Kapitel 1

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Es ist mitten in der Nacht, stockdunkel und mucksmäuschenstill als mich plötzlich ein Kratzen aus dem Schlaf weckt. Ein Kratzen? Woher sollte dass denn kommen, frage ich mich während ich mich schwerfällig und müde in meinem Bett umher welze. Ich schüttle meinen Kopf. Das ist nicht möglich, vermutlich nur ein Traum. Haustiere haben wir nicht im Haus und meine Mutter hat keinen Grund dazu an meiner Tür zu kratzen. Ist etwa 1. April? Überlege ich. Nein es ist Winter, mitten im Januar. Noch einmal das Kratzen. Ich kann es deutlich hören es kommt von der Tür. Bei dem Geräusch stellen sich mir die Nackenhaare auf und eine Gänsehaut überläuft meinen Körper. Reflexartig verkrieche ich mich unter meiner Decke und lausche. Nach wenigen Sekunden höre ich es wieder, diesmal vermischt mit einem leisen Stöhnen. Angstschweiß bildet sich auf meinem rücken und ich Zittere am ganzen Körper. Mir wird kalt. Plötzlich Stille. Verdammt warum bin ich nur so ängstlich? Das ist doch normal als Mädchen rede ich mir ein. Trotzdem versuche ich etwas dagegen zu tun. Entgegen all meiner Instinkte richte ich mich auf, blicke erst vorsichtig dann entschlossen zur Tür. Kein weiteres Geräusch. Mit einem Mal packt mich die Neugier. Auch wenn alles in meinem Körper danach schreit im Bett zu bleiben und weiter zu schlafen stehe ich auf und schleiche auf Zehenspitzen in Richtung Tür. Ich würde es mit Sicherheit morgen bereuen wenn ich nicht nachschaue was da ist. Alle paar schritte bleibe ich stehen und lausche. Nichts. Habe ich mir das alles nur eingebildet? Mit immer mehr Mut, der in mir Aufsteigt strecke ich meine Hand zur klinke aus. Da! Ein Schatten direkt hinter der Tür. Ich sehe haargenau wie er unter der Tür durchschimmert. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, jeder Muskel ist angespannt. Bloß keinen laut von mir geben. Hat er, es was auch immer es sein mag mich gehört? Ohne auch nur zu blinzeln bleibe ich stehen und warte. Minuten vergehen, doch ich höre nichts mehr und der Schatten ist auch verschwunden. Soll ich wieder zurück ins Bett flüchten? Frage ich mich während meine Muskeln, gereizt von der Anspannung beginnen zu schmerzen. Nein! Soweit hatte ich es geschafft, jetzt konnte ich auch den Versuch wagen nachzusehen. Einmal in meinem Leben den Versuch wagen, über den eigenen Schatten zu springen, den inneren Schweinehund zu besiegen. Ich lasse noch etwas Zeit vergehen, suche Mut. Vorsichtig presse ich die Klinge nach unten. Sie quietscht. Natürlich quietscht sie, sie hat schon immer gequietscht, doch noch nie ist es mir so aufgefallen wie jetzt. Langsam öffne ich die Tür und schaue in den Flur. Was ich sehe erschüttert mich. Was zur Hölle ist das? Eine schwarze Gestalt entfernt sich von meinem zimmer und verschwindet durch die Haustür ohne sie zu öffnen. Ein Geist? Das muss ein Traum sein. Von Angst erschüttert will ich losschreien, weinen, doch ich bekomme keinen Laut hervor. Lediglich eine Träne kullert stumm meine Wange herunter. Unkoordiniert taumle ich in mein Zimmer zurück, bleibe an der Bettkante hängen und falle Rückwärts auf meine Matratze. Schlagartig ist mir kalt und warm zugleich. Viel zu echt wirkte das ganze. Um sicherzugehen zwicke ich mich in die Hüfte. Nichts. Ich liege immer noch zitternd in meinem Bett. Mittlerweile überströmen die Tränen mein Gesicht. Sie Tropfen auf die Decke die mich gänzlich Umhüllt. Lange liege ich noch so da. Angst erfüllt, wartend auf den Rettenden Schlaf oder auf den Sonnenaufgang, der die Dunkelheit durchbricht.

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