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Montag, 6. April
--> 17:00 Uhr
Tokio

Völlig fertig betrat Kenma seine Wohnung. Seine Augen waren rot und verweint. Den ganzen Weg hatte er geweint. Wieso musste sein Leben nur so den Bach herunter gehn? Als er vor einem halben Jahr nach Tokio gekommen war, dachte er, er wäre frei. Doch das war er nicht. Kuroo hatte ihm diese Freiheit genommen. Vielleicht konnte er sie ihm auch wieder zurück geben?

Doch Kenma würde ihm nie wieder unter die Augen treten können. Er hatte Kuroo seine Liebe gestanden. Auch wenn er es nicht direkt heraus gesagt hatte, war es doch da gewesen. Das Geständnis. Sein Herz zog sich zusammen und sein Magen drehte sich herum.

Was hatte seine Mutter gleich gesagt?

"Und du bist eine genauso wundervolle Person. Du bist stark und mutig und das fehlende Selbstvertrauen kriegen wir auch noch hin. Dich kann man nur lieben! Das muss Kuroo nur erkennen."

Kenma sank auf den Boden und fing an bitterlich zu weinen. Stark?? Nein, er war schwach. Wieso sollte man ihn lieben? Eine Person, die jeden Moment suizid begehen konnte, jeden nur mit seinen Problemen belastete und seine Gefühle kaum zeigen konnte. Eine Person wie ihn wollte sicher keiner.

Der Blonde zog seine Beine an seinen Körper und legte seinen Kopf auf die Knie. Seine Tränen tropften auf seinen Pulli und rollten nach unten. Er schluchzte. Das Leben war unfair. Es war schmerzhaft. Die einen lebten in ihrer rosaroten Welt und ignorierten dies und andere mussten der Wahrheit bitter ins Gesicht sehen.

Kenma war noch nie eine dieser rosarote-Welt-Person gewesen. Schon mit zehn musste er sich der Realität stellen, als sein damaliger bester Freund wegzog. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit und für den Blonden war es ein schwerer Schlag. Das war der erste Moment, als er anfing Viedeospiele zu spielen. Als er dann merkte, dass er auch auf Jungs stand, machte es sein Leben nicht gerade besser. Er hatte zwar schon zwei Freundinen gehabt, aber das Gefühl bei Kuroo war viel intensiver.

Insgesamt bevorzugte er eigentlich Jungs. Er hatte zwar noch nie einen Freund gehabt, aber war schon zwei Mal verknallt gewesen. Nur jedesmal suchte sich sein Herz Playboys aus  welche mit jedem x-beliebigen Mädchen schliefen und keine Interesse an einer Beziehung mit einem Jungen zeigten.

Dann das Outen vor seinen Eltern, die Schläge, die Last auf seinen Schultern, das Loch, in das er fiel. Immer stand ihm die Realität gegenüber. Die Realität über die Menschheit. Sie war grausam, gemein, rücksichtslos. Das war schon immer so und würde sich auch nie ändern, da war sich Kenma sicher. Aber wieso?

Die Natur um sie herum war etwas besonderes. Sie war wunderschön, einzigartig und die Menschen brauchten sie. Und trotzdem wurde sie rücksichtlos von ihnen verschmutzt. Warum konnte Kenma sich nicht beantworten. Wieso zerstörte man etwas so überlebenswichtiges?

Untereinander waren sie nicht besser zueinander. Sie mobbten ihre Mitschüler, schlugen ihre Familienmitglieder, bestahlen unschuldige Menschen, ermordeten sich gegenseitig wegen Geld und vieles mehr. Die Gesellschaft war dem Abgrund geweiht und es gab keinen Weg zurück.

~Kuroo❤❤~
Kenma??

Kenma bitte melde dich....

Ich muss mit dir reden.

Es ist wichtig!

Bitte nimm meine Anrufe an

Der Blonde stellte sein Handy aus und seufzte. Mühsam stemmte er sich hoch und ging zum Kühlschrank. Obwohl... eigentlich hatte er keinen Hunger. Er setzte sich auf das Sofa und machte den Fernseher an. Vielleicht konnte dieser ihn ja ablenken.

-

Den Kopf gesenkt, die Schulter nach oben gezogen und den Blick auf den Boden gerichtet. So eilte Kenma am nächsten Morgen durch die Gänge der Uni. Innerlich hoffte er inständig, dass er Kuroo nicht über den Weg lief. Er wollte ihn nicht sehen... Er konnte ihn nicht sehen.

"Hast du Lust dich heute Nachmittag mit mir zu treffen?"

"Oder mit mir??"

"Nein! Nimm mich!"

"Seid leise! Wenn er jemanden nimmt, dann ja wohl mich. Schließlich waren wir einmal zusammen. Hab ich nicht recht, Kuroo?"

Wie angewurzelt blieb der Blonde stehen und drehte sich um. Um die zwanzig Mädchen drängelten sich um einen schwarzhaarigen Jungen. Seinen schwarhaarigen Jungen. Eines der Mädchen war Assagi, welche sich an Kuroo drückte.

"Gibs zu. Du vermisst mich." säuselte sie.

"Nein, tue ich nicht."

Kuroo wendete den Blick ab und sah dabei in Kenmas Richtung. Als ihre Blicke sich traffen, erwachte der Kleinere aus seiner Starre. Er drehte sich wieder um und zwang sich weiter zu gehen.

"Kenma! Warte!"

Der Blonde beschleunigte seine Schritte und rannte nun fast. Doch er hörte Schritte hinter sich immer näher kommen. Dann fasste jemand sein Handgelenk und zog ihn herum.

Sie standen sich gegenüber. Starrten sich an. Kenma biss sich auf die Lippe.

"B-bitte Kuroo, ich...ich kann das nicht mehr...."

"Hör mir bitte zu...ich will nicht, dass das alles so endet...."

"Nein...."

"Ich kann verstehen, wenn du sauer auf mich bist... Ich habe deine Gefühle verletzt...Aber glaub mir, ich wollte dir nicht weh tun! Du bist mir unglaublich wichtig. Kenma, bitte!"

Hinter dem Schwarhaarigen versammelten sich seine Fan-Girls und warfen Kenma Todesblicke zu, weil Kuroo sein Handgelenk hielt. Insgesamt war die gesamte Aufmerksamkeit auf dem Flur auf die beiden gerichtet.

"Kuroo...-"

Weiter kam er nicht, da seine Lippen mit denen Kuroos verbunden wurden. Er küsste ihn vor den geschockten Blicke der anderen Studenten!

>>Bald. Bald bin ich frei.<<

Fortsetzung folgt

Lieben und leicht? Nein! |Kuroken|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt