2. Das Tor ins Unbekannte

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 „Oh ja natürlich. Also das hier, was du siehst ist ein Gestell für ein Portal. Wir haben ja schon eine Weile daran gearbeitet etwas zu erfinden, um in eine andere Dimension oder so etwas ähnlichem zu kommen, und nun haben wir es wirklich geschafft ein Portal künstlich zu erschaffen. Nur leider wissen wir nicht genau, in welche Dimension oder Welt es führt und wie es da so ist, was wir aber wissen ist, dass Handysignale in die andere Dimension und wieder zurück gehen. Das heißt, man könnte mit jemanden in der anderen Dimension telefonieren, sofern man natürlich die Handynummer hat und immer ein Stück des Portals offen ist. Und außerdem kann man beliebig oft hin und zurück reisen. Es schließt sich also nicht sofort, wenn man es durchquert hat. Allerdings ist unklar, ob das Portal sich immer am selben Ort öffnet oder immer wieder an anderen Orten."

Ich war baff und sprachlos. Ich wusste, dass die beiden an so etwas gearbeitet hatten, aber, dass es ihnen wirklich gelingt hätte ich nicht gedacht. Aber es ist unglaublich interessanter. Ich würde gerne sofort in diese Dimension reisen, sie erkunden und entdecken. Dass die beiden mich interessiert und abwartend anstarren, merkte ich erst nach ein paar Minuten.

„Und was sagst du May?"

„Das ist einfach unglaublich. Das ihr es wirklich geschafft habt, ist einfach unglaublich. Ich würde gerne dort hin. Ich möchte hinreisen und alles erkunden. Bitte, bitte sagt mir, dass das funktioniert." Beide fingen stolz an zu grinsen. Sie scheinen eine ähnliche Reaktion von mir erwartet zu haben.

„Was meinst du denn, warum wir dir das erzählen, Maylene. Wir wissen doch, wie langweilig dir ist. Und da du unsterblich bist, kann dir auch nichts passieren. Außerdem haben wir uns gedacht, dass du gerne sofort los wollen würdest und haben deswegen schon ein paar Sachen vorbereitet." Friedward schob mich zu einem Tisch auf der anderen Seite des Portals. Auf diesem Lagen verschiedene Sachen. Ein Rucksack, zwei Blutkonserven, ein kleines Täschchen, zwei Dolche, die meinen eigenen sehr ähnlich waren, zwei Notizbücher, reichlich Stifte und eine Tablettendose.

„Da wir ja nicht so genau wissen, was dich auf der anderen Seite erwarten wird, haben wir einen Rucksack etwas modifiziert." Friedward nahm den Rucksack und zeigte mir das Innenleben. „Wir haben hier vorne eine Innentasche eingebaut, die den gleichen Effekt wie eine Kühltasche hat. Dort drin kannst du die Blutkonserven besser transportieren. Sie werden gekühlt und sind deshalb länger haltbar. Und das hier..." Er hielt nun dieses kleine Täschchen hoch. „...ist extra dafür, dass du die Blutkonserven trinken kannst, ohne dass man gleich sieht, dass es eine ist. Wenn die Menschen, die du eventuell dort triffst, genauso auf Blut trinkende Lebewesen wie hier reagieren, kann es recht unangenehm werden und damit kannst du es etwas verstecken. Außer du denkst, scheiß drauf, dann kannst du sie natürlich getrost ignorieren." Grinsend steckte er sie, wie auch die Konserven, in den Rucksack und fuhr mit seiner Erklärung fort.

„Die Dolche sind zum Ersatz da, falls deine stumpf, kaputt oder sogar verloren gehen. Ich glaube zwar nicht, dass es so weit kommen würde, aber man kann ja nie wissen. In eines der Notizbücher schreibst du bitte alles interessante für uns auf und mit dem anderen kannst du machen was du möchtest. Die Stifte brauche ich ja glaub ich nicht erklären. Und nun zu diesen Tabletten hier." Diesmal nahm er die Tablettendose in die Hand und holte eine rosa farbene Tablette mit einer fledermaus-förmigen Einkerbung heraus. „Diese Tabletten sind speziell für dich entwickelt. Bei Menschen haben sie keine Effekt, aber bei dir können sie den Blutdurst um ein paar Stunden hinauszögern und dir etwas Kraft verleihen. Sie sind aber kein Ersatz für eine Mahlzeit. Nimm außerdem nicht so viele hintereinander, ich bin mir nicht sicher, was sonst passieren würde. Nicht, dass du wieder einen Rückfall bekommst und wir dich nicht stoppen können." Auch diese steckte er mit den anderen Sachen in den Rucksack.

„Ich danke euch, euch beiden. Ihr seid echt die besten." Überglücklich umarmte ich die beiden. Sie waren kurz überrascht, da so etwas nur selten von mir aus kam, erwiderten aber meine Umarmung liebend gerne.

„Dein Handy von uns hast du dabei oder?"

„Ja klar, aber ich brauche noch ein paar Sachen. Aber das müsste alles in meinem Schrank sein."

Das besondere an dem Handy von den beiden war eigentlich nur der Akku. Dieser wurde so verändert, dass er sich nach einer bestimmten Zeit wieder selbst auflädt. Unheimlich praktisch, wenn man bedenkt, wie viele Kabel ich schon vergessen, verloren oder zerstört habe. Außerdem auch jetzt ganz praktisch, da wir ja nicht wissen, ob es in der anderen Dimension überhaupt Strom gibt.

Ich ging also zu meinem Schrank und füllte meinen Rucksack mit weiteren Klamotten. Da ich auch hier sehr viel Zeit verbracht und ab und zu auch hier, wie die beiden, übernachtet habe, habe ich mir einen Schrank hier eingerichtet. Und so stopfte ich noch eine Hose, ein paar T-shirts und Tops und Unterwäsche in den Rucksack. Erstaunlicher weise war immer noch Platz im Rucksack. Das sollte aber an Klamotten reichen. Das allerwichtigste fehlte aber noch und das durfte auch gar keinen Fall fehlen. Meine Kopfhörer. Ohne die ging ich eigentlich nie aus dem Haus. Denn Musik war mein ständiger Begleiter, seit über 600 Jahren. Und das sollte auch so bleiben.

Auf meinem Weg zurück blieb ich noch kurz vor einem Spiegel stehen. Ich betrachtete mich, wie schon hunderte Male. Schwarze, hüftlange Haare, blasse Haut, ein schmales, ovales Gesicht mit dunkel-braunen, fast schwarzen Augen, einer Stupsnase und roten, vollen Lippen. Das dunkelrote Top und die schwarze Jeans betonten meine schlanke Figur. An meinen Oberschenkeln waren meine Dolche sichtbar befestigt. Auf jeder Seite einen. Ich hatte sie damals von meinem Cousin geschenkt bekommen. Er war es auch, der mir das mit dem Vampir sein eingebrockt hat.

Ich schnappte mir noch meine schwarze Lederjacke und meinen Rucksack und kehrte zu den beiden zurück. Wie es scheint, hatten sie auch schon alles soweit vorbereitet.

„Hast du soweit alles?" Ich nickte Francis zu. „Wir werden gleich das Portal öffnen und du musst einfach hindurch gehen. Danach werden wir es erst einmal schließen. Sobald wir eine kleinerer Version des Portals eingerichtet und geöffnet haben schreibe ich dir. Ab dann kannst du uns wieder Nachrichten schreiben. Alles soweit klar? Oder hast du noch Fragen?"

„Fragen nicht. Aber könntet ihr euch bitte gut um mein Motorrad kümmern? Es steht vorm Labor. Aber wehe da ist ein Kratzer drin, wenn ich euch besuchen komme. Ansonsten passt auf euch auf und bleibt am Leben. Ich werde euch vermissen." Ein letztes Mal umarmte ich die beiden. Dann wurde auch schon das Portal geöffnet und ich durchschritt dieses ohne zu wissen, was auf mich zu kommt. Ich hoffte einfach nur, dass sie dort keine Weißeichen haben.

Port Hunter - Der Beginn eines neuen AbenteuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt