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Samstag, 27. Juli
--> 16:30 Uhr
Tokio

Kenma schirmte seine Augen vor der Sonne ab. Er stand vor dem riesigen Tokio Turm. So hatte er ihn sich immer vorgestellt. Riesig, riesig und....riesig. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und öffnete die Stadtkarte. Tokio war groß. Größer als in all seinen Träumen. Gestern hatte er seinen Abschluss gemeistert. Er bestand alle Prüfungen mit einer 1 und die Lehrer meinten, er würde es weit bringen. Da war Kenma der Kragen geplatzt. Er hatte so ruhig wie möglich gefragt, was es ihm bringen würde mit diesen Abschluss Arzt zu werden. Wieso er nicht seinen eigenen Weg gehen konnte und selbst entscheiden dürfte, was er werden wollte? Von den Lehrern kassierte er nur einen verwirrten Blick und wurde dann nach Hause geschickt.

Der Blonde war wie immer nach der Schule an den Strand gegangen. Wie immer allein. Wie immer saß er im Sand. Und wie immer dachte er über die Freiheit nach. Wie es sich anfühlt frei zu sein. Und nun stand er in einer übervollen Straßenbahn, eingequetscht zwischen nach Zigaretten und Schweiß stinkenden Menschen. Er starrte auf den Boden und versuchte den Gestank so gut wie möglich zu ignorieren. Zwei Haltestellen später stieg er aus. Kenma musste nur noch die Straße weiter gehen und stand vor seiner Wohnung. Sie befand sich in einem Mehrfamilienhaus.

Es war groß und weiß. Kein Schneeweiß oder Blütenweiß sondern ein Grauweiß. Das Wetter hatte der Hauswand schon sehr zugesetzt und an manchen Stellen war der Putz schon leicht abgeblättert. Kenma nahm sich den Schlüssel, den er geschickt bekommen hatte, und schloss die ebenfalls grauweiße Tür auf und trat in den Flur.

Der Flur war nicht besonders. Ein schmaler Flur, in dem man sich zwischen Kinderwagen und Fahrräder hindurch quetschen muss. Eine Holztreppe führte Kenma nach oben in den ersten Stock. Er stand vor einer mit Stuck verzierten Tür, die ebenfalls aus Holz bestand. Im Gegensatz zu dem bisherigen Rest des Hauses war sie schön verziert.
Auch wenn das Haus von außen eher schäbig aussah, war die Wohnung sehr geräumig. Ein großer und langer Flur führte warscheinlich in die Küche. Von ihm zweigten zwei Zimmer ab. Ein Schlafzimmer mit einem weichen Doppelbett. Das weicheste Bett, welches Kenma je gesehen hatte. Der Kleiderschrank war riesig, fand Kenma, und der Boden war mit einem kuscheligen Teppich ausgelegt. Das Badezimmer bestand aus einer Dusche, einem Waschbecken sowie einer Toilette.

Die Küche war mit dem Wohnzimmer vebunden. Im Wohnzimmer stand ein großes Sofa mit einem Fernseher und in der Küche stand ein Tisch für sechs Leute.

Nachdem Kenma seine Sachen ausgepackt hatte, nahm er sein Handy. Kurz überlegte er, ob er seiner Mutter schreiben sollte, dass er gut angekommen war, aber dann ließ er es doch. Wieso sollte es sie interessieren wie es ihm ging? Der Gedanke an seine Mutter ließ ihn wütend werden, doch dann erinnerte er sich daran, wo er war. Er war in Tokio. Er war frei....oder? Fühlte es sich so an frei zu sein? Kenma wusste es nicht. Er war noch nie frei.

Er stellte sich an das geöffnete Fenster im Wohnzimmer, von wo er den Tokio Turm sehen konnte. War man dort oben frei? Hoch oben im Himmel? Oder weit unten im Meer?
Ein frischer Wind kam auf und spielte mit den Haaren des Blonden. Eigentlich waren sie schwarz. Aber als er vierzehn war, hatte er sie sich blond gefärbt. Die schwarzen Haare erinnerten ihn zusehr an seinen Vater, von dem er diese Haarfarbe geerbt hatte. Seine Mutter war ebenfalls blond.
Der Wind wehte wieder nach draussen und gab ihm das Gefühl, er wolle ihn mitnehmen. Mitnehmen auf seine Reise ins Ungewisse. Vielleicht war das Freiheit? War der Wind frei?

>>Bald. Bald bin ich frei.<<

Fortsetzung folgt

Lieben und leicht? Nein! |Kuroken|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt