Trigger-Warnung: In diesem Kapitel werden sexuelle und häusliche Gewalt explizit erwähnt. Wenn ihr euch aus irgendeinem Grund nicht wohl mit diesen Themen fühlt, denkt bitte in erster Linie an eure seelische Verfassung und überspringt diesen Part der Geschichte. Ganz oben in den Kommentaren findet ihr eine Kurzzusammenfassung des relevanten Inhalts aus diesem Kapitel.
_______________________________________„Manchmal laufen die Dinge ganz anders, als wir sie uns vorgestellt haben", philosophiert Alexa. Die Beine überschlagen sitzt sie auf meiner Couch in ihren schwarzen Skinny Jeans und dem Iron Maiden T-Shirt. Es ist ihr zu groß und ich frage mich automatisch, woher sie es hat. Vielleicht hat es ihr irgendein Kerl überlassen; vielleicht hat sie es ihm geklaut, wie Pari mir dieses eine T-Shirt.
„Wem sagst du das?", murmle ich eine erschöpfte Erwiderung auf Alexas Bemerkung. Ich lehne mich zurück ins Polster und betrachte ihr Profil. Sie ist hübsch wie eh und je. Ihre Haare hat sie zu einem unordentlichen Dutt zusammengenommen, ein paar dunkle Strähnen fallen raus.„Ich habe Oskar kurz nach der Trennung von meinem zweiten Freund kennengelernt", beginnt sie und ich richte mich ein Stück auf, halte die Luft an. Sie hat noch nie über den Mann gesprochen, der sie fast zu Tode geprügelt hat. „Das war kurz nachdem mir klar wurde, dass ich nach wie vor nicht über dich hinweg bin, und dass ich mich nur an meinen zweiten Freund geklammert habe, weil ich dachte, wenn ich mich nur lang genug mit ihm arrangiere, könnte ich vergessen, wen ich eigentlich liebe." Sie hebt das Kinn an und schaut in die Ferne. In ihren Augen schimmern Tränen. „Dich." Ich würde sie gern in den Arm nehmen, aber ich weiß nicht, ob das so klug ist. Besser ich höre ihr einfach zu. „Ich habe dich so geliebt, Dag", haucht sie und jede Faser meines Herzens spannt sich so fest, als müsste es jeden Moment zerreißen. Ich habe sie auch geliebt. „Du warst mein erster Freund, wir teilen jedes erste Mal. Ich wollte das nicht wegwerfen, als ich mich von dir getrennt habe. Das war nicht meine Absicht."
Alexa dreht mir ihren Kopf zu und ich weiß nicht, wo ich hinschauen soll. Der Blick in ihre Augen tut weh, darin liegt so viel Schmerz und der Blick auf die Couch verrät mir, dass ich gar nicht hören will, was sie zu sagen hat und buchstäblich alles mit ihr anstellen würde, solange es sie nur zum Schweigen bringt. Am Ende taxiere ich den Boden. Wehmut überkommt mich.
„Ich konnte doch spüren, wie sehr du mich geliebt hast, ich dachte eine Fernbeziehung bringt dich vielleicht um", rechtfertigt Alexa ihre Entscheidung.
Ich schüttle den Kopf.
„Wir hatten keine Probleme, Alexa", sage ich und es klingt neutral. „Wir waren glücklich. Welche Zweifel, dachtest du, holt diese befristete Fernbeziehung bei mir hoch? Ich habe nie - nicht eine einzige Sekunde - an unserer Liebe gezweifelt. Dich von heute auf morgen nicht mehr jeden Tag sehen zu können, war vielleicht nicht die rosige Aussicht, die ich mir gewünscht hätte, aber ich hätte dir auch in einer Fernbeziehung ohne Einschränkung vertraut. Und dann hast du einfach Schluss gemacht."Zu meiner Überraschung nickt Alexa.
„Wir hätten uns schon irgendwie arrangiert. Du hättest mich in den Ferien in Spanien besucht, wir hätten regelmäßig telefonieren können. Wir hätten schon einen Weg gefunden, damit es funktioniert."
„Weißt du eigentlich, wie es wehgetan hat, als du mich sitzenlassen hast?", nutze ich die Gelegenheit anzusprechen, was ich mich nie getraut habe zuzugeben, als wir noch jünger waren. „Weißt du, wie beschissen ich das von dir fand, dass du ernsthaft geglaubt hast, meine Liebe zu dir könnte an ein paar mickrigen Kilometern Entfernung zerschellen?", setze ich noch einen drauf. „Als du mich plötzlich verlassen hast, dachte ich, du tust es, weil du im Ausland deinen Spaß suchst. Auf einmal warst du mir völlig fremd. Alles, was wir hatten, hat sich wie eine abstruse Lüge angefühlt."
„Es war keine Lüge, es war echt", schnieft Alexa und als sie sich mit dem Ärmel unter der Nase entlangwischt, flacht meine Wut automatisch ab. Ich hasse es, andere Menschen weinen zu sehen. Sie ganz besonders.
„Hör auf", bitte ich Alexa und lege vorsichtig beide Arme um sie. Sie legt ihren Kopf auf meiner Brust ab und kurz fühlt es sich an, als wären wir wieder sechzehn.
Eine Weile sagen wir nichts, ich halte sie einfach nur im Arm und bin unschlüssig, ob ich mich gerade richtig verhalte. Wahrscheinlich nicht, wenn ich mich das frage.
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Escape the Friendzone
Fanfiction~ Auf der Suche nach uns selbst, kann uns niemand begleiten. ~ Pari hat Dag in die Friendzone abgeschoben. Oder zumindest hat sie es versucht. Denn er hat sie einfach stehenlassen und nun herrscht Funkstille zwischen den beiden. Dag hat genug von Pa...