Kapitel 6

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Meine Mutter sieht so aus als hätte sie geweint, doch das Haus liegt im fröhlichen flackern einiger Kerzen und die romantische, knisternde Stimmung passt überhaupt nicht zu der Situation. Nachdem ich meine schweren, kalten Winterklamotten abgelegt habe, beschließe ich, dass ich dieses mal zu ihr gehe und nachfrage, was los ist. Doch das brauche ich gar nicht. Kaum hat sie meine Anwesenheit bemerkt kommt sie auch schon zu mir und Umarmt mich. Umarmt mich fest. Zu fest. „Aua“ gebe ich genervt von mir und sie drückt mir einen Schmatzer auf die Stirn. Ich hasse es wenn sie das tut. Ich bin kein Kleinkind mehr denke ich mir ohne die Worte auszusprechen. „Es tut mir Leid“ schießt sie heraus und fährt fort als sie meine Schürfwunden entdeckt ohne eine Reaktion abzuwarten. „Was hast du gemacht Mia? Ist alles okay bei dir?“ sie begutachtet fürsorglich mein Knie „Es ist alles okay ich bin nur gestolpert Mama.“ Das scheint ihr Begründung genug zu sein, jedenfalls fährt sie mit dem fort was sie mir sagen will. Vielleicht auch einfach nur um es nicht zu vergessen. „Es tut mir Leid,ich hätte vorhin nicht so Reagieren dürfen.“ Ja ja. Und das fällt dir erst jetzt ein? Sie scheint den Gedanken von meinen Augen abzulesen. „Du weißt ich habe zur Zeit viel um die Ohren, die Arbeit, die Scheidung und nicht zuletzt der Haushalt.“ Bei dem Wort Scheidung huscht ihr ein leichter Trauer durch die Augen, kaum merklich aber da. Typisch. sie versucht immer alles auf den Stress zu schieben, was hat das denn bitte in dieser Situation verändert. „Ich weiß Mütter sollten ihren Kindern glauben wenn sie was erzählen und hinter ihnen stehen und so...Ich denke ich war vorhin einfach überfordert und dachte ich kann dich damit beruhigen es nicht zu glauben. Ich wusste ja nicht, dass dich das so Belastet.“ Ich werfe ihr einen entgeisterten Blick zu. „Du hättest es merken können“ sage ich und blicke durch sie hindurch, als wäre sie nicht da. „Willst du mir noch einmal alles von Anfang an erzählen“ Fragt sie einfühlsam. Ich schüttele den Kopf. Diese Chance ist vertan. Sie hasst es wenn ich kein Wort sage und sie zappeln lasse. „Okay..“ Ich sehe ihr an das sie dieses mal ihre Wörter sehr bedacht auswählt. „Ich würde sagen wir beobachten das ganze noch etwas. Wenn dir nochmal so was passiert gehen wir zu einem Arzt und wenn nicht, dann können wir das Ganze als eine einmalige Sache abstempeln und für immer vergessen. Na was hältst du davon?“ Sie blickt mich hoffnungsvoll an. „Zum Arzt?!“ schießt es aus mir raus, ohne dass ich diese Worte überdenke geschweige denn überhaupt sagen möchte „Also hältst du mich für verrückt. Nein Danke“ Wieder wende ich mich zum aufstehen. Ich erwarte ein Donnerwetter, dass sie ausflippt und mir sagt das ich so nicht mit meiner Mutter zu reden habe, doch stattdessen bekomme ich einen Seufzer zu hören. „Es tut weh, wenn du sagst, dass du lieber zu Papa willst. Er ist ein Arschloch.“ Ich drehe mich um und sehe wie ihr eine Träne die Wange herunter rennt. Wäre heute ein normaler Tag gewesen, hätte ich mich wieder zu ihr gesetzt und sie getröstet, mit ihr etwas gespielt um sie abzulenken oder sie hätte mir Zöpfe geflochten, aber heute war kein normaler Tag heute war nichts mehr normal. Also stehe ich auf, wische ihr die Träne von der Wange, gebe ihr einen Kuss und verschwinde in mein Zimmer, ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen. Schon auf dem Weg dorthin, höre ich wie sie Laut anfängt zu schluchzen, doch das ist mir heute egal. Ich weiß ich bin kein einfaches Kind und meine Beziehung zu meiner Mutter ist bestimmt nicht die beste. Doch ich liebe sie, auch wenn es nicht den Anschein hat. Meiner Meinung nach einfach, weil ich nicht immer auf sie hören möchte, weil ich mein eigenes Leben leben möchte, nicht das, welches sie mir versucht vorherzubestimmen. Ja ich will manchmal aus der Bahn brechen, die sie für mich als richtige empfindet, doch das heißt noch lange nicht, dass ich sie nicht liebe! Ich bin müde von der Aufregung der letzten 24 stunden also lege ich mich in mein Bett uns ziehe mir die Decke bis über den Kopf damit ich nichts mehr von der Außenwelt mitbekomme. Hoffentlich schlafe ich bald ein.

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