5. Wahrheit und Illusion

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 Endlich kam ich auch am Ende der Treppe an und sah schon ein paar Teilnehmer nach Luft ringen und ausruhen. Auch die beiden Jungs waren schon da und stritten sich darum, wer als erster von ihnen oben war. Sie hatten wohl um ein Essen gewettet.

Ich ging wieder etwas an den Rand der Menge um den lauten Schlägen der Herzen etwas zu entkommen. Die Zeit, bevor es weiter ging, nutze ich um mir die neue Umgebung anzuschauen. Es war scheinbar eine Art Moor oder Sumpf. Ruhe und ein leichter Nebel lag über der Landschaft. Eigentlich recht schön hier.

Mit einem lautem Geräusch und den flehenden Stimmen der Zurückgebliebenen schloss sich das Tor des Tunnelausganges und Satotz begann nun weitere Informationen preis zu geben. Anscheinend befinden wir uns im Numere Sumpf. Ich lag mit meiner Vermutung also richtig.

Dieser Sumpf wird wohl auch Sumpf der Illusion, Sumpf der Täuschung oder so ähnlich genannt. Hier leben Lebewesen, die durch Täuschung und List ihre Opfer verlaufen lassen und dann töten und fressen. Und genau da durch sollen wir unserem lieben Prüfer folgen. Na das sieht doch vielversprechender aus als dieser dämliche Tunnel. Vielleicht gibts ja jetzt auch ein bisschen mehr Action.

Satotz war dabei uns mehrmals zu ermahnen uns bloß nicht täuschen zu lassen, während ich mich an die Wand des Tores gelehnt hatte und, wieder einmal, nicht richtig zu hörte. Gerade gibt der Typ mit Brille, der mit dem kleinen schwarzhaarigen und dem blonden Jungen als letztes zur Prüfung kam, lautstark seinen Senf dazu und behauptet felsenfest er würde sich doch jetzt nicht mehr täuschen lassen, als jemand zu meiner Rechten etwas schrie.

„Lasst euch nicht täuschen!" Ich war etwas verwirrt, denn in dieser Richtung stand eigentlich niemand und ich hatte bis jetzt keinen Herzschlag gehört. Ich selbst stand recht nah an der Ecke des Gebäudes, aus dem wir gekommen waren, als wir den Tunnel verlassen haben, und alle anderen standen weiter links. Anscheinend hab ich nicht wirklich aufgepasst, ich muss unbedingt wieder an diese "Jagd-Verhältnisse" gewöhnen.

Als nun verwirrtes Gemurmel durch die Menge ging, kam eine Person hinter der Ecke, an der ich halt stand, mit recht starken Blessuren hervor. Trotz der Nähe dieser neuen, unbekannten Person, blieb ich mit verschränkten Armen stehen und betrachte das Spektakel, was sich mir nun bot.

„Glaubt ihm nicht. Ich bin der echte Prüfer. Er ist eines dieser Wesen von hier und will euch in den Sumpf locken. Er hat mich, bevor ich euch abholen konnte, niedergeschlagen. Wenn ihr ihm folgt werdet ihr sterben. Seht her ich habe einen Beweis. Das ist einer seiner Kumpanen, die mich bewacht haben." Damit holte er einen erschlafften Körper hinter sich hervor, der vom Gesicht her eine starke Ähnlichkeit mit unserem Prüfer hatte. Noch mehr Verwirrung stand nun auf dem Plan, aber ich fand etwas komisch.

Ich konnte aus der Richtung des Neuen zwei Herzschläge hören, aber dieses Vieh, welches er hinter sich her schleppte, wirkte von außen tot.

„Ist es tot?" Ich fragte den angeblich richtigen Prüfer direkt. Er sah mich nur verwirrt an.

„Wie meinst du das?"

„Na so wie ich es gefragt habe. Ist es tot? Hast du es getötet?" Eine kurze Verunsicherung blitze in seinen Augen auf, verschwand aber auch sehr schnell wieder.

„Natürlich habe ich es getötet. Es hätte mich sonst getötet, als ich mich befreit habe." Voller Überzeugung versuchte er mir den Tod des Tieres klar zu machen. Die anderen waren noch mehr verunsichert. Ich konnte es an den zunehmend nervös schlagenden Herzen hören.

„Lügner." Das war das einzige, was ich sage. Danach wollte ich mich von der Wand abstoßen und zu Satotz rüber gehen. Kurz bevor ich mich abstoßen konnte, flog etwas haarscharf an meinem Gesicht vorbei und bohrten sich in den Körper des angeblichen Prüfers. Es waren drei Spielkarten. Sofort stieg mir der Geruch von Blut in die Nase, aber das interessierte mich gerade herzlich wenig. Stattdessen schaute ich in die Richtung aus der die Karten kamen. Dort stand Hisoka, mit den restlichen Karten spielend. Hätte ich mir auch fast denken können, dass sie von ihm kommen, denn es passt hervorragend zu seinem Outfit.

„Sag mal hast du noch alle Tassen im Schrank?" Entgeistert schaute ich ihn an. Zwar hätte es mir nichts anhaben können und die Schnitte wären sofort geheilt, aber es geht ums Prinzip. Und es hätte ganz schön gebrannt. Das Problem ist aber, dass er nichts von meiner Unsterblichkeit, so wie eigentlich jeder hier, weiß und mich einfach so hätte umbringen können. Finde ich nicht so prickelnd.

Er ignorierte mich komplett und gab nur ein „Interessant, interessant." von sich. Ich schnaufte beleidigt und mein Blick ging zu Satotz. Erst jetzt viel mir auf, dass er die ganze Zeit überhaupt nichts von sich gegeben hat und einfach nur still das stand. Jetzt hatte er aber drei Spielkarten in der Hand. Hatte Hisoka ihn auch abgeworfen? Aber warte mal, wieso wirft Hisoka überhaupt mit Karten durch die Gegend? Sind das Spezialkarten mit einer Klinge?

„Das ist der echte Prüfer." Hisoka zeigte auf Satotz und begann mit einem selbstgefälligen Grinsen zu erklären.

„Die Prüfer der Hunterprüfung sind selbst Hunter, die hierfür keine Bezahlung bekommen. Es wäre eine Schande, wenn der echte Prüfer so einen einfachen Angriff nicht hätte abfangen können."

„Das ist Richtig. Ich bin etwas enttäuscht, dass viele meine Warnung nicht ernst genommen und sich trotzdem täuschen lassen haben. Dies beeinflusst aber die Bewertung der Prüfung nicht. Aber, und das sage ich nur einmal, jeder weitere Angriff auf meine Person hat die Disqualifizierung von der Prüfung zur Folge. Wenn sie mir nun bitte folgen würden, wir begeben uns nun auf den Weg zur zweiten Prüfung. Bleiben sie dicht hinter mir." Und damit war das Thema gegessen und es ging weiter. Ich war immer noch etwas angesäuert, versuchte aber nah am Prüfer zu bleiben.

Zu allem Überfluss wurde schon nach kurzer Zeit der Nebel immer dichter, so dass man kaum noch seinen Vordermann sehen konnte. Einzig die Schemen konnte man noch erkennen. Da es also immer schwieriger wurde sich mit den Augen zurecht zu finden, stieg ich auf mein Gehör und meine Nase um. Ich folgte den Herzschlägen, die vor mir waren, und hoffte einfach, dass es eine gute Entscheidung war.

Ich kann euch sagen, es war keine, denn auf einmal waren die Herzschläge weg und ich stand vor einer sehr tiefen Schlucht. Die Teilnehmer, die vor mir waren, hatten jetzt einen neuen Look, was wohl an den Spitzen am Boden der Schlucht lagen. Also Piercings und so sind ja cool, aber das war mir dann doch zu löchrig.

Nur was mache ich jetzt? Etwas weiter hinter mir hörte ich weitere Teilnehmer schreien, begleitet von einem sehr lauten Brüllen und Stampfen. Da wollte ich jetzt auch nicht unbedingt hin. Bleibt nur noch Links oder Rechts.




Port Hunter - Der Beginn eines neuen AbenteuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt