1. Die Langeweile hat ein Ende?

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 Mir war langweilig. Seit mehreren Jahrhunderten war ich nun auf dieser Welt. Ich habe alles gesehen, viel gekämpft und jeden Fortschritt miterlebt. Menschen kennen gelernt und wieder verloren. Alte und neue Fähigkeiten gefestigt und erlernt. Länder und Kontinente besucht. War immer in Bewegung, denn ich konnte nicht lange an einem Ort bleiben. Ich wäre sonst aufgefallen. In dieser Welt sind Fabelwesen oder menschenähnliche Wesen mit besonderen Fähigkeiten nicht bekannt, sie existieren nur in Geschichten und Erzählungen. Dass es so etwas wie Vampire, Werwölfe und Gestaltwandler existieren, ist den Menschen nicht bewusst. Aber es gibt sie, sie leben unter den Menschen. Es ist zwar nur ein sehr geringer Teil, aber sie sind da. Meine Wenigkeit gehört zu der unsterblichen Sorte, den Vampiren. Genau genommen bin ich ein Urvampir, einer der ersten Vampire. Ausgestattet mit Kraft, Schnelligkeit und Regeneration und natürlich der Unsterblichkeit. Es gibt noch einige andere Fähigkeiten, aber werde ich erläutern, wenn sie wichtig werden. Die einzigen Nachteile sind die Nahrungsaufnahme und die Todesmöglichkeit durch einen Weißeichenpfahl. Ersteres ist nicht all zu schlimm, aber trägt nicht zur Unauffälligkeit bei. Letzteres gilt nur für Urvampire. Bei normalen Vampiren reicht ein einfacher Holzpfahl oder aber Sonnenlicht. Aber ich schweife ab.

Wo war ich nochmal? Ach ja, mir war langweilig. In letzter Zeit war ich relativ faul und unmotiviert. Mein Tag bestand hauptsächlich aus meinem täglichen Kampftraining, auch wenn dies im 21. Jahrhundert nicht mehr nötig war, Serien und Filme schauen, lesen und schlafen. Für mich gab es einfach nichts mehr zu entdecken. Ebenfalls hatte ich schon jegliche Jobs gehabt und wechselte diese auch ständig. Momentan bin ich Model und Teilzeitsängerin. Für viele Mädchen und Frauen ein Traum, für mich nur Zeitvertreib.

Ich saß gerade auf meinem Sofa und schaute durch das Fernsehprogramm, als mein Handy klingelte. Ohne auf die Nummer zu schauen ging ich dran, denn es konnten nur vier Personen sein. Ben, mein Nachbar und Zocker-freund, mein Manager, der mir meinen nächsten Model- oder Sängerjob durchgeben will, oder einer meiner liebsten Freunde, Friedward oder Francis Rubis. Diese beiden Arbeiten in einem Labor, welches seit Generationen schon in meinen Diensten steht. Diese beiden halten mich, wie auch schon ihre Vorfahren, immer wieder mit ihren verrückten Entdeckungen und Erfindungen bei Laune. Mittlerweile ist die Familie Rubis und ihr Labor meine Heimat. Trotz allem würde ich sie für ein neues Abenteuer sofort verlassen. Sie wissen es aber auch und verstehen es.

Und einer dieser beiden rief mich nun an.

„Elefanten-Jagd-Verein Night. Wir töten was trötet. Was kann ich für Sie tun?"

Stille

„Äh...ja. Hast Du wieder deine 5 Minuten May? Ach egal. Das ist jetzt unwichtig. Du musst vorbei kommen, wir haben was unglaubliches entdeckt und ich glaube dir wird es gefallen. Sei in einer Stunde im Labor, wir bereiten alles vor. Bis gleich" Und schon hatte Francis wieder aufgelegt, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. Irgendwie war ich ja schon leicht enttäuscht von seiner Reaktion über meine Begrüßung, aber er klang recht aufgeregt und das bedeutet immer eine Menge Spaß für mich. Also hieß es für mich aufstehen und anziehen. Kurze Zeit später war ich schon auf dem Weg und stellte nach 20 Minuten mein geliebtes Motorrad vor dem Labor ab. Kaum öffnete ich die Tür zu den Laborräumen kam mir etwas entgegen geflogen, dem ich gerade so noch ausweichen konnte. Danach ging ich weiter ins Labor hinein. So etwas passiert hier öfter, deshalb wunderte es mich nicht. Kurz darauf traf ich auf Friedward. Der 85 Jahre alter Greis schaute sich suchend um, als er mich entdeckte. Seine grauen, fast weißen Haare, standen wirr von seinem Kopf ab und sein Laborkittel war schief geknöpft. Er war etwas kleiner als ich, was für meine 1,65 auch schon eine Leistung ist. Er erinnert mich immer wieder an den Professor aus Zurück in die Zukunft. Für sein Alter war Friedward noch topfit und voller Tatendrang. Er hat immer wieder verrückte Ideen auf Lager, die die beiden im Nu umsetzen. Oftmals endet es aber in einer Katastrophe, die für mich immer wieder unterhaltsam ist. Man merkt schon, ich bin sehr Schadenfroh

„Oh, hey May. Hast du zufälliger Weise meine neuste Erfindung vorbeifliegen sehen?"

„Also wenn du das schnelle grüne etwas meinst, was beinahe meinen Kopf getroffen hätte, dann ja. Es ist aus der Tür raus. Wohin es dann hin ist, keine Ahnung."

„Ja, ja das war es. Naja, das wird schon wiederkommen. Ich habe einen Gummiball so modifiziert, dass er erst aufhört zu springen, wenn man ihn festhält beziehungsweise ihn zu fassen bekommt. Aber deswegen bist du ja nicht hier. Komm, Francis wartet schon ganz ungeduldig auf dich. Das, was wir erfunden haben wird dich um hauen." Und schon wurde ich von dem Alten weiter in das Labor gezogen, bis wir vor einer riesigen Apparatur standen. Kurz darauf kam Francis hinter dieser hervor und kam aufgeregt zu uns. Hätte ich nicht aufgepasst, wäre ich samt Francis, der mich stürmisch umarmte, auf den Boden geknallt.

„Endlich bist du da. Das ist so unglaublich. Du wirst staunen, was wir gefunden haben. Das ist so unglaublich. Ich bin so aufgeregt...."

„Boa Francis. Komm mal runter. Erklär mir doch erst einmal, was ihr gefunden habt und was das da für eine Apparatur ist?" Ich versuchte den hyperaktiven Menschen vor mir zu beruhigen. Sein Herz durchschlug ja schon beinahe seinen Brustkorb, so aufgeregt war er. Zur Erklärung: eine weitere Fähigkeit eines Vampirs ist den Herzschlag eines Lebewesens zu hören und wahr zu nehmen. Es muss also wirklich etwas Großes sein, was die zwei erfunden haben.

Francis ist ein 26 Jahre altes, 175 cm großes Spielkind und der Enkel von Friedward. Genauso wie der Alte hat er immer wieder verrückte Ideen und war mir schon mehr als einmal eine große Hilfe, allerdings musste ich ihn auch schon sehr oft aus brenzligen Situationen retten, da er das Talent hat, sich in Gefahr zu bringen. Sein blondes, kurzes Haar stand, wie bei seinem Großvater, in alle Richtungen ab und seine blau-grünen Augen leuchteten vor Freude.

„Oh ja natürlich. Also das hier, was du siehst ist ein Gestell für ein Portal."

Port Hunter - Der Beginn eines neuen AbenteuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt