Kapitel 5

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Da hab ich doch gestern glatt ver gessen zu veröffentlichen... Sorry! Vielleicht kommt diese Woche als Entschädigung noch ein weiteres Kapitel :)

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„So, setz dich mal zu mir", fordere ich Lenny auf und klopfe auf den Stuhl neben mir.„Das heute war eigentlich eine Art Probearbeitstag von dir. Ich würde mich freuen, wenn es dir gefallen hat, und du ab sofort hier mitarbeitest. Dafür gibt's natürlich allerlei Papierkram, den musst du unterschreiben. Lies es dir zuhause in Ruhe durch, wir wollen dich nicht übers Ohr hauen", erkläre ich ihm. Schnell suche ich das lästige Geschreibsel heraus. Zum Glück habe ich damit nicht viel zu tun, mir gehört der Laden ja nicht. Aber Eleanor verlässt sich so sehr auf Amelie und mich, dass sie auch Verträge mit Leuten unterzeichnet, die sie nie gesehen hat.

„Und... wie war ich?", fragt Lenny schüchtern. Ich kichere leise, denn das letzte Mal, dass mich das jemand gefragt hat, war unter etwas anderen Umständen.
"Ich kann nicht glauben, dass du das noch nicht gemacht hast", stelle ich anerkennend fest, „du lernst extrem schnell und ich glaube, du verstehst auch, warum wir etwas wie machen, das ist viel Wert. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du wiederkommst, du wärst uns sehr schnell eine große Hilfe."
„D-danke", stottert Lenny verlegen. Es wirkt fast, als wäre er in seinem Leben noch nie gelobt worden, dabei macht er es so gut!

„So, aber genug geschleimt. Ich würd' dich für heute entlassen, wenn du keine Fragen mehr hast", schließe ich und stehe auf.
Lenny schüttelt den Kopf und erhebt sich ebenfalls.
Lächelnd – und zwar ehrlich lächelnd – hängt er seine Schürze an den Haken.

„Wann soll ich denn wiederkommen?", fällt ihm nun doch ein, was mich zum Lachen bringt.
„Ich weiß nicht, wie du unter der Woche Zeit hast. In dem Vertrag, den ich dir mitgegeben habe, stehen erstmal acht Stunden pro Woche, das wären zwei oder drei Tage am Nachmittag. Am vollsten ist es hier ab um drei, hast du ja mitbekommen, da brauchen wir dich natürlich am meisten. Ruf' mich einfach an, wenn du dich entschieden hast, und such' dir aus, welche Tage dir passen", sage ich. Schnell kritzele ich besagte Telefonnummer auf einen Zettel.

„Okay. Danke Viktor. Bis bald", verabschiedet er sich und dreht sich um. Ich stehe etwas verlorenen mit ausgebreiteten Armen hinter ihm, als er die Tür öffnet.
„Bis bald, Lenny", sage ich mehr zu mir selbst, denn Angesprochener ist schon viel zu weit weg, um mich zu hören.

„Ich sagte, halt dich zurück", meint Amelie kopfschüttelnd.
„Mach ich doch, du weißt gar nicht was sonst passiert wäre", verteidige ich mich und schmolle.
„Doch, leider weiß ich das. Sei vorsichtig mit diesem Jungen", murmelt Amelie.
„Wieso vorsichtig?", will ich wissen.
„Irgendwas stimmt mit dem nicht. Hast du mal in seine Augen gesehen?"
„Kaum"
„Ich auch nicht. Er lässt es nicht zu."
„Ach was, er ist einfach schüchtern. Du hast ihn doch nur ein paar Sekunden gesehen. Und überhaupt, das hat doch überhaupt nichts zu bedeuten", entgegne ich genervt. Das wird mir schon wieder alles zu schwarzmalerisch, das ist nicht mein Stil.
„Sei vorsichtig", wiederholt Amelie, bevor sie nach draußen geht, um die Tischdeko wegzuräumen.

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Weil es schon so spät ist und es in nicht einmal vierzig Minuten Essen geben soll, entschließt sich Lennard, auf dem Rückweg den Bus zu nehmen. Wie jedes Mal, wenn er das tut, hat er große Angst erwischt zu werden. Nicht einmal den Nachmittag kann er in Ruhe verarbeiten. Dabei ist doch so viel neu für ihn gewesen und wenn er darüber nachdenken würde, fiele Lennard auf, dass es ihm wirklich gefallen hat.

Glücklicherweise gibt es keine Fahrscheinkontrolle, sodass Lennard unbehelligt zuhause ankommt. Sofort macht er sich daran, das Abendessen vorzubereiten. Als ihn seine Brüder bemerkt haben, helfen sie und stellen allerlei Fragen.
Wie es ihm gefallen habe wollen sie wissen, ob seine Kollegen nett wären. Bereitwillig erzählt Lennard und merkt mit jedem Satz selbst erst so richtig, wie gut er sich heute Nachmittag gefühlt hat.
Die Art, wie Viktor mit ihm umgegangen ist, so herzlich, so verständnisvoll, lässt Lennard lächeln.

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