23. Phase 3: Eliminieren des Ziels

523 33 5
                                    

Langsam setzte ich mich auf. Da es recht unangenehm wurde, zog ich die Dolche aus meiner Brust und schmiss sie weiter von mir weg. Milo war wieder erstarrt. Ich sah ihn an.

„Was schaust du denn so verdattert? Gott hat nichts damit zu tun, dass du noch lebst. Das ist ganz allein mein verdienst. Dir hätte doch von Anfang an klar sein müssen, dass du nicht lebend aus dieser Sache heraus kommst.“ Ich lächelte.

„A…a…a….“ Er bekam sich kaum unter Kontrolle. Sein Körper zitterte unkontrolliert und seine Hose färbte sich dunkel. Er hat sich vor Angst eingenässt. „Aber..a…“

„Aber was? Warum ich noch lebe? Obwohl mein Herz durchbohrt wurde?“ Ich stand auf, während Milo immer weiter zurück ging. Auf einmal stolperte er über eine Wurzel und fiel auf seinen Hintern. Als er weiter krabbeln wollte, holte ich einen meiner Dolche heraus und durchbohrt einen seiner Füße, um ihn fest zu nageln. Vor Schmerz schrie er auf. Bevor er reagieren konnte, nahm ich ihm seine restlichen Dolche ab und jagte sie durch seinen anderen Fuß und seine Hände. Ein weiterer lauter Schmerzensschrei entfloh seiner Kehle und hallte im Wald nach.

„Lustige Sache: ich bin schon tot.“ Ich beugte mich über ihn. Leise wimmerte er vor sich hin. Tränen liefen seine Wangen herunter und er atmete flach. Sein Herz konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen.

„Weißt du, ich wäre gerne mit einem hohen Alter im Kreise meiner engsten Vertrauten gestorben. Ohne Schmerzen, in Ruhe und Frieden. Stattdessen starb ich auf einem Schlachtfeld. Dabei mein Land und meinen König zu beschützen und ein Versprechen einzuhalten. Dagegen ist ja nichts einzuwenden. Ich hätte ehren voll sterben können. Aber ich hatte versagt. So sehr versagt. Ich wollte nicht mit dieser Schande sterben. Und dann war er da.“ Ich richtete mich wieder auf und fing an die Dolche, die vorhin noch in mir steckten, wieder auf zu sammeln. Milo beobachtete mich dabei angstvoll, immer noch wimmernd. Vermutlich verstand er nur die Hälfte von dem, was ich von mir gab.

„Er hatte ein verlockendes Angebot. Und ich war gebrochen und dem Sterben nahe. Also nahm ich es an. Zwar musste ich dafür wirklich sterben, aber hey. Das Endergebnis war um einiges besser. Wenn man mal bedenkt, dass das vor ungefähr 600 Jahren war. Ich habe mich doch gut gehalten, oder?“ Als ich zu ihm schaute, war er gerade dabei in Ohnmacht zu fallen. Um ihn wieder zurück zu holen, trat ich ihm in den Bauch.

„Schön hier geblieben. Ich bin noch nicht mit dir fertig. Außerdem erzähle ich etwas. Hör gefälligst zu!“ Noch ein Tritt, gefolgt von Schmerzlauten.

„Ich fand es ja irgendwie witzig, dass das Schicksal beschlossen hat, dich zu meinem Ziel zu machen. Ich meine, nach der Aktion im Turm hätte ich dich so wie so gejagt, aber ich hätte mir nicht so einen kleinen Spaß draus gemacht. Deine Beleidigungen hätte ich nicht auf mir sitzen gelassen. Ich war immerhin mal oberster Befehlshaber der königlichen Armee und Leibwächter des Königs. Und das als Frau. Da muss ich mir von so einem möchtegern Kämpfer nichts sagen lassen.“ Langsam fing ich an mit einem seiner Dolche Muster auf seiner Haut zu malen. Mal Schnitt ich die oberste Haut auf, mal ging ich tiefer. Er wandte sich unter mir und versuchte von mir weg zu kommen, nur verhinderten die Dolche das. Bei jeder Bewegung schrie er wieder vor Schmerzen. Ich genoss es einfach nur.

„Beweg dich doch nicht, wenn es so weh tut.“ Mit meiner Tätigkeit hörte ich aber nicht auf. Schon bald war sein Körper komplett von Blut bedeckt. Durch die Wunden in seinen Händen und Füßen und durch mein Kunstwerk setzte langsam der Blutmangel bei ihm ein. Der Herzschlag wurde immer schwächer und seine Augen verdrehten sich öfter. Jedoch holte ich ihn mit jedem Schnitt wieder zurück. Danach beobachtete ich ihn einfach nur noch. Nach einer halben Stunde hatte sein Körper aufgegeben. Mit einem vor Schmerz verzerrtem Gesicht stoppte sein Herz.

„Schwach.“ Als Letztes nahm ich ihm seine Teilnehmernummer ab. Ich musste sie an meiner Hose sauber machen, da mein Top, die Kleidung von Nummer 131 und der Waldboden nun mit Blut getränkt waren und ich sonst kein trockenes Stück Stoff hatte, mit dem ich es hätte reinigen können. In meinem Rucksack waren nur meine noch sauberen Tops, die ich garantiert nicht dafür opferte. Zwar war am Ende immer noch viel Blut dran, aber man konnte die Nummer wieder erkennen. Ich packte es zu den anderen zwei, genau so wie mein eigenes. Phase drei, das Ziel eliminieren, war erledigt. Nur was mache ich jetzt? Ich habe noch fünf Tage, die ich hier verbringen musste. Und gibt es nicht noch jemanden, der mich als Ziel hat?

Letzt endlich entschied ich mich zu dem Strand der Insel zu gehen. Dort würde auch in fünf Tagen das Schiff wieder anlegen und uns abholen. Ich könnte so lange in der Sonne liegen und mich entspannen. Vielleicht kommt auch ein weiterer Teilnehmer vorbei. Ich bekomme nämlich langsam wieder Hunger. Die Pillen möchte ich wirklich nur für Notfälle verwenden.

Als ich aus dem dichten Teil des Waldes kam, ging langsam wieder die Sonne auf. In der Ferne konnte ich dunkle Wolken am Himmel sehen. Vielleicht wird das mit dem in der Sonne liegen doch nichts werden. Das wäre aber die perfekte Gelegenheit für eine Dusche.

Auf dem Weg zum Strand begegnete ich keiner Menschenseele und ich fragte mich, wie viele noch im Spiel waren. Kaum war ich da, da fielen schon die ersten Regentropfen. Schnell suchte ich für meinen Rucksack ein geschütztes Plätzchen. Danach stellte ich mich direkt in den Regen. Da es ein starker Regenguss war, zog  ich mein Top aus und rieb all das trockene Blut von meiner Haut. Na ja, so gut es ging. Ohne Seife war es etwas schwierig. Aus meinen Haaren werde ich es wahrscheinlich nicht heraus bekommen. Danach genoss ich das prasseln der Regentropfen auf meiner Haut. Die Kälte macht mir ja nichts aus, habe ja keine Körperwärme. Nach einer halben Stunde war es schon wieder vorbei. Die Wolken verzogen sich und die Sonne kam heraus. Ich ließ mich in der Nähe meines Rucksack nieder und ließ mich trocknen. Später, wenn dann auch meine Hose und mein BH trocken sind, kann ich ein neues Top anziehen. Das Grüne ist ja, genau wie das Erste, hinüber. Ich glaube, das Erste, was ich nach der Prüfung machen werde, ist Shoppen gehen. Ich brauche dringendst neue Klamotten. Da Hisoka mich, oder ich ihn, je nachdem wie man es sieht, an der Backe haben wird, kann er ja auch gleich zahlen. Der hat bestimmt genug Geld.

„Das ist ein überaus guter Plan.“ Grinsend schloss ich die Augen und fing an zu dösen.

Port Hunter - Der Beginn eines neuen AbenteuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt