Es vergingen mehrere Tage. Fast eine ganze Woche. Wir standen morgens auf, nahmen uns ein paar Stunden zum Jagen. Es blieb Zeit zum Essen, falls jemand etwas gefunden hatte, dann lösten wir das Lager auf und zogen weiter.
Unser Weg führte uns nach Osten. Jeden Tag weiter und weiter. In die Richtung, in der diese Typen offenbar irgendein Ziel hatten. Ich hatte erwartet, dass wir über kurz oder lang an einer Stadt vorbei kommen würden. Einem Dorf. Irgendwelchen anderen Gebäuden. Doch bisher hatte ich nichts dergleichen gesehen. Stattdessen sah ich seit Tagen nichts anderes als Wald.
Inzwischen hatte ich eine Zeltplane aufgetrieben. Die hielt in der Nacht meinen Arsch trocken und weit genug weg von den anderen. Dieses Gekuschel hatte ich nich länger als eine einzige Nacht ausgehalten.
Abgesehen von der Zeltplane hatte ich zwei Plastikflaschen gefunden, in denen ich Wasser aufbewahren konnte, wenn ich welches fand.Frisches Wasser aus irgendeinem Hahn oder Brunnen gab es nicht, also musste ich aus einer Pfütze saufen, wann immer ich an einer vorbei kam. Abkochen konnte ich die Plörre nicht, dafür fehlten die Mittel. Also teilte ich mir das Wasser über einen längeren Zeitraum ein, trank öfter, aber dafür kleinere Schlucke, damit mein Körper mir nicht auf den Sack ging.
Rohes Fleisch und schmutziges Wasser hatten mir bis jetzt nie etwas ausgemacht. Aber während der Zeit im Gefängnis hatte ich den Luxus von gekochtem Essen und sauberem Wasser genossen. Falls mein Körper in dieser Zeit von innen verweichlicht war, war ich lieber vorsichtig, als am Ende meinen Arsch alle paar Minuten ins Gebüsch hängen zu müssen, um mir die Seele aus dem Leib zu scheißen.
Auch wenn ich nun mit dieser Gruppe unterwegs war, bedeutete das nicht, dass ich besonders viel mit ihnen zutun hatte. Die meiste Zeit über war jeder mit sich selbst beschäftigt. Dieser Umstand kam mir ganz gelegen. Der einzige, der mir gegen den Strich ging, war der schmierige Typ mit dem Bogen.
Ich ging ihm aus den Weg und ignorierte ihn, ebenso wie den Rest der Gruppe, doch es hatte bis jetzt keinen einzigen Tag gegeben, an dem er mich nicht dämlich angeglotzt oder irgendwelche dümmlichen Bemerkungen gemacht hatte.
Von mir aus konnte er tun und lassen, was er wollte. Ich war nicht bei ihnen, weil ich Freunde gesucht hatte. Ich war bei ihnen, damit mein Kopf nicht der erste war, in dem die Zähne eines Beißers steckten, wenn eine Horde vorbei kam.Joe war der einzige, der es scheinbar ab und an für notwendig hielt, sich mit mir zu unterhalten. Er war auch der einzige von ihnen, den ich mit Namen kannte. Was er von mir wollte, wusste ich nicht. Entweder er war so scharf auf meine Armbrust, dass er versuchte, mich so lange voll zu quatschen, bis er irgendwas aus mir heraus bekam, was ihm dabei helfen würde, mich unerwartet kalt zu machen, oder aber er war ernsthaft an irgendeiner Art Freundschaft interessiert.
Was es auch war, ich wollte keins von beidem. Alles, was ich wollte, war meine Leute wieder zu finden. Zumindest die, von denen ich wusste, dass sie noch am leben waren. Auch wenn ich mit diesem Vorhaben bis jetzt keinen wirklichen Erfolg gehabt hatte.
Inzwischen zeigten sich am Horizont erste Anzeichen des Tagesanbruchs. Es war noch nicht hell, aber in spätestens einer Stunde würde es das allmählich werden.
Ich lag auf meiner Plane, beobachtete die Schnarchsäcke, die sich auf der anderen Plane tummelten. Keiner von ihnen hatte sich bis jetzt bewegt.Mittlerweile hatte ich raus, dass sie alle einen ziemlich tiefen Schlaf hatten. So tief, dass ich mich schon das eine oder andere Mal gefragt hatte, ob sie das Klimpern ihrer selbstgebastelten Alarmanlage überhaupt hören würden, falls ein Beißer darüber stolpern würde.
Ich hatte die Augen noch ein paar Mal geschlossen, versucht wieder einzuschlafen. Zumindest kurz. Aber es hatte keinen Zweck. Draußen im Wald holte sich mein Körper nur den Schlaf, den er dringend brauchte. Keine Minute länger. Ich konnte liegen bleiben, bis ich schwarz wurde, wenn ich wach war, war ich wach.

DU LIEST GERADE
𝐈'𝐦 𝐛𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐨𝐧 𝐦𝐲 𝐨𝐰𝐧 - 𝐃𝐚𝐫𝐲𝐥 𝐃𝐢𝐱𝐨𝐧
Fanfic"Das Universum scheint aus irgendeinem Grund zu wollen, dass ich lebe." ~ Die Apokalypse ist in vollem Gange. Millionen von Menschen sterben, nur wenige sind noch am Leben. Die einen schätzen sich glücklich, dass sie leben, für andere ist es ein Flu...