Der Dolch

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Bei ihm angekommen, fand ich mich sogleich in einer tiefen Umarmung wieder. Er war sehr froh, mich wieder bei sich zu wissen, so einen Groll hegte er gegen Asmo. Was doch meines Erachtens ziemlich verwunderlich war, sind die einseitigen Schulzuweisungen. An dem Kuss war nicht nur Asmo beteiligt gewesen, sondern genauso ich. Scheinbar war Aiden mir kein bisschen böse. Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich mir Gedanken gemacht. Vertraute er mir so sehr? Oder war seine Überzeugung von Asmo als manipulativer Teufel immer noch präsent? Dass ein Mensch so viel Hass entwickeln konnte...Hauptsache, die Situation war entschärft. Schmerzlich verdrängte ich die Schuldgefühle. Asmo war spurlos verschwunden.

Mein Gehirn wollte einfach nicht verstehen, was in Asmo gefahren war, dass er sich so merkwürdig verhielt. Aber ich war kein Stück besser gewesen als er. Ich konnte nicht urteilen, wo ich ihn doch selbst, von der Wut getrieben, so bloßgestellt und beschuldigt hatte und dabei komplett vergaß, was er alles für mich aufs Spiel setzte. Wären du Umstände anders, hätte das ja vielleicht etwas werden können. Aber es ist nun mal wie es ist, unsere Wege würden sich trennen. Das war das Beste für uns beide. Noch als ich das beschloss, schmerzte mein Herz so sehr, dass ich die Hand darauf legte und tief seufzte.

"Tiara reiß dich zusammen!", hatte ich das laut ausgesprochen?

"Was meinst du?", besorgt strich Aiden mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als wir Hand in Hand nach Hause liefen. Beim Café hatte ich mich krankgemeldet und hoffte, mein Chef würde mir nicht den Kopf abreißen. Immerhin hatte ich mich abgemeldet.

"Ach nichts", beteuerte ich.

"Denkst du, er wird dich jetzt in Ruhe lassen?", spöttisch verdrehte er die Augen.

"Das will ich doch hoffen", entgegnete ich mehr oder weniger überzeugt, "bist du denn nicht sauer auf mich?"

Unsicher kickte ich den Stein vor mir nach vorne.

"Nein. Ich weiß, er hat dich dazu verleitet"

Das ließ ich unkommentiert stehen, den Stein erneut nach vorne kickend.

"Das hätte böse enden können...", murmelte ich plötzlich.

"Das klingt, als hätte ich dich nicht verteidigen sollen?", ein bisschen entgeistert kniff er die Augenbrauen zusammen.

"So war das nicht gemeint. Aber du hättest gegen Asmo nichts ausrichten können."

"Sei dir da mal nicht so sicher", wand er ein und kramte etwas aus der Innentasche seiner Jacke.

Mit weit aufgerissenen Augen musterte ich den bronzefarbenen Dolch, der zum Vorschein kam. Sein Griff war verschnörkelt und an seinem Ende thronte eine Rundung mit einem Pentagramm darauf. Das Ding wirkte schon sehr alt, an seiner Spitze war eine schwarze Verfärbung zu sehen. Er war an die dreißig Zentimeter lang.

"Was ist das?", wollte ich sofort wissen.

"Eine Waffe gegen den Teufel!", triumphierte er und hielt ihn in die Luft, sodass der Dolch im Sonnenlicht blitzte. Wie eine Trophäe präsentierte er ihn, als wäre er bereit, in die Schlacht zu ziehen, wie ein Ritter.

"Du machst Witze", lachte ich und hoffte, das wäre ein schlechter Scherz gewesen.

"Nein, das ist mein voller Ernst. Diese Waffe wurde dazu geschaffen, den Teufel ein für alle Male zu verbannen, wenn nicht sogar zu töten!"

"Wie soll das gehen? Woher hast du das überhaupt?", skeptisch beäugte ich die Waffe.

"Ich habe mich ein bisschen mit Exorzismus befasst und plötzlich lag er in einem Paket vor meiner Haustür. Ein seltsamer Zufall, findest du nicht? Wenn du mich fragst, wollte der Absender, dass ich die Aufgabe ausführe. Das war Grund genug. Außerdem hatte er einen Brief beigefügt. Hier."

The Devil s DollWo Geschichten leben. Entdecke jetzt