Seth

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,, Na also." Erleichtert lehnte sich meine Bruder in den Sitz. Locker hielt er seine Hände am Lenkrad und fuhr den riesigen Berg auf dem die Denalis wohnten herunter.
,, Du hast dich aber ganz schön mit Jasper angelegt", sagte ich vorwurfsvoll. Irgendwie konnte ich Jasper schon verstehen.
,, Da reden wir jetzt nicht drüber. Ich will nicht gleich wieder eine Auseinandersetzung mit dir haben. Wir haben jetzt Urlaub", meinte er nur und schaute wieder auf die Straße. Stimmt, streiten war jetzt nicht angebracht.
,, Trotzdem würde ich gerne noch einmal ernster mit dir reden. Der Brief, Isabella, unser Streit..." Er zuckte leicht zusammen bei Isabellas Namen.
,, Was willst du wissen", fragte er also ohne mich anzugucken.
,, Ich wollte es nur nicht einfach so abgehackt haben. Nur wegen eines Briefs. Irgendwie sind wir dadurch immer noch so unausgesprochen. Findest du nicht?"
Er nickte. Gerade wollte ich fortfahren, ihn alles mögliche Fragen, als er mich schon unterbrach. Arrg, dieses Gedankenlesen.
,, Ich habe mich falsch verhalten. Das weiß ich und das weißt du und ich kann es dir noch so oft sagen, wie du willst. Es tut mir leid. Und auf deine Gedanken bezogen: Ich meine es wirklich ernst und das solltest du auch wissen. Ich mache einen Fehler nicht zweimal." Er ratterte die Worte nur so ab, schenkte mir zum Ende hin aber doch ein Lächeln.
,, Danke", hauchte ich und lehnte mich ebenfalls tiefer in den Sitz. ,, Danke für alles", hing ich noch hinterher.
Edward nickte wieder.
,, Trotzdem will ich jetzt wissen, wo wir hinfahren", meinte ich eine Spur fröhlicher.
,, Wo willst du denn hin?"
,, Naja, ich hatte vielleicht an-."
,, Seth gedacht", beendete mein Bruder meinen Satz.
,, Ja, genau."
,, Und du weißt auch genau, dass wir uns nicht mehr in Forks sehen lassen können? Wir können ja schlecht sagen, wir seien mal eben vorbeigekommen und Hallo zu sagen. LA liegt schon etwas weiter von Forks entfernt."
,, Dann ruf ich Seth halt an und wir treffen in etwas weiter außerhalb. So weit, dass selbst die Wölfe uns nicht mehr riechen können."
Edward überlegte. Er wusste nicht so recht, was er von diesem Vorschlag halten sollte. Zum einen wollte er mich nicht enttäuschen, zum anderen nicht in die Nähe von Isabella kommen. Verständlich.
,, Na gut", gab er dann doch nach.
,, Aber danach fliegen wir nach Rio, ja? In der Nähe liegt eine wunderschöne Insel, sie gehört Esme. Dort hätten wir unsere Ruhe und könnten sogar ohne Probleme in die Sonne gehen. Deal?"
,, Ja!" Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte ihn umarmt. Besser ging es doch gar nicht! Und das Angebot mit der Insel klang auch nicht schlecht.
,, Dann ruf Seth jetzt an, er kann uns ruhig auf halben Weg entgegen kommen. Schließlich ist er ja so ein toller, schneller Wolf", seufzte Edward mit einer Spur Ironie.

Ein paar Stunden später kamen wir schon an unserem Treffpunkt an. Die Autofahrt ging verdammt schnell vorüber mit so einem gut gelaunten Edward. Ihm tat die Abwechslung bestimmt auch mal gut. Seth war zwar noch nicht da aber er hatte mir am Telefon versichert, dass er kommen würde.
Wir waren an einem großen verlassen See angekommen. Edward hatte Seth genau erklärt, wie er dort hinkommen konnte. Seth...Ich würde ihn gleich wieder sehen! Wahrscheinlich würde die Begrüßung ziemlich kitschig werden.
,, Übertreibt es nicht. Ich komme gleich wieder, ich muss eben etwas erledigen. Ich hole dich hier wieder ab! Genieße es, ich weiß nicht, wann ihr euch wieder seht. Ich habe dich lieb", mit diesen Worten und einem Kuss auf die Stirn verabschiedete sich Edward von mir, stieg in seinen Volvo und fuhr los.
Gespannt lehnte ich mich an einen Baum. Hoffentlich ließ Seth sich nicht zu viel Zeit.

,, SAM! AAAH! DA BIST DU ! ICH HABE DICH SO VERMISST!", kam kurze Zeit später ein brüllender Seth auf mich zu gelaufen. Er trug nur Shorts und sein Gesicht war knallrot. Wahrscheinlich war er so schnell gelaufen.
Er zog mich in eine feste Umarmung und lachte herzhaft.
,, Ich dich auch! Jeden Tag habe ich an dich gedacht!", sagte ich. Außerdem musste ich zugeben, dass er deutlich gewachsen war. Vor unserem Umzug war er zwar schon muskulös und nicht gerade klein aber jetzt erst! Er war bestimmt ein ganz schöner Mädchenschwarm... Denk nicht so! Ermahnte ich mich selbst. Seth war schließlich auf mich geprägt.
,,Ich liebe dich!", hauchte Seth und küsste mich dann. Wow, hatte ich das vermisst.
,, Wie geht es dir?", fragte ich glücklich, nachdem wir uns gelöst hatten.
,, Ich habe mich in letzter Zeit nicht so gut gefühlt... aber der Gedanke dich wiederzusehen hat mich immer wieder stark gemacht. Jetzt gerade bin ich der glücklichste Mensch auf Erden."
,, Ich hatte auch nicht unbedingt meine beste Zeit in Alaska aber dafür ist zwischen Edward und mir wieder alles gut. Bin ich froh dich wieder zu sehen!" Ich war total hibbelig, Seth ebenfalls.
Wir gingen zu dem kleinen See und setzten uns ans Ufer. Schulter an Schulter, fast so wie früher. Vorsichtig legte Seth mir seinen Arm um die Schulter.
,, Ich lass dich nicht mehr los", flüsterte er und drückte mich fest an sich. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und lächelte mich an. Er war so süß. Zwar musste er mich bald wieder loslassen, aber bis er das machen musste, hatten wir noch eine schöne Zeit vor uns. Aus unserer Sicht nicht genug, aber besser als gar nichts. Wir hatten mehrere Stunden zusammen und das war alles was zählte.
Verlegen räusperte sich Edward hinter uns. Er hatte sich tatsächlich verändert, keine doofen Kommentare mehr.
,, Wir müssen langsam los. Tut mir leid", sagte er ehrlich und beobachte uns mit schmerzverzerrtem Gesicht, wie wir uns verabschiedeten. Er dachte an Isabella.
,, Bis dann Seth, ich will schließlich auch noch was von deiner Freundin haben", lachte Edward über seine traurigen Gedanken hinweg.
,, Auf Wiedersehen, Edward", erwiderte Seth außergewöhnlich höflich.
Noch einmal umarmte er mich, dann ließen wir uns los.
,, Bis zum nächsten Mal", lächelte Seth mich aufmunternd an öffnete mir die Autotür.
,, Bis dann und diesmal wird es nicht so lange dauern. Ich habe dich lieb", versicherte ich ihm und setzte mich ins Auto. Edward saß schon drin.
,, Ich dich auch", er schloss meine Tür und winkte mir verträumt zu. Langsam fuhr Edward los und ich winkte Seth zu, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.

,, Danke Edward", gab ich nach einigen Überlegen an meinen Bruder zurück. Er war wie aufgelöst, seine Gedanken drehten sich nur um seine Bella.
,, Für dich immer. Jetzt geht es aber in unseren gemeinsam Urlaub", lenkte Edward das Gespräch sofort um. Er wollte nicht drüber reden und das sollte mir recht sein. Das Treffen mit Seth war einfach toll gewesen und ich wollte diese gute Laune beibehalten.

Wir fuhren auf einen Parkplatz vom Flughafen und holten unsere Koffer aus dem Auto. Ich war mittlerweile richtig aufgeregt auf Esmes Insel. Laut Edwards Erzählungen war sie ein Traum. Kurze Zeit später liefen wir durch die Absperrung und gaben unsere Koffer ab. Im Flugzeug angekommen, Edward hatte natürlich in der ersten Klasse Sitze reserviert, klingelte plötzlich mein Handy.
,, Hallo, hier ist Sam", meldete ich mich.
,, Sam? Hier ist Carlisle! Ist Laurent zufällig bei euch? Er ist ohne ein Wort verschwunden und Alice konnte ihn nicht mehr sehen! Irina ist außer sich und verzweifelt", meldete sich mein Dad und ratterte die Fakten ab. Irritiert schaute ich zu Edward.
,, Legen Sie bitte Ihr Handy weg. Wir starten jetzt und elektronische Geräte müssen ausgeschaltet sein", unterbrach eine Stewardess meine Gedanken.
,, Einen Moment", gab ich höflich zurück.
,, Sam? Bist du noch dran?"
,, Ja, bin ich! Wie Laurent ist verschwunden? Nur Laurent oder noch jemand?"
,, Schalten Sie jetzt bitte ihr Handy aus!", unterbrach mich die Stewardess, diesmal energischer.
,, Einen Moment noch!", knurrte ich sie an. Sie wich etwas zurück, fing sich allerdings wieder schnell.
,, Es ist Vorschrift, ich bitte Sie jetzt noch einmal. Packen Sie Ihr Handy weg!" Die Frau wurde langsam echt nervend und griff jetzt sogar nach meinem Handy.
,, Sam?", kam Dads Stimme aus dem Handy.
,, Ja! Einen Moment Dad!", stöhnte ich und riss mein Handy aus den Fingern der jungen Frau. Mein Bruder lehnte sich zum Gang.
,, Entschuldigung, dieser Anruf ist sehr wichtig. Es dauert höchstens eine Minute. Entschuldigen Sie die Störung, meine Schwester wird ihr Handy gleich ausschalten", schaltete sich jetzt auch Edward ein und lächelte die Stewardess zuckersüß an. Sie kicherte verlegen.
,, Oh, kein Problem. Rufen Sie mich, wenn Sie etwas brauchen", lächelte sie und ging.
,, Danke", schnaubte ich meinen Bruder an und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf mein Handy.
,, Dad? Bist du noch dran?"
,, Ja, ja. Also nochmal: Laurent ist alleine und ohne jemanden etwas zu sagen, abgehauen. Er ist schon seit mehreren Stunden weg und Irina macht sich Sorgen. Habt ihr eine Ahnung, wo er sein könnte?", fragte Carlisle erneut und klang bei der Erwähnung von Irina leicht genervt, wahrscheinlich machte sie gerade ein riesiges Drama daraus.
,, Nein, wir haben keine Ahnung, wo er sein könnte", gab ich wahrheitsgetreu zurück, nachdem ich mir ein zustimmendes Nicken von Edward geholt hatte und legte dann auf.
Dann ging unser Flug nach Rio los.

Sind Veränderungen immer schlecht? - Die neue Cullen (Twilight fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt