Give Me A Reason - HP Scorbus FF

XIX.

Rose starrte ihn an. Das wusste er, auch ohne den Blick von seinem Toast zu heben, der unberührt auf seinem Teller lag, während die große Halle sich langsam leerte. Nur noch Hyade und Ikerus unterhielten sich angestrengt am Lehrertisch und ein paar Hufflepuff Schüler saßen lachend an ihrem Tisch und tranken die letzten Schlucke ihres Kürbissaftes.

»Al, ich habe dich etwas gefragt«, sagte Rose ein wenig ungeduldig. »Du musst mir nicht antworten aber gib mir wenigstens zu verstehen, dass du mich gehört hast.«

»Ich habe dich gehört«, seufzte Albus. »Und wir haben uns nicht gestritten, Herrgott. Ich verbringe eben viel Zeit mit Jack. Er ist mein Freund, ok? Ich darf mich ja wohl noch mit ihm treffen.«

»Das ist mir schon klar«, erwiderte Rose und rutschte ein wenig auf der Bank herum, während sie ihr Gewicht verlagerte. »Aber ihr habt seit Wochen nicht miteinander geredet, Albus. Das ist nicht normal.«

»Hat er dir das erzählt?«, fragte Albus und starrte sie an.

»Nein, ich habe Augen im Kopf. Oder glaubst du, ich bekomme nichts mit?«

Albus sah erleichtert wieder auf seinen Teller hinunter und umschloss mit einer Hand seinen Kelch. »Vielleicht...Haben wir uns irgendwie...Auseinander gelebt.«

Rose schnaubte ungläubig. »Ja, sicher. Deswegen starrt ihr euch total überrumpelt an, wenn ihr euch draußen in den Gängen begegnet. Sag mir doch wenigstens was passiert ist, damit ich weiß, ob ich ihm das nächte Mal sagen soll, er kann sich verziehen, wenn er wieder nach dir fragt.«

»Es ist nichts passiert, Rose«, erwiderte er mit Nachdruck aber es war deutlich, dass sie ihm nicht glaubte. Er seufzte entnervt, ließ den Blick zur verzauberten Decke hinauf gleiten, wo sich dunkle Wolken tummelten und stieß dann die Luft aus.

»Ok, hör zu«, sagte er, ohne sie anzusehen und rang innerlich mit sich. Konnte er es ihr sagen? Schließlich wusste sie auch das von ihm und Jack und sie hatte ihn kein einziges Mal dafür verurteilt. »Es ist einfach...Im Moment nicht gut, wenn ich Zeit mit ihm verbringe, verstehst du?«

»Nein«, meinte sie und wirkte noch verwirrter, als zuvor. »Nein, Al, ich verstehe es nicht. Wieso sagst du das plötzlich, obwohl du dich vor einem Monat noch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hast zu glauben, dass er dir nicht gut tut?«

»Das ist es nicht«, erwiderte er und starrte wieder auf seinen Toast. »Scorpius ist wirklich ein guter Mensch, Rose. Und das hat überhaupt nichts mit ihm zu tun. Es hat...Mit mir zu tun. Es ist meine Schuld.«

»Was ist deine Schuld?«, wollte sie wissen. »Hast du etwas dummes getan? Seinen Besen zerbrochen? Seine Hausaufgaben gegessen? Was ist los, Albus?«

»Ich habe...« Er wandt sich, starrte die Tischplatte an und verzog das Gesicht. »Es ist einfach so, dass...Das ich...Das ich...«

»Al, du tust es schonwieder«, seufzte sie. »Sags einfach. Reiß es ab wie ein Pflaster.«

Reiß es ab wie ein Pflaster.

»Ich liebe ihn«, sagte er und es fühlte sich an, als hätte sich ein weiterer Knoten in seiner Brust gelöst, ein weiteres Gewicht, dass ihn hinunter drückte und das Atmen erschwerte. Rose erstarrte.

»Du meinst...«, murmelte sie.

»Ja«, sagte er und wagte es, sie anzusehen. Sie wirkte überrascht. »Ich meine, dass ich total verknallt in ihn bin. Ich meine wirklich. Sehr.«

»Hast du es ihm gesagt?«, fragte sie leise und wirkte plötzlich besorgt. »Geht ihr euch deshalb aus dem Weg?«

»Spinnst du?«, fragte Albus ungläubig und riss die Augen auf. »Glaubst du, ich sage ihm so etwas? Nein, ich gehe ihm aus dem Weg, damit ich die Sache einfach vergessen kann und damit er es nicht bemerkt.«

Sie spitzte die Lippen und musterte ihn einen Moment lang, bevor sie erneut anfing zu sprechen. »Und...Hast du vielleicht schon einmal darüber nachgedacht, dass er dich vielleicht auch mögen könnte?«

»Er mag mich, Rose«, seufzte er augenrollend. »Ich bin sein bester Freund. Natürlich mag er mich, nur eben nicht...So wie ich ihn mag.«

»Und...Das weißt du, weil?«, fragte sie skeptisch.

»Weil er in dich verknallt ist, verdammt. Ich dachte, das weißt du.«

»Albus, Scorpius ist nicht in mich verknallt«, meinte sie ernst. »Er war in mich verknallt, damals in der Ersten und in der Zweiten, als er mir diese albernen Liebesbriefe geschrieben hat, die wirklich ziemlich peinlich waren. Aber seit der Dritten Klasse sieht er mich nicht einmal mehr an. Als er mich vor ein paar Tagen nach dir gefragt hat, da hat er das erste Mal seit Jahren mit mir geredet.«

»Weil er denkt, dass du ihn hasst«, sagte Albus.

»Das hat er auch damals gedacht und mir trotzdem diesen wiederlich pinken Plüschbären geschenckt«, erwiderte sie augenrollend.

»Vielleicht ist ihm klar geworden, dass er wirklich keine Chance bei dir hat.«

»Oder ihm ist klar geworden, dass er seine Zeit und sein Geld in die falsche Person investiert hat«, erwiderte sie. Albus seufzte und blickte auf den Boden hinunter.

»Dann mag er jetzt eben Alice«, sagte er. »Tatsache ist, dass er auf Mädchen steht.«

»Tatsache ist, dass Jack letztes Jahr auch mit einem Mädchen zusammen war, Albus. Und ich glaube, dass er sie wirklich mochte und das hält ihn trotzdem nicht davon ab, jetzt dich zu mögen, oder?«

»Das ist...Etwas anderes.«

»Wieso?«, fragte sie und zog die Augenbrauen zusammen. »Verdammt, Albus. Du musst mit Scorpius reden und du musst Jack die Wahrheit sagen. Das ist ihm gegenüber wirklich nicht fair.«

»Ich weiß«, seufzte Albus und schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, während er die Ellenbogen auf dem Tisch abstürzte und das Gesicht in seinen Händen verbarg. »Fuck, ich weiß, Rose. Es ist nicht...Ich mag Jack. Ich mag ihn wirklich und ich dachte, wenn ich mit ihm zusammen bin, dann vergesse ich die Sache mit Scorpius vielleicht und...Und wir könnten einfach wieder Freunde sein, verstehst du? Ich wollte nicht...Ich wollte das alles nicht.«

»Ich weiß«, sagte sie leise und er spürte, wie sie ihm mit der Hand über den Rücken streichelte. »Ich weiß, dass du das nicht wolltest, Al. Du warst verwirrt aber genau deswegen musst du damit aufhören, dass alles in dich hinein zu fressen. Sei ehrlich zu den Leuten, denen du etwas bedeutest. Wir wollen doch bloß dein Bestes.«

Er nickte, verharrte jedoch in der Position und blinzelte die Tränen weg, die sich in seinen Augen gesammelt hatten.

»Glaubst du...Jack hasst mich, wenn ich ihm davon erzähle?«, fragte er leise. Rose seufzte.

»Nein«, sagte sie dann. »Jack ist beliebt, er sieht gut aus und er ist schlau. Er wird schon darüber hinweg kommen.«

»Wow, danke für die aufmunternden Worte«, sagte Albus sarkastisch und setzte sich wieder aufrecht hin, wobei er sich mit dem Ärmel schnell über die Augen wischte, als sie gerade nicht hinsah.

»Das habe ich doch garnicht so gemeint«, erwiderte sie augenrollend. »Natürlich wird er traurig sein aber er ist ein sehr positiver Mensch und er wird es verstehen.«

Albus nickte nur und beschloss, sich erst nach der nächsten Unterrichtsstunde Gedanken darüber zu machen, wie er Jack am besten erklärte, dass er ein mieser Heuchler war und ihn die ganze Zeit über angelogen hatte. Er fühlte sich wirklich schlecht.