55 - Seo Changbin

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Nachdem ich mein Handy beiseite gelegt hatte und mich aus Felix Umarmung gelöst hatte, zog ich mich richtig an um zu meiner Schwester zu gehen. Felix war während ich am Handy war wieder in meinen Armen eingeschlafen und bis jetzt merkte er wohl noch nicht, dass ich wieder aufgestanden war. Felix brauchte jetzt einfach den Schlaf, vor allem nachdem was gestern alles passiert war. Lange geschlafen hatte er nämlich nicht, denn ich wusste dass er die halbe Nacht am Handy saß.

Bevor ich mein Zimmer verließ sah ich nochmal zu Felix, der tief und fest vor sich hinschlummerte. Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ ich dann mein Zimmer und klopfte bei meiner Schwester an der Tür. Nachdem ein gedämpftes "herein" zu hören war, ging ich in ihr Zimmer. Das erste was mir auffiel war, dass sie ihr Zimmer neu dekoriert und umgestellt hatte.

,,Du hast immernoch den Zwang dein Zimmer ständig umzustellen oder?" fragte ich meine Schwester eher aus Spaß worauf sie zu mir sah, und lächelnd nickte. Vor einem Jahr hatte sie gefühlt alle drei Wochen ihr Zimmer umgestellt, weil es ihr nie gefiel. Mittlerweile war es nicht mehr ganz so schlimm.

,,Wolltest du was von mir?" fragte sie mich, worauf ich nickte. Sie sah mich von ihrem Spiegel aus an, da sie gerade dabei war sich zu schminken. Sie sah mich an, als wüsste sie schon was auf sie zukommen würde. Immerhin wurde mein Gesichtsausdruck auch etwas trübe. Eigentlich will ich nicht wissen was damals mit mir passiert war, aber ich wollte unbedingt wissen warum ich so war, wie ich nunmal war.

,,Weisst du, mir ist vorhin etwas aufgefallen.", fing ich an, worauf meine Schwester ihren Kayalstift weglegte und mich diesmal richtig ansah.

,,Warum hängen an den Wänden keine kinderbilder von mir? Und warum kann ich mich nicht an so gut wie nichts aus meiner Kindheit erinnern?" fragte ich sie worauf sie mich mit großen Augen ansah. Sie hatte wohl nie mit den Fragen gerechnet und wusste wohl nicht wo sie anfangen sollte. In diesem Moment wurde mir klar, dass meine Schwester etwas wissen musste. Sie deutete auf ihr Bett um mir zu sagen, dass ich mich setzen sollte, aber ich wollte nicht. Ich wollte stehen bleiben.

,,Mum und Dad haben gesagt, dass ich es dir nicht sagen soll, aber ich wusste dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem du mich das fragen würdest.", fing sie an und setzte sich selber auf ihr Bett. Sie klang plötzlich so anders und irgendwie machte mir das Sorgen.

,,An deinem 16. Geburtstag hattet du und Dad einen Autounfall. Ihr hattet kein bestimmtes Ziel obwohl Dad dies meinte. Er hatte nur gehofft, er würde dich durch einen Autounfall loswerden. Du musst wissen, du bist nicht sein leiblicher Sohn. Als er das erfahren hat, wollte er dich nur noch Tod sehen, denn der Gedanke, dass Mum ihn betrogen hatte und du die Folge warst, konnte er nicht ertragen. Du kamst schwer verletzt ins Krankenhaus und du musstest einmal wiederbelebt werden. Dadurch hattest du eine Amnesie entwickelt und konntest dich bis nach deinem Krankenhausaufhenthalt an nichts mehr erinnern. Die Fotos von denen du sprachst, die sollte ich verbrennen, aber ich tat es nicht. Dafür sind sie mir zu wertvoll gewesen. Ich habe sie in dieser Kiste aufbewahrt, damit ich sie dir zeigen kann, wenn du nach deiner Kindheit fragen würdest. Sich an seine Kindheit zu erinnern ist wichtig. Immerhin lernst du aus deiner Kindheit, du lernst sehr viel. Du lernst auch heute noch. Selbst mit 80 Jahren wirst du noch was lernen können. Deswegen ist es immer wichtig sich an die Momente in seinem Leben erinnern zu können. Mum und ich haben immer darauf gewartet, dass du nach deinen Kinderfotos fragen würdest. Dad haben wir Glauben gelassen, dass sie verbrannt wurden.", meine Schwester zog eine Kiste unter ihrem Bett hervor, wo ganz groß 'Kinderfotos' draufstand. In dieser Kiste verbagen sich also meine ganzen Erinnerungen. Der Schlüssel des Auslösers meiner zweiten Persönlichkeit war mein Vater gewesen. Mein eigener Vater.

,,Diese zweite Persönlichkeit die du besitzt, wurde schon im Krankenhaus vor zwei Jahren diagnostiziert, aber keiner durfte dir je etwas davon erzählen. Dad wollte das du im Gefängnis verrottest. Deswegen habe ich Felix nichts gesagt, nur seiner Vermutung zugestimmt. Sie ist wahr, aber ich durfte es nicht sagen. Es tut mir alles so leid Changbin." meine Schwester weinte, ich stand nur da, ließ meine Tränen einfach laufen, ich konnte mich kaum noch halten. Ich war so sauer auf meinen "Vater", ich konnte es einfach nicht beschreiben. Das was er mir antun wollte, war ja wohl mehr als nur schrecklich, auch wenn ich durch einen Fehler meiner Mum entstanden war. Plötzlich fühlte ich mich so fehl am Platz, ich war nur ein blöder Fehler gewesen. Ein blöder Fehler, den meine Mum nicht mehr vertuschen konnte. Ich fühlte mich nutzlos, eigentlich sollte ich nicht hier stehen. Ich sollte nicht existieren. Das war das schlimmste, was einem wohl vorgeworfen werden konnte.

,,Warum hat Mama mich damals nicht einfach abgetrieben?! Warum hat sie Papa überhaupt betrogen?! Warum muss ich mich jetzt so fühlen, als wäre ich nichts!? Ein blöder Fehler, den Mama begangen hat?! Vielleicht hätte ich bei dem Unfall wirklich sterben sollen!" schrie ich einfach meine Schwester an, ich konnte nicht mehr, fiel auf die Kniee. Ich fühlte mich plötzlich so alleine, mir konnte keiner mehr helfen. Es wurde mir einfach zu viel, ich wollte nur noch weg von hier.

,,Changbin..." hörte ich plötzlich die Stimme meiner Mutter, die unsere Auseinandersetzung anscheinend mitbekommen hatte. Ich stand auf, wollte keinen mehr sehen. Wirklich niemanden mehr. Ich war ein Fehler, jemand der nicht hier sein sollte. Ich tat anderen Menschen weh, weil mein Vater es wusste. Mein Vater wusste ich war ein Fehler und ließ mich letztendlich Menschen verletzen. Eigentlich wollte er mich nur Tod sehen, aber so amüsierte es ihn wahrscheinlich genauso sehr. Wenn er mich sah, mich leiden sah.

Ich schnappte mir die Kiste mit den Fotos und verschwand wieder in meinem Zimmer. Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht das Felix hier noch schlief, aber dadurch, dass ich die Tür zuknallte und die Kiste einfach auf den Boden warf, hatte ich ihn wohl geweckt. Direkt stand er auf und kam auf mich zu. Sein Blick war mehr als nur besorgt und mit tat es gerade wirklich leid, ihn geweckt zu haben.

,,Changbin was ist los?" fragte er mich direkt besorgt, doch konnte ich das alles nicht mehr hören. Ich wollte niemanden hören, sehen oder was auch immer. Ich wollte meine Ruhe, aber die bekam ich nicht. Felix wollte mich in den Arm nehmen worauf ich ihn einfach achtlos zur Seite schubste. Er fiel hin und knallte mit seinem Kopf an meiner Kommode auf. Ein schmerzvoller laut verließ seine Kehle, er hielt sich seinen Kopf fest, und verkrampfte sich. Direkt bereute ich meine tat und beugte mich zu Felix runter.

,,Es tut mir so leid Felix, ich wollte das nicht!" fing ich direkt panisch an, doch anders als erwartet, lächelte er. Zwar sah man ihm an, dass er Schmerzen hatte, aber er lächelte.

,,Es ist okay. Es blutet ja nicht und ich bin noch bei Bewusstsein. Aber was ist mit dir? Was ist passiert?" In diesem Moment war ich mehr als nur froh, Felix als meinen Freund bezeichnen zu können. Als ich aber an die Geschichte von gerade dachte, fing ich wieder an zu weinen und Felix nahm mich direkt in den Arm. Keiner von uns sagte etwas, ich weinte mich nur bei Felix aus und war gerade wirklich froh ihn hier zu haben.

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Ich glaube das ist das längste Kapitel was ich geschrieben habe xD

Btw, mal gucken ob nächste woche etwas kommt, weil ich nicht weiss wie es mit meinem Ohr sein wird und ob die Tabletten die ich nehmen muss, doch noch wirken.

Für alle die es noch nicht mitbekommen haben, ich habe einen Gehörsturz und der ist anscheinend so akut, dass mein Arzt gesagt hat, man kann es mit den Tabletten nur noch versuchen :')

Musste Freitag, gestern und heute schon 3 Tabletten gleichzeitig schlucken, ab morgen nur noch 2 aber es wirkt irgendwie nicht. Meine ganze rechte gesichtshälfte tut weh :')

Naja, mal gucken wie es die Woche wird, Freitag muss ich ja nochmal zum HNO Arzt :D

𝑹𝒊𝒄𝒉 𝑩𝒐𝒚 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒈𝒍𝒊𝒙 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt