Sonntag, 28. Juli
--> 13:00 Uhr
TokioMit gesenktem Kopf irrte Kenma durch die Touristenstadt. Tausend paar Schuhe tummelten sich in seinem Sichtfeld. Turnschuhe, Highheels und Lackschuhe. In seiner ersten Nacht in Tokio schlief er viele Male besser, als bei sich zu Hause. Er fühlte sich so ausgeruht wie lange nicht mehr und wollte unbedingt diese große Stadt besichtigen. Doch er war es nicht gewohnt, zwischen so vielen Leuten zu sein. Klar kannte er es aus der Schule und Yokohama war auch kein kleiner Ort. Aber Tokio war dann doch etwas anderes. Immerhin war es die Haupstadt Japans. Sie war riesig! Und das machte Kenma Angst. Er war zwar immer sein Traum hierher zu kommen. Er war seit fünf Jahren ein sehr introvertierter Mensch und hatte fast keine Freunde. Da war es doch etwas merkwürdig hier zu sein.
"Vorsicht!" hörte er noch, als er auch schon angerempelt wurde.
Der Blonde strauchelte und wäre mit dem Gesicht auf dem Asphalt gelandet, wenn ihn nicht zwei starke Arme festgehalten hätten. Er sah noch wie ein paar Jungs in seinem Alter davon hetzten und sich kaputt lachten.
"Alles okay mit Ihnen?" fragte eine Stimme.
Kenma sah in ein Gesicht. Schwarze Haare, braune Augen, ein schelmisches Grinsen. Seine Wangen erhitzten sich und er merkte, dass er mehr oder weniger in den Armen seiner Gegenübers lag. Mitten auf der Straße, mitten in Tokio. Erschrocken wich er zurück. Der Schwarzhaarige sah ihn jetzt etwas besorgt an.
"Ähm....Geht es Ihnen gut?"
Eingeschüchtert nickte Kenma.
"D-danke...." murmelte er.
Sein Gegenüber grinste wieder.
"Kein Problem. Ich bin übrigens Kuroo."
"Kenma"
Kenma starrte auf seine Arme. Sie kribbelten. Es war nicht das Kribbeln, wenn seine Haut von den Schlägen seines Vaters gerötet war. Es war ein angenehmes Kribbeln. Normalerweise ließ er sich nur ungern anfassen. Es war eine Angst von ihm, dass er vielleicht geschlagen wurde, auch wenn das nur sein Vater oder seine Mobber taten. Er konnte gegen diese Angst nichts machen. Sie war einfach da.
"Hallo?"
Kuroo wedelte vor seinem Gesicht. Kenma zuckte zusammen.
"Äh....Tschuldigung..."
"Komm mit! Ich lad dich auf ein Eis ein."
Kenma sah auf.
"W-wie bitte?"
"Ich lad dich auf ein Eis ein." wiederholte der Größere sich und ging einfach los.
Kenma fragte sich bis heute, was ihn geritten hatte, als er ihm folgte. Einem Jungen, den er seit drei Minuten kannte und welcher ihn gerade auf ein Eis eingeladen hatte. Aber irgendwie gefiel ihm die Vorstellung mit dem Schwarzhaariegen etwas zu unternehmen. Was war das?
"Also...Kenma. Du bist nicht sehr gesprächig oder?"
"Es geht....Bin ein bisschen schüchtern."
Er setzte sein Fake Lächeln auf. Kuroo runzelte die Stirn.
"Okay.... Erzähl mal was über dich."
"Ähm...Mein Name ist Kenma Kozume....ich bin 17 Jahre und komme aus Yokohama."
"Und wieso bist du hier Tokio?"
"Ich will Studieren. Nach den Sommerferien. An der Universität Tokio."
Kuroo grinste.
"Cool."
Kenma sah ihn an.
"Jetzt bist du dran."
"Ich bin Kuroo Tetsuro und 17 Jahre alt. Ich komme aus Tokio."
Sie beide aßen ihr Eis auf einer Bank im Park. Kuroo lehnte sich zurück, während Kenma kerzengerade da saß. Der Größe strahlte so eine innerliche Ruhe aus, dass es Kenma einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
"Wieso hast du mich eigentlich auf ein Eis eingeladen? Wir kennen uns seit 10 Minuten."
"Ich wollte dich kennenlernen. Hast du viele Freunde?"
"Eigentlich keine.....nur ein paar von vor fünf Jahren..." murmelte der Kleinere, was gelogen war.
Er hatte keine Freunde von damals mehr. Er hatte gar keine Freunde mehr.
"Wieso nicht?"
Kenma ließ sein Eis sinken. Über dieses Thema hatte er mit noch niemandem geredet. Es war ein Tabuthema für ihn gewesen. Aber vielleicht war es bei Kuroo etwas anderes? Er war anders. Daran bestand kein Zweifel. Aber war er anders genug?
"Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst."
Kenma nickte nur. Da stand Kuroo auf, drückte ihm einen Zettel in die Hand und grinste.
"Ruf mich an, ja? Vielleicht werden wir ja Freunde."
Dann war er verschwunden und ließ einen völlig perplexen und verwirrten Kenma zurück. Er starrte den Zettel in seiner Hand an und spürte, wie die Schmetterlinge in seinem Bauch in wildes Chaos ausgebrachen. Es war Gefühl von dem er sich am liebsten übergeben und gleichzeit gewünscht hätte, es würde nie wieder weg gehen. Vielleicht war dieses Treffen Schicksal. Vielleicht war Kuroo sein Schlüssel zur Freiheit. Kenma lächelte. Er lächelte tatsächlich. Er lächelte zum ersten Mal nach fünf Jahren. Er lächelte für Kuroo.
>>Bald. Bald bin ich frei.<<
Fortsetzung folgt
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Lieben und leicht? Nein! |Kuroken|
FanficKenma lebt ein 'normales Leben' mit Eltern, die sich nicht für ihn interessieren und Mobbing in der Schule. Um so erleichterter ist er, als er nach seinem Abschluss endlich von zu Hause weg kann. Er will jetzt sein Studium machen und es einfach geni...