Kapitel 11

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Endlich ist das Treffen zu Ende. Die meisten der Personen sind einfach noch viel schlimmer dran als ich und die Tipps, die sie nannten waren nicht wirklich hilfreich. Einer hatte sogar vorgeschlagen, solange zu trinken, bis man einfach einschliefe und irgendwie am nächsten Morgen aufwache. So habe man gar keine Gelegenheit über Schatten und ähnliches nachzudenken. Ich muss noch etwas warten bis meine Mutter mich wieder abholen kommt. Aber zum Glück bleibt Mike noch etwas hier und wartet mit mir. „Ich wurde vorhin so abrupt unterbrochen, aber ich will dir meine Geschichte immer noch erzählen, wenn es dir nichts ausmacht.“ Ich schüttle hektisch den Kopf. Wie könnte ich nicht wissen wollen, was diesen netten Jungen plagt. „Also ich weiß nicht mehr wann genau es angefangen hat, aber eigentlich spielt das ja auch keine Rolle. Jedenfalls sehe ich Menschen. Nicht so wie du Schatten siehst, es sind wirkliche Menschen, mit dem Unterschied, dass nur ich sie sehen kann.“ Ich blicke ihm beim erzählen aufmerksam an. Seine tiefe Stimme bleibt die ganze Zeit ruhig und seine dunkelbraunen Augen schauen direkt in meine. „Irgendwann, habe ich herausgefunden, dass diese Menschen tot sind, und das hat mich sehr mitgenommen. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen soll und als ich dann mit meinen toten Opa sah und sogar mit ihm reden konnte, war es ganz mit mir vorbei.“ Wasser drängt sich in seine Augen, aber er kann eine Träne verhindern. Ich bin selbst überrascht von meinem Mut, aber auch von meinem Mitgefühl und lege ihm eine Hand tröstend auf die Schulter. Kaum zu glauben, dass ich mich so etwas wirklich traue, aber vielleicht ist es auch unser beider Schicksal, welches mich dazu bringt. „Dann bin ich hierher gekommen. Karen, die Leiterin unsrer Runde hat mich seit dem weiter und weiter aufgebaut. Mittlerweile komme ich ganz gut damit klar, ich kann es kontrollieren und Leute zahlen mir sogar Geld wenn ich mit ihren toten Verwandten rede. Ob du's mir glaubst oder nicht“ Er lächelt. Ein unglaublich mitreißendes Lächeln. Ich glaube ihm. „Das ist schön“ sage ich. „Also das du jetzt damit klar kommst meine ich“ Wir lachen beide kurz. Er schaut auf die Uhr. „Deine Mutter ist bestimmt gleich hier.“ Er zieht einen Stift aus seiner Hosentasche. Ich verstehe erst gar nicht warum. „Gib mir deine Hand.“ sagt er, aber so sanft, dass es nicht wie eine Aufforderung sondern eher wie eine Bitte klingt. Dann schreibt er groß ein paar Zahlen auf meinen Handrücken. „Meine Nummer“ sagt er während er seinen Stift wieder wegpackt. „Schreib mir oder ruf mich einfach an, wenn der Schatten wieder da ist!“ Ich bin überrascht, das hätte ich nicht erwartet. Aber irgendwie bin ich dankbar. Dankbar jemanden zu haben der mir glaubt, und zu dem ich kommen kann, ohne dass ich für verrückt erklärt werde.

Wie gerufen, fährt genau in diesem Moment meine Mutter mit ihrem quietsche-roten Peugeot vor und schaut mich lächelnd an, als sie mich sieht. „Du musst gehen?“ fragt Mike mit leichter Traurigkeit. Ich nicke. „Ciao“ sage ich während ich überlege ob ich ihn zum Abschied umarmen soll, doch auch diese Entscheidung nimmt er mir ab indem er seine kräftigen Arme um mich legt. Keiner von uns beiden sagt mehr ein Wort und mit einem Lächeln im Gesicht steige ich zu meiner Mutter ins Auto.

Wir fahren los langsamer als jeder andere, wie immer. Seit meine Tante bei einem Autounfall gestorben ist, ist meine Mutter so tierisch vorsichtig unterwegs. Am Anfang hat es mich immer aufgeregt, doch ich muss sagen, dass ich mich ziemlich schnell daran gewöhnt habe. Trotz ihrer Vorsicht, kann sie es nicht unterlassen einen kurzen Blick auf meine Hand zu werfen. „Ist das seine Nummer?“ fragt sie und ich antworte ja. „Freut mich für dich, er ist Hübsch.“ Ja hübsch ist er wirklich dachte ich und obwohl ich genau weiß, dass meine Mutter mich gleich mit Fragen durchlöchert, grinse ich von einer Wange zur anderen. „Er ist bestimmt ein netter Kerl. Magst du ihn? Wann stellst du ihn mir mal vor“ Und wie erwartet geht es los. Ich rolle meine Augen.

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