Das Böse in dir

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Am nächsten Morgen fand ich mich immer noch auf dem Sofa liegend wieder. Verwundert hob ich den Kopf, Aiden schlafen unter mir betrachtend. Niedlich. Da war ich wohl auf ihm eingepennt und er wollte mich nicht wieder aufwecken. Vorsichtig probierte ich, mich von ihm zu rollen, was mir leider nicht so elegant glückte, ich auf dem Boden landete und Aiden erschrocken hochfuhr.

"Autsch", mein Hinterteil schmerzte. Das musste natürlich ausgerechnet mir passieren, was auch sonst.

"Alles okay?", fragte er sofort.

"Jaa", jammerte ich aufgesetzt, den starken Lachreiz unterdrückend. Aidens grinsendes Gesicht brachte mich aus der Fassung, ich prustete los. 

"Kann es sein, dass du ziemlich tollpatschig bist?", neckte er.

"Das fällt dir ja wirklich früh auf!", murrte ich gespielt beleidigt und rappelte mich wieder auf.

"Ja, eigentlich wusste ich das schon vorher", fügte er hinzu, "Frühstück?"

Meine finstere Miene musste ja irgendwie aufgeheitert werden. Er wusste genau, was dagegen half.

"Jaaa!", schrie ich und alle Schmerzen waren vergessen.

Gemeinsam machten wir Pancakes, man musste sich ja mal etwas Gutes tun, auch wenn das sehr ins Klischee fiel. Aber Klischees waren ja nichts Schlechtes, sonst wären sie keine.

Mich an ihn kuschelnd sah ich zu, wie er die Pancakes geschickt wendete. Der Duft strömte in meine Nase, mir lief schon das Wasser im Mund zusammen, da ich schon wieder Ewigkeiten nichts gegessen hatte. Wollte mir mein Schicksal etwa sagen ich war zu dick? Ironischerweise sah ich an mir herunter und konnte nichts finden, was dafür sprach. Es war doch ganz egal wie dick oder dünn man war, niemand hatte das Recht, darüber zu urteilen, ich war trotzdem noch der gleiche Mensch. Von daher löffelte ich extra viel Nuss-Nougat Creme aus dem Glas, um es voll und ganz auszukosten.

"Man lebt nur einmal!", antwortete ich auf Aidens belustigte Blicke.

"Ist ja gut, ich sage doch gar nichts!", redete er sich heraus und hob unschuldig die Hände.

"Lust auf einen Spaziergang am Morgen? Wir können zu unserem Lieblingssee!"

"Überredet!"

Gesagt, getan.

Die frische Morgenluft sauste mir durch die Haare und kitzelte mir im Gesicht. Es war bereits Herbst, weshalb ich schon meinen kuscheligen, beigen Mantel und meinen geliebten, weiß-karierten Schal herausgeholt hatte. Herbst war eindeutig meine Lieblingsjahreszeit. Nichts war schöner als die bunt-roten Blätter an den Bäumen. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Eine Brise wehte die Blätter um uns, seine warme Hand griff nach meiner. Einfach perfekt.

Dachte ich. 

Nie würde etwas ungestört bleiben, immer wenn es perfekt war, musste etwas geschehen.

So auch dieses Mal.

Aiden stoppte mich und hielt meine beiden Hände fest. Liebevoll schaute er mich an, ich lächelte unter seinen Blicken.

"Ti, ich habe eine Bitte an dich."

"Ja, was immer du möchtest!", grinste ich verlegen.

"Wenn du mich wirklich liebst und dir nichts an Asmo liegt, dann nimmst du sein Armband und schmeißt es in den See, auf das es immer verschollen bleibt, so wie er."

"..Ähh, was ist denn so schlimm an diesem Armband, Aiden? Ich finde es wunderschön, ganz unabhängig von der Bedeutung. Ich würde es sehr schade finden!"

The Devil s DollWo Geschichten leben. Entdecke jetzt