Kapitel 9

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Ich war grade eingeschlafen als ich wieder von Geräuschen vor dem Haus geweckt werde. Bestimmt ist das meine Mutter, denke ich mir und schließe die Augen wieder. Meine Vermutung sollte durch das Klacken der Haustür bestätigt werden. Doch irgendetwas stimmt nicht. Meine Mutter ruft nicht meinen Namen. Sie sagt gar nichts. Vielleicht denkt sie aber auch ich schlafe. Obwohl sie das noch nie gestört hat. Ich lausche weiter. Auch ihr Schlüssel fällt nicht in die Schale neben der Eingangstür und das Licht im Flur geht aus. Was ist, wenn das nicht meine Mutter ist? Schießt es mir unvermittelt durch den Kopf. Ich höre auch keine Schritte. Komisch. Mit einem Klacken geht auch das Licht aus, welches ich vor der Tür positioniert hatte. Schluss. Schluss mit diesen Albernheiten. So nenne ich es nur um mich selbst zu beruhigen. Ich stehe auf und Nehme in die eine Hand die Kerze in die andere den kleingeschnittenen Knoblauch. Ich will nur um Sicherheit zu bekommen etwas zur Verteidigung in der Hand halten. Als ich den Flur betrete versuche ich das Licht anzuschalten. Es geht nicht. War klar, denke ich mir. Also laufe ich im Kerzenschein weiter. In meiner Anspannung merke ich gar nicht, wie das heiße Wachs über meine Hand läuft. Nach ein paar Schritten sehe ich, dass die Haustür weit offen steht. „Hallo?“ Rufe ich, immer noch in der Hoffnung meine Mutter antworten zu hören. Natürlich kommt keine Antwort. Jemand ist im Haus! Stelle ich schockiert fest. Schnell renne ich den Flur entlang in die Küche und Hole das erstbeste Messer aus der Schublade. Ich zittere am ganzen Körper und auf dem Weg ist die Kerze ausgegangen. Jetzt stehe ich in der dunklen Küche da, die nur noch durch das Licht der Straßenlaternen in einem gelben Schimmer liegt. Nicht lange, da sehe ich wieder den Schatten, aber er sieht mich nicht. Wie versteinert stehe ich in der Küche und versuche kein Geräusch zu verursachen, das meinen Standort verrät. Alle Muskeln verkrampfen sich zu harten Klumpen und ich versuche nicht zu atmen. Schweiß bildet sich auf meiner Stirn. Die Kerze habe ich längst fallen lassen und umklammere jetzt mit der einen Hand den Griff des Messers in der anderen Hand halte ich immer noch die Schale mit dem Knoblauch. Der Schatten gleitet in mein Zimmer. Ich will wissen was es (oder er?) macht, aber ich traue mich keinen Schritt zu bewegen. Plötzlich ein scheppern neben mir und ich erschrecke mich zu Tode. Nur mit mühe unterdrücke ich mir einen Schrei. Wobei das jetzt auch egal gewesen wäre. Was war das? Ein Blick auf den Boden verrät es mir. Die Scherben einer Schüssel liegen direkt vor mir auf dem Boden, vom durch die Rollläden herein schimmernden Licht der Straßenlaterne beleuchtet. Natürlich hat der Schatten, wie ich beschlossen habe es zu nennen, den Lärm gehört und kommt direkt auf die Küche zu gestürmt und damit auf auf mich. Es ist vorbei mit mir! In meiner Verzweiflung werfe ich mir voller Wucht das Messer. Ein Zischen geht durch die Luft und immer wieder leuchtet die Metallklinge auf, indem sie das von draußen hereinfallende Licht reflektiert. Natürlich saust sie einfach durch den Schatten hindurch und nur Millimeter am Körper meiner Mutter vorbei, die gerade das Haus durch die immer noch offenstehende Tür betreten hat. Im Gegensatz zu mir kann sie ein Schreien nicht unterdrücken und sofort dreht sich der Schatten um. In dem Moment in dem er meine Mutter sehen muss, löst er sich in Luft auf, wie als wäre er nie da gewesen. Oft nur für die betreffende Person zu sehen. Erinnere ich mich an meine Notizen „Es tut mir Leid Mama. Es war wieder da.“ Meine Mutter kommt mit angsterfüllten auf mich zu. Ihre Knie zittern auch. Mir wird schwindlig und im selben Moment schwarz vor Augen. Sie kommt noch gerade rechtzeitig bei mir an um meinen Fall aufzufangen.

Als ich aufwache liege ich auf der Couch im Wohnzimmer. Ich Blicke direkt in die Augen meiner Mutter die offensichtlich auf mein erwachen gewartet hat. 

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