ein Tunnel, zwei Stunden und zu viele Blicke

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Auf einmal fing jemand in meiner Nähe an zu schreien. Sofort lag mein Fokus auf dem Mann, den die zurückweichende Menge frei gab. Seine Arme lösten sich gerade in Blütenblätter auf. Neben ihm die Nummer 44. Was er sagte, nahm ich nicht wahr. Ich war einfach nur fasziniert von den Blüten und den Schmerzensschreien des Mannes. Zu meinem erstaunen roch ich kein Blut.

Es erinnerte mich wieder an meine, ich sag mal, wilderen Jahre. Die Zeit, in der ich meine Mordlust einfach hab gehen lassen. Keine Rücksicht auf Verluste, kein Mitgefühl. Kämpfe und Kriege, in denen man noch mit richtigen Waffen kämpfte, der eigenen Kampfkraft. Nicht mit diesen langweiligen Pistolen und Gewehren, die einen Kampf schon mit nur einen Fingerkrümmen beenden. Irgendwie vermisste ich die alte Zeit. Vielleicht kann ich hier ja wieder dorthin zurückkehren. Allein schon die Atmosphäre hier lud dazu ein, mein altes Muster wieder auf zunehmen. Nummer 44 hat den Typen ja auch einfach vor aller Augen gekillt und niemand macht was oder schmeißt ihn raus.

„Na, gefällt dir meine Kunst?" Ich zuckte leicht zusammen. Ich hatte nicht gemerkt, dass sich die Nummer 44 neben mich gestellt hat. Das ist schon lange nicht mehr passiert. Ein weiterer Grund meine Kampf- und Jagdfähigkeiten mal wieder aufzufrischen. Anscheinend bin ich aus der Übung.

„Nun ja. Ich habe so etwas noch nie gesehen und war fasziniert davon. Verrätst du mir, wie du das gemacht hast?" Er fing recht komisch an zu grinsen.

„Ein Zauberer verrät seine Tricks nicht."

„Hm...Schade. Ich würde es allzu gern wissen." Es herrschte kurz Stille und ich begann wieder in meine Gedanken zu verschwinden und ihn zu ignorieren.

„Wie ist dein Name?" Überrascht davon, dass die Nummer 44 noch da war, schaute ich ihn an. Ich dachte er wäre schon wieder abgezogen.

„Nenn mich May. Dürfte ich auch deinen Namen wissen? Oder ist der auch geheim, so wie dein Trick."

„Aber natürlich darf meine Frucht meinen Namen wissen. Mein Name ist Hisoka." Erst jetzt viel mir die starke Mordlust auf, die von ihm ausging. Da scheint ja jemand richtig Bock zu haben, mich um zu bringen. Und wieder einmal vermisste ich die alten Zeiten. Dass er mich Frucht nannte überhörte ich einfach mal.

„Dann wünsche ich uns mal viel Spaß bei dieser Prüfung." Ich grinste ihn herausfordernd an. Er quittierte es mit einem noch viel breiteren Grinsen als vorher. Und kurz sah ich etwas in seinen Augen aufblitzen. War es etwas Aufregung? Oder gar Vorfreude? Sein etwas schneller gewordener Herzschlag bestätigte es. Er freute sich tatsächlich. Interessant. Nur worauf genau?

Während ich also über die Beweggründe Hisokas nachdachte, fing der Boden auf einmal an zu beben. Eine der Steinwände bewegte sich und gab kurz darauf einen langen Gang frei, dessen Wände genauso waren, wie von dem Raum. Als dann die Wand komplett verschwunden war, stand dort ein Mann. Was mir sofort auffiel: Seine Lieblingsfarbe ist Lila. Alles an dem Kerl war Lila. Seine Haare, sein Anzug plus Hose und seine Krawatte. Einzig seine Schuhe und der Schnauzer waren schwarz. Irgendwie erinnert er mich an einen Franzosen. Fehlt nur noch das Baguette.

Als zweites viel mir seinen nicht existenten Mund auf. Also wohl doch kein Baguette. Wie isst der denn?

Er begann nun uns zu begrüßen und sich als Satotz vorzustellen. Des weiteren erklärte er, dass er der erste Prüfer ist und nun die erste Prüfung beginnen würde. Er erzählte noch ein paar weitere Sachen, denen ich aber nur halbherzig Gehör schenkte. Blöde Angewohnheit von mir, aber ich war zu sehr damit beschäftigt über das Essverhalten von Satotz nachzudenken. Ich meine, wie kann man ohne Mund Essen? Das macht mich fertig.

Auf einmal lief er, ziemlich robottermäßig, los und die anderen Teilnehmer hinterher. Ich packte schnell meinen leeren Blutbeutel, den ich immer noch in der Hand hielt, in meinen Rucksack und begann dem Prüfer zu folgen, gefolgt von Hisoka, den ich einfach mal völlig vergessen und stehen gelassen habe. Während des Laufens erklärte Satotz noch, dass er uns die Dauer und Weite unserer sportlichen Aktivität nicht verraten würde und könnte. Da ich ganz stark die Vermutung hatte, dass es noch länger dauern würde, holte ich mein Handy und meine Kopfhörer raus und versuchte mit Musik das bereits auftretende Geschnaufe und Gemecker der anderen aus zu blenden. Unser Prüfer wurde aber auch immer schneller.

Ein weiterer Vorteil als Vampir: man schwitzt nicht, hat sehr viel Ausdauer, die trotzdem ihre Grenzen hat, spätestens dann, wenn ich Hunger habe, und atmen müsste ich eigentlich auch nicht. Ich mache es nur aus Gewohnheit und um nicht auf zu fallen.

Als mich meine langen schwarzen Haare anfingen zu nerven, machte ich mir einen hohen Pferdeschwanz und spürte sofort wieder einen stechenden Blick auf mir. Eigentlich waren da andauernd irgendwelche Blicke, die ich spürte, aber dieser stach dann doch unangenehm heraus. Leicht sah ich in die Richtung, aus der ich den Blick vermute und erblickte Hisoka, der immer noch, mit einem gewissen Abstand, hinter mir lief. Dieser starrte mich neugierig an. Er hat wohl mein Tattoo am Nacken entdeckt. Es sind zwei Fledermausflügel.

Ich ertrug dieses auffällige und unangenehme Starren eine Weile, aber da es nicht aufhörte und mir langsam aber sicher auf den Keks ging, zog ich mein Tempo an, um weiter nach vorne zu kommen. Ob er wohl noch schlimmer starren würde, bekäme er das andere Tattoo zu sehen? Oh bitte nicht. Auf meinem Weg nach vorne musste ich einigen ausweichen, die nicht mehr konnten und schlapp machten, und hörte immer stärker, trotz Musik, wie im allgemeinen der Puls eines jeden weiter in die Höhe schoss.

Nach ungefähr zwei Stunden kamen wir an einer langen Treppe an, an dessen Ende man schon Licht sehen konnte. Vermutlich haben wir es dann endlich geschafft. Ich bin zwar nicht kaputt, aber immer nur den langweiligen und gleich aussehenden Tunnel und die immer erschöpfter werdenden Teilnehmer zu sehen ist echt schrecklich und nicht wirklich motivierend. Außerdem ging mir Hisoka mit seinen Blicken gewaltig auf die Nerven, aber ich habe die vage Vermutung, dass ich sie nie wieder los werden werde und mich wohl daran gewöhnen muss.

Meine Musik habe ich mittlerweile auch wieder aus gemacht, da die Herzschläge mittlerweile so laut und schnell schlugen, so dass mir damit die Musik versaut wurde. Da half selbst die volle Lautstärke und Metal nichts. Naja bei dieser Menge an Herzen auch eigentlich kein Wunder. Gleicher Unterschied wie bei Solo-Sängern und Chören.

Gerade kam ich an der Treppe an und begann diese zu erklimmen, als mich zwei kleine Jungen mit noch reichlich Energie überholten. Das erstaunte mich nun doch. Wie alt mögen die beiden sein? Vielleicht zwölf oder dreizehn? Sie sind auf jeden Fall die jüngsten Teilnehmer. Im allgemeinen ist es erstaunlich, wie viele hier eine recht hohe Ausdauer haben. Zu Hause hätten es nur sehr wenige bis zu diesem Zeitpunkt geschafft. Aber anscheinend gibt es in dieser Welt andere Prioritäten was man können sollte und was nicht.


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Aloha he,  ich melde mich auch mal.

Erstmal freu ich mich, dass du zu meiner Geschichte gefunden hast. 

Ich hatte im Urlaub eine kleine Eingebung für diese Geschichte gehabt und bin selbst noch gespannt, was mein Kopf sich so ausdenkt. Sie wird an manchen Stellen vielleicht etwas Unlogisch sein oder auch total bekloppt (vielleicht auch mal brutaler, weiß ich aber noch nicht), aber was solls, ich bins ja auch XD

Also, für weiterhelfende Kritik und vielleicht auch Lob stehe ich offen, ansonsten an alle, genießt die weiteren Kapitel.

Euer nAchtEulchEn_



Port Hunter - Der Beginn eines neuen AbenteuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt