31 - Lee Felix

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LESENACHT [ 3 | 5 ]

Am Sonntag Nachmittag ging ich wie abgesprochen zu Minho und seinen Großeltern. Minho zeigte mir das Gästezimmer indem ich übernachten konnte und er gab mir Zeit mich daran zu gewöhnen.

Nun saßen wir aber am Esstisch, wo Minhos Großmutter Kaffee und Kuchen vorbereitet hatte. Minhos Großeltern waren sehr nette Menschen, obwohl ich mich schon fragte, warum Minho nicht bei seinen Eltern lebte.

,,Ich habe gehört, du bist der beste Freund von Jisung." begann sein Großvater plötzlich zu sprechen worauf ich nickte. Ich sah wie Minho es sichtlich peinlich war über Jisung zu reden. Wussten seine Großeltern etwa nicht, dass Jisung Minhos fester Freund war?

,,Es ist nicht so, dass wir Minhos und Jisungs Beziehung nicht akzeptieren, wir unterstützen unseren Enkel bei allen Entscheidungen die er trifft, doch sind wir etwas stutzig, was Jisung betrifft. Wir haben nur Angst das er Minho wehtun könnte." sprach er weiter, worauf ich etwas überrascht zu seinen Großeltern blickte.

,,Jisung ist ein sehr toller Mensch. Er liebt Minho wirklich sehr, glauben Sie mir. Jisung ist ein Herzensguter Mensch, manchmal etwas chaotisch aber das macht ihn so liebenswert. Sie sollten aber selbst sehen, wie er so drauf ist. Immerhin liegt der Charakter eines Menschen im Auge des Betrachters." Minhos Großeltern sahen sich an, ehe sie begannen Minho anzulächeln. Es war ein Liebevolles und irgendwie entschuldigendes Lächeln, was mich etwas verwirrte. Ich sah zu Minho, der seine Großeltern mit verschränkten Armen betrachtete. Als wären sie ein Kunstwerk, was er kritisch beäugte.

,,Tut uns Leid, das wir dir nicht glauben wollten, wir wollen nur nicht das er dir wehtut." entschuldigten sich seine Großeltern bei ihm und Minhos blick wirkte auf einmal so, verletzt? Doch sein blick wandelte sich schnell in ein sanftes Lächeln ehe er die Entschuldigung seiner Großeltern akzeptierte.

,,Ich weiss das ihr euch nur Sorgen macht, aber ihr müsst auch akzeptieren, dass ich Erwachsen bin und selbst entscheiden kann wer mir gut tut und wer nicht." ich fühlte mich gerade mehr als nur fehl am Platz, was Minho ziemlich schnell zu merken schien. Er wechselte schnell das Thema, was mich erleichtert ausatmen ließ. Still aßen wir unseren Kuchen und danach schickten uns Minhos Großeltern auf Minhos Zimmer.

,,Tut mir leid wegen vorhin, meine Großeltern sind schon immer so überfürsorglich gewesen." entschuldigte sich Minho plötzlich bei mir worauf ich das nur abwinkte.

,,Schon gut. Du sag mal, was ich dich fragen wollte..." Ich zögerte, ich wusste nicht wie er reagieren würde, wenn ich ihn das fragen würde.

,,Warum ich bei meinen Großeltern lebe? Das ist eine ziemlich lange Geschichte." führte er einfach weiter, als hätte er gewusst dass ich das fragen wollte.

,,An meine Eltern kann ich mich eigentlich nicht mehr wirklich erinnern. Meine Großeltern haben mir erzählt das meine Eltern glücklich waren, als sie erfuhren, das meine Mutter mit mir schwanger war. Sie haben alles vorbereitet, sie hatten sich laut meinen Großeltern wirklich gefreut, konnten es kaum abwarten mich in ihren Armen zu halten. Meine Geburt verlief super, meine Eltern hatten endlich eine kleine Familie. Doch irgendwann hat mein Großvater herausgefunden, dass meine Mutter meinen Vater mit jemand anderen betrogen hat. Als mein Vater das erfuhr wurde er wütend, hatte sich aus dem staub gemacht. Meine Mutter hatte mich einfach meinen Großeltern in die Arme gedrückt und ist auch abgehauen. Ein paar Tage später kamen sie beide zurück und haben sich richtig heftig gestritten. Meine Großmutter ist mit mir in den Garten gelaufen während mein Großvater versucht hat die beiden zu beruhigen. Es hatte geklappt doch kam mein Vater nie über die Trennung hinweg. Er hatte angefangen meine Mutter zu stalken, überall lagen Fotos von den beiden auf der Einfahrt oder mein Vater hatte etwas auf die Motorhaube von dem Auto meiner Mutter geschrieben. Es wurde irgendwann immer schlimmer, krankhafter, was er getan hat. Meine Großmutter hat mir erzählt, ich wäre einmal bei meinem Vater gewesen und er hatte mich alleine gelassen. Dort habe ich mir meinen Arm aufgeschlitzt weil mein Vater nicht aufgeräumt hatte und alles mögliche was spitz war liegen gelassen hatte. Glücklicherweise kam er kurz nachdem das passiert war nach Hause und hat den Notdienst gerufen, dadurch wurde ihm das Sorgerecht genommen. Ihm wurde das zu viel, er wollte mich und meine Mutter unbedingt bei sich und er hatte sich gedacht, wenn nicht hier, dann bestimmt im Himmel. Als mein Vater meine Mutter erstochen hatte, war ich gerade mal drei Jahre alt, aber bevor er mich abstechen konnte, kam die Polizei, da die Nachbarn unsere schreie gehört hatten. Mein Vater hat sich dann vor meinen Augen und vor den Augen der Polizei selbst in die Kehle gestochen. Seitdem lebe ich bei meinen Großeltern und muss in Psychische Behandlung." erzählte er mir wie aus dem Nichts und ich fühlte mich schlecht danach gefragt zu haben. Immerhin ging ihn das sehr zu Herzen. Ich konnte verstehen, warum er in psychische Behandlung musste. Immerhin hatte er gesehen wie seine Eltern gestorben waren und sowas wünschte man wirklich keinen drei Jährigen, das zu Gesicht zu bekommen.

,,Kann ich dich um einen Gefallen bitten?" fragte er mich, worauf ich ihn fragend ansah. Auf diese Ganze Geschichte kam ich nicht wirklich klar, ich musste Minhos Erzählung erstmal verarbeiten. Ich nickte, denn auf mich konnte Minho sich verlassen, auch wenn wir uns nicht wirklich kannten.

,,Erzähl Jisung nichts davon. Ich will das selbst machen, ich brauche nur etwas Zeit." Ich nickte und lächelte den Jungen neben mir an. Ich nahm ihn in den Arm, kurz, denn lange hielt ich es nicht aus ohne gleich Changbins Berührungen zu spüren. Ich wollte in so einen Moment nicht an Changbin denken, immerhin war er nicht hier und hier ging es auch gerade nicht um ihn sondern um Minho.

𝑹𝒊𝒄𝒉 𝑩𝒐𝒚 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒈𝒍𝒊𝒙 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt