XVI.

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Albus hatte James auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum abgefangen, ihm den Umhang ohne ein Wort in die Hände gedrückt und war an ihm vorbei in die Kerker hinunter gerauscht. Er hatte die Vorhänge seines Bettes zugezogen und als er gehört hatte, wie Scorpius den Schlafsaal betrat, hatte er vorgegeben zu Schlafen, obwohl er in dieser Nacht kein Auge zu machte.

Er wollte Scorpius nicht aus dem Weg gehen. Wirklich nicht. Aber er schaffte es auch nicht, in seiner Nähe zu sein, ohne ständig daran zu denken, wie nah sie sich in diesem Raum gewesen waren und wie sehr er sich wünschte, sie könnten es immer sein. Vielleicht musste er Abstand nehmen. Vielleicht, nur ein wenig, damit er darüber hinweg kommen und es schaffen konnte, ihm einfach nur ein guter Freund zu sein.

Es war schwer. Am Samstag setzte Scorpius sich beim Frühstück genau neben ihn und als Albus mit der Ausrede, er müsse noch mit Rose über dieses Gründer Buch sprechen aufstand und die Halle verlassen wollte, packte Scorpius ihn am Ärmel seines Umhangs und musterte ihn unsicher.

»Bist du...Wütend auf mich?«, fragte er und klang so niedergeschlagen, dass Albus weg sehen musste, um sich nicht sofort in seine Arme zu werfen.

»Nein«, sagte er schnell und befreite sich aus seinem Griff. »Wieso sollte ich?«

»Weil ich...Weil ich diese dumme Sache gesagt habe und ich glaube...Du gehst mir deswegen aus dem Weg.«

Diese dumme Sache. Als sei der Gedanke daran, sie beide könnten sich küssen einfach nur dämlich und lächerlich. Albus Magen zog sich zusammen und er wusste, dass sein Blick sich verfinsterte aber er starrte auf seine Schuhe hinunter.

»Das hat nichts damit zu tun«, log er und verzog das Gesicht. »Ich bin einfach nur...Müde, weißt du? Wir sehen uns später.« Und damit ging er einfach davon.

Am Sonntag wurde es nicht besser. Scorpius fing ihn draußen vor dem Gang ab und fragte ob sie zusammen die Hausaufgaben für Verwandlung machen wollten aber Albus sagte ihm, er hätte sich schon mit Rose verabredet und sie würde ihm dabei helfen, was nicht stimmte, denn Rose lernte ständig nur mit Max Dallas zusammen. Aber das konnte Scorpius nicht wissen und so ließ er nur enttäuscht die Schultern sinken, brachte ein kurzes »Oh« zustande und hielt Albus nicht auf, als dieser an ihm vorbei den Weg zum See einschlug.

Die Woche verging und je öfter Scorpius versuchte, sich ihm wieder anzunähern, desto schwerer wurde die Sache für Albus, sodass er sich oft irgendwo im Korridor versteckte und auf dem kalten Boden sitzend seine Hausaufgaben erledigte. Er vermisste ihn und er wusste, dass Scorpius ihn auch vermisste, wenn auch auf eine andere Art und Weise aber er konnte jetzt nicht nachgeben. Nicht, solange diese Gefühle noch da waren und ihn jedes Mal, wenn Scorpius vor ihm stand so schlagartig überkamen, dass ihm manchmal sogar die Luft weg blieb.

Als er am Freitag Mittag beim Essen in der großen Halle saß (wobei er sich mit Absicht zwischen Fawley und Rosier setzte, damit Scorpius nicht auf die Idee kam, neben ihm Platz zu nehmen), bekam er kaum einen Bissen hinunter. Er stocherte eine halbe Stunde lang in seinem Kartoffelpürre herum, dann stand er auf und verließ die Halle, während er sich alle Mühe gab nicht zu Scorpius zu sehen, der neben Alice saß und ihm immer wieder kurze Blicke zuwarf.

Er schlug den Weg nach draußen ein, um auf der Wiese am See weiter an seinen Hausaufgaben für Astronomie zu Arbeiten, als er plötzlich spürte, wie ihn jemand am Handgelenk packte und zurück riss.

»Du hast es wohl ziemlich eilig«, sagte Jack und grinste ihn an. Albus wurde wieder einmal rot und fragte sich, ob es wohl irgendwo einen Zauberspruch gab, der das verhindern konnte. Er nahm sich vor, Rose danach zu fragen.

»Ja«, sagte er ein wenig verlegen, als Jack ihn wieder losgelassen hatte. »Ich muss noch...Die Aufgaben für Astronomie erledigen.«

»Verstehe...«, meinte Jack und musterte ihn strahlend. »Ich wollte nur sicher gehen, dass unsere Verabredung für morgen noch steht.«

»Verab...«, murmelte Albus und zog einen Moment lang die Augenbrauen zusammen, bevor es ihm wieder einfiel. Durch die Sache mit Scorpius, hatte er garnicht mehr daran gedacht. »Oh! Ja, ja. Ich...Die steht noch. Klar«, sagte er und setzte ein Lächeln auf. Jack lachte.

»Du hast es vergessen«, stellte er amüsiert fest.

»Was? Nein, habe ich nicht«, sagte Albus schnell. »Ich habe...Gerade nur nicht daran gedacht, wegen...Wegen dem ganzen Prüfungsstress und allem...«

»Hey, kein Problem«, meinte Jack und legte Albus eine Hand auf den Arm. »Ich weiß ja, wie das ist. Wenn du Hilfe brauchst, dann sag einfach bescheid, ok?«

»Ja, mache ich. Danke«, erwiderte Albus. Jack ließ den Blick einen Moment lang durch den Korridor gleiten, als wollte er sicher gehen, dass niemand in der Nähe war, dann trat er näher an Albus heran und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. Albus erstarrte.

»Bis morgen, Albus«, flüsterte er dann grinsend, ging an ihm vorbei und ließ ihn mit aufgerissenen Augen und glühenden Gesicht stehen. War das wirklich passiert? Albus war sich nicht sicher, ob das nicht womöglich einer seiner bizarren Träume war.

»Huhu, Erde an Albus«, sagte Rose, als er eine halbe Stunde später draußen am See saß. Er hatte sein Astronomie Buch vor sich aufgeschlagen, eine frische Rolle Pergament auf einem anderen Buch aufgerollt und die Feder in seiner Hand tropfte Tintenkleckse auf das Papier, während er den See anstarrte. »Was ist denn mit dir passiert? Hast du einen Geist gesehen?«

»Rose? Bist du schon einmal mit jemandem...Ausgegangen?«, fragte er unsicher und ließ den Blick zu ihr hinüber gleiten.

»Nicht...So wirklich, denke ich«, meinte sie und wirkte irritiert. »Wieso?«

»Ich glaube, ich habe Panik«, sagte er und starrte sie an, während sie die Augenbrauen zusammen zog.

»Al, ich verstehe nicht ganz...« Aber dann riss sie die Augen auf, legte ihre Bücher beiseite und beugte sich mit halb offenem Mund zu ihm vor. »Warte mal. Hast du dich mit jemandem verabredet? Wer ist es? Ist er in unserem Jahrgang? Welches Haus? Was-«

»Rose, ich drehe durch«, unterbrach Albus sie aufgebracht und packte ihre Schultern. »Ich weiß nicht wie...Was, wenn er mich...Du weißt schon...Wenn er mich küssen will? Ich habe noch nie jemanden geküsst. Ich weiß doch überhaupt nicht, wie das geht...«

»Jetzt komm doch mal runter, Albus«, erwiderte sie mit Nachdruck und musterte ihn einen Moment lang. »Er wird dir beim ersten Date doch sicher nicht sofort die Zunge in den Hals stecken und außerdem gibt es da echt nicht viel, was du falsch machen könntest. Vertrau einfach deinen Instinkten und mach das, was er auch macht. Du wirst es schon nicht komplett versauen.«

»Das hilft mir gerade überhaupt nicht«, seufzte er, ließ sie los und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, während sein Blick zu Boden glitt.

»Sagst du mir wenigstens, wer es ist?«, fragte sie neugierig.

»Jack Callum«, erwiderte Albus und sah aus dem Augenwinkel, wie sie erneut die Augen aufriss.

»Ravenclaws Sucher?«, fragte sie ungläubig. »Bei Merlins Unterhose, Albus. Was hast du gemacht, damit er mit dir ausgeht?«

»Was?«, fragte er verwirrt, angesichts ihres fassungslosen Gesichtsausdrucks. »Garnichts. Wir haben...Uns letzte Woche beim Frühstück angesehen und dann hat er mich später gefragt, ob ich mich mit ihm in Hogesmeade treffen will. Wieso? Ist das irgendein Problem?«

»Oh, für einige ist das sicher ein Problem«, meinte Rose und grinste plötzlich. »Offenbar bist du garnicht so ein Loser, wie du gedacht hast.«

»Oder wie du gedacht hast«, fügte er hinzu, bevor sie mit den Augen rollte.

»Bist du...Aufgeregt?«, wollte sie dann wissen und Albus hätte beinahe gelacht.

»Ich habe dir doch vorhin schon gesagt, dass ich verdammte Panik habe, Rose«, erwiderte er. »Was, wenn keiner von uns weiß, worüber wir uns unterhalten sollen und dann schweigen wir uns den ganzen Abend lang an und alles wird ganz peinlich und-«

»Albus«, unterbrach sie ihn seufzend und sah ihn ernst an. »Hör auf dir dein Date zu versauen, bevor du überhaupt dort warst, ok? Freu dich einfach darauf. Jack ist ein sehr netter Typ und offenbar mag er dich. Das ist toll. Sei einfach du selbst.«

Die Sache war bloß, dass Albus ziemliche Angst davor hatte, das ganze zu versauen, indem er er selbst war.

Give Me A Reason - HP Scorbus FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt