Kapitel 7 - Shakespeare mal anders-

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Unbekannte Nummer 1 oder auch Elli:

Als schlichte Zuschauerin spuckte ich den beiden unsichtbar hinterher, während sie sich gänzlich auf das Stück und Romeo konzentrierten. Nicht einmal als meine Hand gegen meine Stirn schlug, weil es mehr als absurd war, was hier lief, schien ich zu wecken. Warum ich ausgerechnet den Begriff "wecken" verwendete? Ganz einfach, ich musste träumen oder Halluzinieren, denn nur meine verschiedensten Persönlichkeiten, die ich tief in mir verborgen hielt, konnten sich so einen kranken Scheiß ausdenken.

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: „Wo zum Teufel, mag denn dieser Romeo sein? Kam er verblichene Nacht nicht nach Hause?"

BENVOLIO/ Engel Elli: „Sein Bediensteter sagt Nein." Wenigstens konnte ich denn Text in Gedanken kommentieren, weshalb ich gerne auf das Thema Bedienstete zurückkam. Vielleicht war dieses Stück doch nicht so mies, wie ich dachte.

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: „Wie zum Henker, dieser bleichsüchtige, hartherzige Mensch, diese Rosalinde quält ihn, dass er endlich zum Narren drüber werden wird." Und wer war gleich noch Rosalinde? Doch die Frage beantwortete sich selbst, als sexy Elli mir zuwinkte und ein dickes Namensschild dabei hochhielt und immer wieder auf sich zeigte, wobei sie ihre Kurven immer wieder betonend da bot. Wenigstens würde ich niemals allein sterben, bei den Charakteren in meinem Kopf.

BENVOLIO/ Engel Elli: „Tybalt des alten Capulets Neffe, hat einen Brief in seines Vaters Haus geschickt." Und schon stand die wütende Elli bereit, um auf die nicht vorhandenen Bühne zu stürmen und das mit.... Hatte die da etwa eine Machete in der Hand? Den Göttern sei Dank, stürzten sich die anderen auf sie, um die wütende Elli aufzuhalten, ob es jedoch an der Waffe in Ihrer Hand oder weil ihr Auftritt noch nicht gefragt war lag, konnte ich jedoch bei dem Tumult nicht deuten.

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: „Eine Ausforderung, auf mein Leben!"

BENVOLIO/ Engel Elli: „Romeo wird ihm antworten, wie sich's gebührt."

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: "Auf einen Brief kann endlich ein jeder antworten, der Schreiben gelernt hat." Die Frage ist nur, kann ein Hinterwäldler von Ninja auch auf diese altehrwürdige Art schreiben? Jetzt, wo ich so darüber nachdachte, habe ich ihn nie in meiner Welt schreiben sehen.

BENVOLIO/ Engel Elli: „Nein, ich meine Tybalt wird seinen Mann in Romeo finden.

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: „Wollte Gott! Aber ach, der arme Romeo! Er ist schon Tod; von einer weißen Dirne schwarzem Aug zu Tod gestochen! Mit einem Liebes-Liedchen durch und durch die Ohren gestoßen! Der kleinen blinden Bogenschütze hat ihm den Herz-Bendel abgeschossen; und er soll der Mann sein, sich mit einem Tybalt zu messen?"

BENVOLIO/ Engel Elli: „Wie, was ist denn Tybalt".

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: „Mehr als der Fürst der Katzen; das glaube mir. O, das ist der herzhafte Obrist-Leutnant aller Komplimente; er ficht dir so leicht als du einen Gassen-Hauer singst, und bohrt dir nach der Kadenz, trotz dem besten Tanzmeister mit eins, zwei, drei, sein Federmesser in den Busen, dass es eine Lust zu sehen ist ein wahrer Mörder eines seidenen Knopfs, ein Duellierst, ein Duellierst! Ein Mann, der immer zu förderst an der Spitze seines hohen Hauses steht, ein Mann der sich nach den Noten schlägt - - ah, der unsterbliche Passado, der Punto reverso, der. Hey!

BENVOLIO/ Engel Elli: „Der was?" Ich habe keine Ahnung, Schwester, ich bin da ganz bei dir mit den Fragezeichen über den Kopf, kommentierte ich auch diese Szene und schüttelte meinen Schädel, bis mir schlecht wurde.

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: „Der Henker hohle diese frigiden, lispelnden, affektierten Narren! Diese süßen Bürschchen, die mit einem halbausländischen Akzent ausrufen: Jesu! Die allerliebste Klinge! Der allerliebste Grenadier! Die allerliebste Hure! Wie ist es nicht erbärmlich, Großvater, dass wir mit diesen Schmetterlingen, mit diesen Mode-Fratzen diesen pardonnés-moi's heimgesucht sein sollen, die so steif auf der neuen Mode halten, dass sie unmöglich auf der alten Bank ruhig sitzen können? O! Ihre bons, ihre bons!

