Kapitel 2

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Ich blinzle. Verdammt ist das hell! Sonnenstrahlen blenden mich durch den Spalt in den Rollläden. Murrend drehe ich mich um und werfe einen Blick auf die Uhr. Halb 12. Wenigstens habe ich durchgeschlafen, denke ich mir. Ist das heute Nacht wirklich passiert? Frage ich mich weniger aus Interesse als aus Angst. Zaghaft sehe ich mich in meinem Zimmer um. Es muss geschehen sein, meine Tür steht immer noch einen Spalt weit offen wie ich sie nachts aus Furcht zurückgelassen hatte. Verdammt, innerlich hatte ich noch die Hoffnung das es nicht wahr ist. Mühsam, schwerfällig richte ich mich in meinem Bett auf. Sollte ich es jemandem Erzählen? Nein! Mich würde doch sofort jeder für verrückt erklären, falls mir überhaupt jemand glauben würde. Aber was soll ich denn sonst tun? Ich weiß nicht. „Miaaaa?“ höre ich meine Mutter durch das Haus rufen. Anscheinend hat sie gehört dass ich mich aufgerappelt hab. Unser Haus ist einfach so verdammt hellhörig stelle ich mal wieder fest, außerdem hört sie sowieso alles. „Jaaa?“ entgegne ich fast schon genervt. „Könntest du mir bitte in der Küche helfen?“ Ich hasse es wenn sie mich direkt nach dem Aufstehen zu irgendwelchen Aufgaben verdonnerte! Doch seit mein Vater weg ist, muss ich eben mehr im Haushalt helfen. Außerdem hab ich ihr gestern Versprochen mit ihr zum Mittag zu kochen. „Okay..“ Maule ich noch total verschlafen und rappele mich auf. Zu schnell. Sofort wird mir schummrig vor den Augen und ich muss mich kurz an meinem Schrank festhalten um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ich mache einen Schritt in Richtung Tür und halte inne als ich etwas spitzes unter meinem Fuß spüre. Zu Spät. Der Schmerz schlägt wie ein Stromschlag durch mein ganzes Bein und so muss ich mir ein Lautes Fluchen unterdrücken. Ein Blick nach unten verrät mir, dass es das goldene, herzförmige Medaillon meiner Oma war, auf das ich getreten bin. Mein Glücksbringer, ich hatte es gefunden als wir nach ihrem Tod ihre Wohnung im Altenheim ausgeräumt haben und direkt eingesteckt. Wahrscheinlich ist es heute nacht als ich wieder in mein Bett geflüchtet bin vom Schreibtisch gefallen, denke ich mir. Jedenfalls ziehe ich es direkt an. Weiter geht’s! Halt. Irgendwas ist feucht zwischen meinen Beinen. Ich Blicke an mir herunter. Meine weiße Jogginghotpants hat sich Rotbraun verfärbt. Blut. Verdammt auch das noch. Ich schlage mit voller Wucht gegen mein Kissen. Wieso muss ich ausgerechnet heute meine Tage bekommen?! Wütend und aufgebracht gehe ich ins Bad. Seufze. 5 Minuten später komme ich mit immer noch zerzausten Haaren in die Küche. Stampfe fest auf den Boden um meinen Unmut nach außen zu kehren. Meine Mutter muss bei meinem Anblick schmunzeln. Ich will gar nicht wissen wie ich aussehe und werfe ihr deshalb einen genervten Blick zu. Ich habe keine Lust zu kochen. Keine Lust auf meine Mutter. Keine Lust auf ihre nervigen viel zu intimen fragen. Ich würde ihr natürlich sowieso nicht antworten. Nicht, dass ich ihr nicht vertrauen würde, aber sie muss ja nicht mein gesamtes leben hinterfragen.

Das MedaillonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt