Ich zog das Messer aus dem Schädel des Beißers und ließ mich erschöpft neben seinem toten Körper ins Laub fallen.
Zwei Tage. Seit zwei verdammten Tagen saß ich in diesem beschissenen Wald fest. Der Zwischenfall in der kleinen Stadt hatte mich vom Weg abgebracht. Als ich vor dem Irren mit der Armbrust geflohen war, war ich sicher gewesen, dass ich ihn abhängen und zu meinem ursprünglichen Weg zurückkehren würde. Allerdings hatte dieser Typ mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er hatte mithalten können, meinen Fluchtweg verlängert und mich durch unseren Kampf daran gehindert, zurück zu laufen.
Anfangs war ich mir sicher gewesen, dass ich schon irgendeinen Weg zurück zu einer Straße oder in Richtung eines Wohnortes finden würde, doch inzwischen hatte ich den zweiten Tag im Wald verbracht, ohne irgendeinen Erfolg erzielt zu haben.Ich war es gewohnt, mich in Wäldern aufzuhalten, kam gut damit klar, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ich in der Kleinstadt nichts hatte finden können. Und es gab mehrere Dinge, die ich dringend brauchte.
Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, um wieder zu Atem zu kommen. Das war nun schon der achte Beißer an diesem Tag gewesen. Einer größeren Gruppe von ihnen war ich ausgewichen, trotzdem waren mir einige Begegnungen nicht erspart geblieben. Einzelne Beißer stellten normalerweise keine allzu große Herausforderung dar. Doch meine Kräfte ließen allmählich deutlich nach, so sehr ich mich auch dafür verfluchte, mir das eingestehen zu müssen. Ich war seit fast einer Woche ununterbrochen auf den Beinen, da ich nie einen Unterschlupf gefunden hatte, der mir Schutz für mehr als eine oder zwei Stunden Schlaf geboten hatte. Ich hatte seit Tagen nicht gegessen, hatte kein Tier gefunden, das ich hätte jagen können, sodass ich am Abend zuvor mit ein paar Nüssen und Beeren Abhilfe hatte schaffen müssen. Mein Wasservorrat ging zu neige und bisher hatte ich kein neues Wasser auftreiben können. Mein Körper trat langsam aber sicher in den Streik.Ich drehte mich auf die Seite und setzte mich auf, um aufzustehen. Ich ging ein paar Schritte in Richtung Osten, entfernte mich von dem Beißer, den ich getötet hatte. Dann ging ich in die Knie und ließ die Finger meiner linken Hand durch das Laub am Boden fahren. Ich tastete mich daran vorbei, bis ich die Erde unter meinen Fingern fühlte, doch sie war trocken und bröselig. Von Wasser keine Spur.
Enttäuscht seufzte ich und rieb mir mit dem Ärmel meines Sweatshirts über die Stirn, um die braunen Strähnen aus meinen Augen zu vertreiben. Meine rechte Hand war zu nichts zu gebrauchen. Die Wunde, die ich mir zugezogen hatte, als ich das Messer des Fremden gepackt hatte, klaffte in meiner Handfläche. Ich konnte nichts anfassen, meine Messer nicht damit halten. Fast die gesamte Zeit über drückte ich meine verletzte Hand gegen meinen Bauch. Der blaue Stoff des Pullovers, den ich trug, hatte sich bereits großflächig dunkel verfärbt. Ohnehin war von meinen Kleidern nicht mehr allzu viel übrig. Sowohl der Pullover als auch die Jeans starrten vor Dreck, waren teils elendig zerrissen und stanken von den Innereien der Untoten.
Ich richtete mich wieder auf und setzte meinen Weg fort. Meine verletzte Hand hatte einen eigenen Herzschlag entwickelt und das beständige Pochen hallte im Inneren meines Kopfes wieder, was ein betäubendes Gefühl verursachte.So ein verfluchter Dreck. Ich schlurfte weiter durch das knackende Geäst unter meinen Füßen, während ich immer mal wieder zum Horizont hinauf sah, auf der Suche nach irgendwelchen Zeichen von Leben. Ganz egal, ob es nun die Spitzen der Dächer von Gebäuden waren, alte Stromleitungen oder aufsteigender Rauch. Ich musste dringend irgendetwas finden. Doch alles, was ich zu Gesicht bekam, waren Bäume, so weit das Auge reichte.
Der gesamte Tag zog ins Land, während ich mir weiter meinen Weg bahnte. Vier weitere Beißer kreuzten meinen Weg. Keiner von ihnen verletzte mich, dennoch zwang mich der letzte von ihnen in die Knie. Die Dunkelheit war bereits herein gebrochen. Ich wollte nicht fallen, aber meine Füße wollten mich nicht mehr halten, weshalb ich unsanft auf meinen Knien landete. Es war mitten in der Nacht, es war kalt, ich hatte nichts zu essen und ich war verletzt. Was zur Hölle hatte ich der Welt getan?
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𝐈'𝐦 𝐛𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐨𝐧 𝐦𝐲 𝐨𝐰𝐧 - 𝐃𝐚𝐫𝐲𝐥 𝐃𝐢𝐱𝐨𝐧
Fanfiction"Das Universum scheint aus irgendeinem Grund zu wollen, dass ich lebe." ~ Die Apokalypse ist in vollem Gange. Millionen von Menschen sterben, nur wenige sind noch am Leben. Die einen schätzen sich glücklich, dass sie leben, für andere ist es ein Flu...