Ich bin am Ende! Entweder spielt mir meine Psyche elende Streiche oder ich werde verfolgt. Von wem und warum auch immer. So langsam bin ich mir nicht mehr sicher ob ich noch zwischen Realität und Einbildung unterscheiden kann. Ich sitze auf meinem Bett, Tränen laufen mir über mein Gesicht und Tropfen auf mein Laken herunter. Meine Muskeln zittern und verkrampfen sich immer wieder und ich schaukle wie ein zurückgelassenes Kind vor und zurück. Es wird mir einfach viel zu viel. Wie soll das weiter gehen? Wie ist es möglich ein „normales“ leben zu führen wenn ich jeden Tag Schatten sehe die mich verfolgen? Ist es so überhaupt möglich weiter zu leben?! Meine Mutter ist extra wegen mir heute von der Arbeit zuhause geblieben. Wobei ich nicht weiß ob es mir nicht vielleicht sogar lieber wäre wenn ich etwas Zeit für mich hätte. Aber die wird es nicht mehr geben. Immer wenn ich alleine Bin wird mich der Schatten verfolgen. Deshalb bin ich meiner Mutter irgendwie auch dankbar, dass sie bei mir geblieben ist. Nach langem hin und her überlegen bin ich zu dem Schluss gekommen ein Selbsthilfe Treffen auf zu suchen, ganz egal ob andere dann erst recht denken ich bin verrückt, denn mittlerweile bin ich mir nicht einmal selbst sicher ob ich nicht doch verrückt bin. Im Netz habe ich direkt eines gefunden, dass nicht weit von mir zuhause stattfindet. Sogar noch heute Nachmittag. Perfekt! Das erste Grinsen des Tages huscht über mein Gesicht und ich bin trotz meiner offensichtlichen Erschöpfung der letzten Nächte zufrieden. Einfach zufrieden nicht mehr und nicht weniger. Sofort berichte ich meiner Mutter von der tollen Neuigkeit. „Das ist ja großartig mein Schatz“ schießt sie hervor, aber man sieht ihr an, dass sie weder von der Tatsache, dass ihre Tochter auf ein Selbsthilfe Treffe will, noch von der gesamten Situation begeistert ist. „Ich kann dich hinfahren, dann musst du nicht mit dem Fahrrad durch die Kälte“ bietet sie mir dennoch an. Natürlich willige ich ein.
Dort angekommen betrete ich den kleinen Raum in dem die Stühle klischeehaft im Kreis aufgestellt sind. Meine Mutter hat sich geweigert mit herein zu kommen und einfach gesagt ich solle sie anrufen wenn ich abgeholt werden möchte. Vermutlich weil es ihr peinlich ist. Das wäre so typisch für sie. Na ja egal! Ich bin eine der ersten. Außer mir ist nur noch ein älterer Herr da, der schon platz genommen hat und mit überschlagenen Beinen starr in den Raum blickt als hätte er etwas so schlimmes gesehen, dass er am liebsten gleich sterben würde. Hier bin ich richtig denke ich mir. Ein Junge betritt den Raum. Etwa in meinem Alter vielleicht 2 Jahre älter als ich. Er hat schwarze Haare die wie von einem Sturm zerzaust auf seinem Kopf sitzen. Hochstehende ausgeprägte Wangenknochen und nahezu perfekte Lippen zeichnen sein Gesicht. Mit seinen dunkel braunen Augen die fast schon aussehen schaut er sich im Raum um. Wow. Denke ich mir. Als er mich ansieht, huscht ein kurzes lächeln über sein blasses Gesicht. Was ihn wohl plagt, frage ich mich. Warum er wohl hier ist? Ich weiß es nicht. Wie kann jemand so schönes solche Probleme haben um hierher zu kommen? Soll ich ihn ansprechen? Die Gedanken überschlagenen sich in meinem Kopf und ich habe Angst. Nicht vor ihm, auch nicht ihn anzusprechen, sondern davor, dass er auch nur ein Arsch ist wie alle anderen. Doch dann habe ich keine Zeit mehr darüber nach zu denken, denn er steht direkt vor mir „Hi“ sagt er „Du bist neu hier, Ich bin Mike.“ Er hat eine wundervoll tiefe stimme und wie als wäre ich ertappt worden spüre ich, wie Röte in meine Wangen steigt. „Mia“ Bringe ich hervor und strecke ihm schüchtern meine Hand entgegen. Der Raum in dem wir uns befanden hatte sich inzwischen mehr gefüllt, etwa 7 oder 8 Leute, die alle etwas verstört und vor allem ängstlich aussahen, saßen nun auf den Stühlen. Wieder stelle ich eine Frage an mich selbst: Was werden diese Leute wohl durchmachen. Und noch viel schlimmer: Sehe ich auch so verschreckt aus? „Na ja... Es fällt mir schwer darüber zu sprechen, aber ich sehe“ Sein Wort wird ihm durch die sanfte Stimmer einer Frau unterbrochen. „Hallo. Ich darf sie bitten ihre Gespräche einzustellen und platz zu nehmen.“ Dabei blickt sie genau in meine Richtung „Wir dürfen heute wieder einen Neuen Gast in unserer Runde begrüßen. Wie heißt du denn?“ Ich nehme schnell auf einem der freien Stühle platz. Mike direkt neben mir. Wieder spüre ich wie Röte in meine Wangen steigt, diesmal weil wirklich jeder aus der Runde mich anstarrt. Was ein Anblick. 7 Personen, alle mit verschreckten oder verstörten Gesichtern blicken zu mir herüber. „Mia“ bringe ich hervor „Mia Smith“ Die anderen schauen mich immer noch an, als würden sie noch etwas hören wollen. „Erzähl uns was dich plagt bevor wir anfangen.“ erklärt mir die Frau, die offensichtlich die Leiterin dieser Veranstaltung ist. Wie soll ich nur anfangen frage ich mich. „Na ja“ ich mache eine kurze pause um kurz darüber nachzudenken ob und wenn ja wie ich es am besten sage. Etwas schüchtern blicke ich kurz zu Mike. Er nickt. „Seit 3 Tagen werde ich glaube ich verfolgt. Es sieht aus wie Schatten. Sobald jemand anderes sie sieht verschwinden sie aber ich bin mir sicher, dass sie existieren.“ Kein Kommentar, lediglich die Leiterin dieser zusammengewürfelten Gruppe hat sich etwas notiert. Ob sie wohl Psychologin ist? Dann wäre das hier aber keine Selbsthilfe Gruppe sondern eine Gruppentherapie beantworte ich meine Frage selbst. Dann muss sie wohl ähnliches wie alle hier durchmachen. Oder vielleicht hat sie es auch hinter sich. Jedenfalls verläuft das Treffen genau wie erwartet: Man erzählt seine Geschichte andere berichten von ähnlichen Erfahrungen und manche erklären Techniken wie sie diese Erfahrungen unterdrücken konnten.
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Das Medaillon
HorrorMia ist 16 Jahre alt, sie führt ein schönes wenn auch nicht perfektes leben mit ihrer Mutter am Rande einer Großstadt. Doch plötzlich wird sie nachts von einem Schatten geweckt der sie von da an verfolgt. Schafft sie es die Schatten zu besänftigen?