Und da kam mein Romeo stolziert wie ein aufgeplusterter Pfau auf uns zu und das erste Mal wurde mir klar, dass in dem Liebesstück Romeo und Julia wahnsinnig viel geflucht wurde.

BENVOLIO/ Engel Elli: „Hier kommt Romeo, hier kommt er". Das sehe ich, ich bin ja nicht blind oder Taub, schoss es mir durch meine Synapsen.

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: „Ohne seinen Hoden wie ein gedörrter Häring. O Fleisch, Fleisch, wie bist du fischig! Ist er in den Harmonien vertieft, worin Petrarch daher fließt: Laura war gegen sein Fräulein nur ein Küchen-Mensch. Zum Henker, sie hatte einen Liebhaber, der sie besser bereiten konnte. Dido war gegen sein Mädchen nur eine dicke Saug-Amme, Helena und Hero-Miezen und Landstreichersware, Trieben eines Katzen-taugliches Ding, oder so was. Aber nun zur Sache! Signor Romeo, bon jour; das ist ein französischer guter Morgen für eure französischen Hosen. Ihr spieltet uns einen artigen Streich letzte Nacht"

Und Romeo hatte nichts Besseres zu tun als nach so einer Tirade einfach nur „Guten Morgen meine Freunde. Was für einen Streich spielt' ich euch denn?" Zu antworten.

MERCUTIO/ liebes tolle Verrückte Elli: Dass ihr so davon schlüpftet, wie wir euch ruften." Nur war er gerade, mit etwas anderen beschäftig... oder jemand anderen sollte ich vielleicht denken.

Dann hättet ihr euch auch lieber mal von Liebe schwingen wachsen lassen sollen wäre sicherlich die bessere Antwort gewesen als „Um Vergebung, mein lieber Mercutio, meine Geschäfte war wichtig, und in einem solchen Fall wie der meinige, ist es einem ehrlichen Mann erlaubt, eine kleine Ausnahme von den Regeln der Höflichkeit zu machen".

Und weil meine Qualen noch lange nicht vorbei waren, tauchte die wütende Elli auf, schlug Romeo zusammen, stach MERCUTIO alias liebestolle Verrückte Elli nieder und lief gackernd und mit der Machete bewaffnet einfach weg. Ich hatte wirklich ernsthafte emotionale Probleme.

Und da nicht alles schon chaotisch genug war, bekam ich gerade noch mit wie mein Romeo mich erschlug, wobei es ja eigentlich nur die wütende Elli war, bevor meine Augen zu vielen und ich die süße Stimme meines Geliebten an meinem Ohr vernahm. Scheiße war ich jetzt etwa Tod? Und wenn ich hier starb, starb ich dann wirklich? Und wer würde dann meine Katze füttern? Ich jawohl sicherlich dann nicht mehr.

Romeos Stimme hielt mir bei klarem Verstand und auch wenn ich nicht jedes Wort verstand, so wünschte ich mir, dass die Botschaft wirklich von dem Original käme. Denn er sprach nur selten meinen Namen, so wie jetzt.

„Wie oft ist es schon begegnet, dass Sterbende kurz vor ihrem letzten Augenblick noch aufgeräumt gewesen sind. O gönne mir noch einen solchen Augenblick! Meine Geliebte, mein Weib, der Tod, der den Honig deines Atems aufgesogen, hat noch keine Gewalt über deine Schönheit gehabt; du bist nicht besiegt; noch schwebt die purpurne Fahne der Schönheit auf deinen Lippen und Wangen, und die blasse Flagge des Todes ist hier noch nicht aufgesteckt. Tybalt, liegst du hier in deinem blutigen Leichen-Tuch? O was kann ich mehr tun, wie kann ich dich besser rächen als eben diese Hand, die dein jugendliches Leben geendigt hat, gegen deinen Mörder zu gebrauchen? Vergib mir teurer Vetter! Ach! Liebste Ellen, warum bist du noch so schön? Soll ich glauben, der unwesentliche Tod sei in dich verliebt worden, und das dürre, scheußliche Ungeheuer unterhalte dich hier im Dunkeln, um seine Liebste zu sein? Aus Furcht es möchte so sein, will ich immer bei dir bleiben und von diesem Augenblick diesen Palast der düstern Nacht nimmermehr verlassen; hier, hier will ich bleiben, bei den Würmern, die deine Kammer-Mädchen sind; hier will ich eine immerwährende Ruhe finden, wenn ich das tyrannische Joch erboster Sterne von diesem Lebens-überdrüssigen Fleisch abgeschüttelt habe. Mein Auge, sieh' sie zum letzten Mal an; umfanget sie zum letzten Mal meine Arme, und ihr siegelt, o meine Lippen mit dem letzten Kuss dem wuchernden Tod eine Verschreibung, die nie wieder abgelöst werden kann." Ich spürte, wie mir bei diesen Worten die Tränen aus den Augenwinkeln meine Wangen Hinabflossen, doch einen letzten Kuss spürte ich nicht.

Kakashi FF 2 -Fortsetzung...  Muss das sein?-✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt