26 - 𝐇𝐮𝐧𝐭𝐞𝐫 𝐀𝐧𝐝 𝐏𝐫𝐞𝐲

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Nachdem wir unsere Sachen zusammen geräumt hatten, hatten wir uns auf den Weg gemacht. Die Waffen von Joe und seinen Leuten, oder viel mehr das, was davon noch übrig war, hatten wir untereinander aufgeteilt.

Da ich die einzige gewesen war, die, wenn man von meinen Messern absah, keine bemerkenswerte Waffe bei sich trug, hatte Rick mir Joes Pistole vermacht. Außerdem hatte man mir die lange Schusswaffe des Typens, den ich getötet hatte, in die Hand gedrückt.

Ich hätte sie gern bei ihrem Namen benannt, aber ich bin ehrlich, ich hatte keinen blassen Schimmer von Waffen. Ich hatte gelernt, wie man sie benutzte, alles weitere war für mich nicht von Bedeutung.

Ich wäre auch mit meinen Messern zufrieden gewesen, aber da so ziemlich jede feindliche Gruppe Überlebender, der wir bisher begegnet waren, uns mit Schusswaffen attackiert hatte, würde es vielleicht noch nützlich sein, ebenfalls eine dabei zu haben. Auch wenn ich nach den Ereignissen der letzten Nacht hoffte, dass es sobald nicht wieder zu einem Konflikt kommen würde.

Wir suchten uns einen Weg zurück zu den Gleisen. Terminus befand sich angeblich dort, wo alle Gleise zusammenliefen. Folgten wir einem davon, würde es uns also dorthin führen. Im ersten Moment hatte ich gedacht, es würde eine Weile dauern, bis wir die Gleise wieder finden würden, nachdem wir sie eine Zeit lang aus den Augen gelassen hatten. Aber Daryl kostete es lediglich zwei Blicke, um die richtige Richtung auszumachen und nur einen kurzen Fußmarsch später, hatten wir die Gleise bereits gefunden. Und nun folgten wir ihnen.

Während wir so die Gleise entlang stapften, sprach keiner von uns auch nur ein einziges Wort. Die Gruppe hatte sich merkwürdig verstreut. Rick und Michonne liefen vorweg, ein Stück hinter ihnen folgte Daryl. Schräg hinter dem Armbrustschützen lief ich und das Schlusslicht der Gruppe bildete schließlich Carl.

Er hatte sich von seinem Vater entfernt, hielt etwas Abstand zum Rest von uns. Ich konnte ihm ansehen, dass er das nicht ohne Grund tat, aber ich kannte den Jungen kaum und war daher nicht in der Position, nachzufragen. Auch wenn ich mich wirklich fragte, was mit ihm los war. Ich konnte mir vorstellen, dass ihn der Vorfall der letzten Nacht gehörig verstört hatte, aber ich hätte infolgedessen eher damit gerechnet, dass er sich an seinen Vater halten würde, statt so vehement Abstand zu ihm zu suchen.

Ich selbst hielt Abstand zur Gruppe, weil ich nicht ganz wusste, wie ich mich verhalten sollte. Die Situation hatte sich von Grund auf geändert. Vielleicht hatte ich in den letzten Wochen ein wenig an meinem Sozialverhalten gefeilt, aber das hatte sich auf die Gegenwart von Beth und Daryl bezogen. Man könnte sagen, ich hatte mich ein Stück weit an sie gewöhnt, vielleicht ein gewisses Maß an Vertrauen zu ihnen aufgebaut, wenn ich mich ganz weit aus dem Fenster lehnen wollte. Legte man nun das Augenmerk auf Rick, Michonne und Carl, sah die Sache allerdings gänzlich anders aus.

Im Gefängnis hatte ich kaum ein Wort mit ihnen gewechselt. Sie kannten mich nicht, ich kannte sie nicht. Lediglich Rick kannte die unberechenbare und psychisch dezent labile Version von mir, die während meiner ersten Tage bei ihnen auf dem Vormarsch gewesen war. Ich konnte mir also denken, was er von mir hielt. Und sein Gefolge würde nicht anders denken.

Der Fairness halber sollte man jedoch auch erwähnen, dass es umgekehrt nicht anders aussah. Ich war ihnen gegenüber genau so skeptisch. So viel ich also auch an Kompetenz bezüglich sozialer Interaktion dazu gewonnen hatte, jetzt wo die Gruppe wieder größer war, lag sie zusammen gefaltet in einer dunklen Ecke in einer Schublade, wo sie schlotternd durch einen kleinen Spalt nach draußen lugte und nicht einmal daran dachte, wieder raus zu kommen.

Zugegeben, ein Stück weit stresste mich diese Tatsache. Aber anstatt mir darüber den Kopf zu zerbrechen, beließ ich es einfach dabei und ließ den Dingen ihren Lauf. Beim letzten Mal war das Ganze ganz von selbst von Statten gegangen. Das würde es dieses Mal vermutlich auch. Und solange ich darauf warten musste, bemühte ich mich einfach, in meiner Comfortzone zu bleiben.

𝐈'𝐦 𝐛𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐨𝐧 𝐦𝐲 𝐨𝐰𝐧 - 𝐃𝐚𝐫𝐲𝐥 𝐃𝐢𝐱𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt