲 𝐨𝐰𝐧 - 𝐃𝐚𝐫𝐲𝐥 𝐃𝐢𝐱𝐨𝐧
Fanfiction"Das Universum scheint aus irgendeinem Grund zu wollen, dass ich lebe." ~ Die Apokalypse ist in vollem Gange. Millionen von Menschen sterben, nur wenige sind noch am Leben. Die einen schätzen sich glücklich, dass sie leben, für andere ist es ein Flu...