Es war der nächste Morgen und wir befanden uns in der Schule. Ich betraft den Korridor und sah meine Clique bereits in der Ecke stehen. Natürlich musste ich die Letzte sein, wie immer. Freudig ging ich auf sie zu und begrüßte alle. Als ich bei Aiden ankam, erhielt ich keine Antwort, er umarmte mich stumm und widmete sich wieder dem Rest von uns. Nur Josie fehlte, was mir wirklich Sorgen bereitete.
"Hat jemand etwas von Josie gehört?", erkundigte ich mich besorgt.
"Sie meinte, sie würde heute lieber zu Hause bleiben, es gehe ihr nicht so gut", antwortete Nora.
"Oh die Arme, dann werde ich ihr später nochmal schreiben!", antwortete ich, von Schuldgefühlen geplagt. Das war alles meine Schuld. Ich hätte sie da gar nicht erst mit reinziehen dürfen. Hoffentlich konnte ich das irgendwann wieder gut machen. Immer bereitete ich ihr Probleme. Erst nach dem Tod meiner Eltern, den sie mit mir durchgestanden hatte und meine Trauer jahrelang ertrug und jetzt die Sache mit den Drohbriefen und dem Übergriff auf uns. Trotzdem hielt sie zu mir. Dafür liebte ich sie so sehr, ja ich bewunderte sie. Womit hatte ich so eine perfekte beste Freundin verdient?
Erst einmal musste ich die Sache mit Aiden klären. Leicht stupste ich ihn an:
"Hey, Aiden?"
"Hmm?", brummte er, ohne die anderen aus den Augen zu lassen.
"Können wir mal reden, bitte?", bat ich ihn und endlich drehte er den Kopf in meine Richtung.
"Wenns sein muss."
Stumm folgte er mir in einen Nebenflur.
"Aiden, kannst du mir bitte sagen, was los ist? Ich seh' doch, dass etwas nicht stimmt!"
"Denk mal ganz scharf nach!", giftete er zurück.
"Wow, damit habe ich jetzt nicht gerechnet."
"Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass ich auch Gefühle habe?"
"Äh, natürlich habe ich das. Hör zu, es tut mir leid, was gestern passiert ist! Du bist mir verdammt wichtig, okay?"
"Scheinbar nicht wichtig genug. Du lässt dich auf diesen gruseligen Typen ein, der ganz offensichtlich Dreck am Stecken und etwas zu verbergen hat und machst mir auch noch etwas vor!", platzte es aus ihm heraus.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte er mir so etwas zumuten?
"Was redest du da bitte?! Ich würde dich niemals anlügen! Ich habe nichts mit einem anderen Typen! Ich weiß nicht, was du da gesehen hast, aber das verletzt mich wirklich, dass du mir sowas zutraust!", reagierte ich traurig.
"Tiara! Ich bin nicht blöd! Ich habe doch Augen im Kopf! Asmo, oder wie auch immer er hieß, ist doch voll auf dich abgefahren. Sag mir nicht, du hattest nicht auch Interesse an ihm!"
"Wer ist Asmo??", fragte ich vollkommen überfordert mit der Situation.
"Das kann nicht dein Ernst sein!", er schüttelte seinen Kopf und war dabei, mich einfach stehen zu lassen. Nicht mit mir!
"Aiden!", schrie ich lautstark, sodass er sich leicht erschrak und zu meinem Glück stehen blieb.
"Ich bin noch nicht fertig! Kannst du mir jetzt bitte sagen, was es mit diesem Asmo auf sich hat? Ich bin auch nicht blöd, ich habe doch gemerkt, dass da gestern noch etwas Anderes im Busch ist. Wie oft soll ich dir noch sagen, wie sehr es mir leid tut? Ich habe mir das nicht ausgesucht, langsam werde ich wahnsinnig. Ich habe das Gefühl, dass einige Teile in meinem Gedächtnis einfach ausgelöscht wurden, sie fehlen einfach. Immer wieder kommt es vor, dass ich Dinge auffinde, die ich anders in Erinnerung hatte. Ich kann mich an niemanden namens Asmo erinnern! Also bitte hilf mir, bevor ich noch komplett durchdrehe! Ich möchte mich mit dir vertragen, ich will nicht, dass es so zwischen uns kriselt! Lass uns das doch bitte klären!"
Erwartungsvoll sah ich ihn an, bis er seufzte und zu mir zurückkehrte.
"Asmo ist ein Freund von dir gewesen. Niemand weiß so Recht, wo er herkam. Weder Josie noch ich. Er war einfach plötzlich bei dir und ihr schient euch sehr gut zu verstehen. Dummerweise war das genau zu der Zeit, als wir beide uns endlich näher gekommen sind. Ich dachte wirklich, wir hätten eine Zukunft, Ti. Ja, ich war verliebt in dich. Vielleicht bin ich das immer noch. Aber du hast mich sehr verletzt und ich kann das einfach nicht mehr. Gib mir Zeit, dann werde ich mich schon zurecht finden. Jedenfalls hast du mir so oft Hoffnungen gemacht, wir haben uns getroffen und dann wie aus dem Nichts taucht dieser Typ auf, du trägst ein neues Armband und all diese Dinge haben mich nun mal darauf schließen lassen, dass ich dir nicht das geben konnte, was er dir gegeben hat. Dann hatte ich das Gefühl, dein Interesse zu mir würde nachlassen, was dir vielleicht gar nicht so bewusst war. Dann hast du mir einen Korb gegeben, um die Situation klarzustellen. Dafür bin ich dir ja dankbar, dass du mich nicht mehr hast zappeln lassen, aber trotzdem habe ich nun mal an uns geglaubt. Ich wollte mich bei dir entschuldigen und dann war wieder dieser Asmo bei dir, er war einfach unheimlich und respektlos, Josie und ich hielten beide nichts von ihm. Also versteh, dass wir sauer waren, dass du ihn bevorzugt und uns so lange angeschwiegen hast. Du hättest einfach früher klar Tisch machen können. Außerdem haben wir die immer gesagt, dass er was im Schilde führt, aber du wolltest ja nie auf uns hören. Es kam uns so vor, als hätte er dich regelrecht manipuliert, er macht dir Geschenke, imponiert dir und bringt dich nur in Gefahr. Zu mir hat er nur doofe Kommentare abgelassen und sich so überheblich dargestellt. Ich denke jetzt weißt du, warum ich sauer bin. Aber diese eine Sache hat alles übertroffen. An dem Abend, bevor du den Drohbrief erhalten hast, haben wir uns noch vor deiner Tür getroffen. Ich weiß nicht ob du dich daran erinnerst, aber du warst verletzt, dieser Asmo kam mit dir nach Hause. Ich habe mir Sorgen gemacht und ihn beschimpft und da habe ich es klar und deutlich gesehen: Dieser Typ ist nicht normal! Seine Augen waren feuerrot! Und er hat eine unnatürliche Aura ausgestrahlt, das hätte ich nie für möglich gehalten. Das klingt verrückt, aber ich habe es am eigenen Leibe gespürt, ich habe es gesehen! Jetzt ist alles vorbei und angeblich erinnerst du dich an nichts mehr. Das kann doch kein Zufall sein. Dieser Typ ist böse und wenn du mich fragst, hatte er etwas damit zu tun."
Bei dieser Rede wären mir fast die Augen herausgefallen, so erschlugen mich diese unglaublichen Infos. Das wirkte alles so surreal auf mich, dass es mir schwer fiel, das zu glauben. Einerseits würden seine Worte so manche Fragen in meinem Kopf erklären, die noch offen geblieben waren, wie zum Beispiel die Herkunft meines mysteriösen Armbands. Andererseits hatte Aiden keinen Grund, mir so etwas aufzutischen und sich das auszudenken, wäre schon sehr krank gewesen. Wie zum Teufel war es möglich, dass ich eine Person komplett vergaß? Das ergab einfach keinen Sinn! Aiden hatte Recht, das konnte wirklich nicht mit rechten Dingen zugehen. Das Rätsel würde mich ewig verfolgen. Ich musste herausfinden, was damals wirklich passiert war.
Nichtsdestotrotz hatte mir Aiden gerade wirklich gestanden, dass er noch Gefühle für mich hatte. Bei diesem Gedanken fing ich an zu grinsen. Ich musste das wiedergutmachen. Ich mochte ihn doch auch, ganz egal was vorgefallen ist. Gefühle verschwanden nicht einfach so. Schon damals war da etwas zwischen uns, was hatte mich nur dazu bewegt, ihn abzuweisen? Vielleicht konnte ich das wieder aufbauen, wenn ich mir Mühe gab.
Demzufolge fasste ich den Entschluss ihn nach einem Treffen zu fragen, vielleicht war es auch ein Date, das würde sich noch herausstellen.
"Aiden? Lass mich das wieder gut machen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du morgen mit mir in der Eishalle Schlittschuh laufen gehen würdest. Wir können das alles nicht ungeschehen machen, das ist mir klar, aber ich würde mich freuen, wenn du mir eine zweite Chance geben könntest. Das wär' wirklich toll!"
Sein Kopf arbeitete wohl auf Hochtouren, er überlegte, ob das so eine gute Idee war, ob die Zeit schon reif dafür wäre, aber dann nickte er und mir fiel ein Stein vom Herzen.
"Vielen Dank, dass du mir verzeihst und noch eine Chance gibst. Ich verspreche, ich werde dich nicht enttäuschen!", lächelte ich glücklich und da konnte ich nach Ewigkeiten wieder ein Grinsen auf seinen Lippen erkennen. So sehr hatte ich es vermisst, ihn fröhlich zu sehen, das stand ihm so viel besser.
"Dann sehen wir uns morgen! Ich freue mich! Gleich nach der Schule?"
"So machen wir es", stimmte er zu.
Ich war sehr gespannt. Könnten wir wieder zueinander finden? Immerhin war der erste Schritt getan.
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The Devil s Doll
ParanormalSie hat die unschuldigen Augen, das reine Herz eines Engels. Doch ihre Liebe ist teuflisch. Sie hat sich auf ein Spiel mit den Teufel eingelassen. Ein schmaler Grad zwischen Leben und Tod. Sie hatte alles verloren, doch in diesem Scherbenhaufen spie...