Ein... Kind

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,, Demetri, lass sie bitte los. Ich will mich mit ihr unterhalten", leierte plötzlich eine Stimme leise und die Hand entfernte sich langsam von meinem Hals.
,, Ja, Meister..."
Ich brauchte ein paar Sekunden um mich wieder zu fangen und sah dann auf. Alice und Edward wurden beide von einem Volturi festgehalten und Aro, ich kannte seinen Namen von Carlisle, stand vor Isabella, guckte aber mich an. Ich hatte weniger mitbekommen, als ich gedacht hatte, warum wurden meine Geschwister festgehalten?
,, Lässt du mich an deinen Gedanken teilhaben?", fragte Aro und lächelte falsch. Automatisch wich ich ein paar Schritte zurück. Nicht mal eine Sekunde später stand er dicht vor mir und griff nach meiner Hand. Er hielt sie fest, sehr fest.
,, Aha... Oh...", hauchte er.
,, Lass sie bloß ihn Frieden!", knurrte mein Bruder dazwischen und wurde daraufhin noch enger in die Mangel genommen.
,, Eifersucht über Isabella... Sehnsucht nach deinem Geliebten... Trauer an einen alten Freund... Vermissen der Familie... und du kannst Gedankenlesen...", murmelte Aro vor sich hin und hielt meine Hand immer noch fest, diesmal aber, damit ich an Ort und Stelle blieb.
,, Eigenartig, normalerweise gibt es eine Gabe nur einmal", mischte sich der blonde Meister ein, Caius.
,, Sie ist etwas besonderes", erwiderte Aro und kicherte. Es klang widerlich.
,, Lass sie los!", brüllte mein Bruder und versuchte sich aus dem festen Griff zu lösen. Tatsächlich schaffte er es und rannte auf Aro und mich zu. Bevor er bei uns ankam stoppte ihn eine Stimme. Es war der blonde Meister, er hielt Isabella fest.
,, Ein Schritt weiter, mein Lieber, und ich werde deiner Freundin sämtliche Knochen brechen", lachte er und drückte ihren Arm fest zu. Es knackte etwas und sie schrie lauthals auf. Es war ein schrecklicher Schrei, jeder normale Mensch hätte fürchterliche Gänsehaut bekommen.
,, Caius, hör auf! Das ist doch lächerlich", lächelte Aro provokant, ,, Verwandele sie lieber! So haben wir alle mehr davon!"
,, Nein!", schrie Edward und wendete sich wieder von mir ab. Ohne nachzudenken rannte er zu Caius und entfernte ihn von Isabella. Er haute den Meister tief in den Boden und wagte einen kleinen Blick zu Isabella, die sich ein paar Meter neben ihm zusammengerollt hatte.
,, Edward, pass auf!", rief ich und versuchte von Aro loszukommen. Caius war wieder aufgestanden und nutzte Edwards Unaufmerksamkeit.
Er zog ihn von hinten auf den Boden und packte mit seinen Händen Edwards Kopf. Es bildeten sich Risse. Er zog fester, immer fester.
Um Himmels Willen, nein! Alles in mir strebte sich gegen das, was gleich passieren würde. Isabella schrie erneut.
,, Nein! Nein! Stop! Nehmt lieber mich!", kreischte sie und stand auf.
Hatte ich sie je in meinen Plan eingeweiht?
Tatsächlich ließ Caius locker und die Risse an Edwards Hals bildeten sich zurück. Erleichtert sackte ich leicht in mich zusammen.
,, Samantha soll sie beißen!"
Geschockt drehte ich mich zu Aro, der diese Worte gerade ausgesprochen hatte. Ich hatte Isabella einmal fast gebissen und das hatte mir wirklich gereicht.
,, Sie wollte es schließlich schon einmal!", hängte Aro hinterher und zerquetschte mein Hand fast. Ein Blick zu Isabella verriet mir, dass sie kurz davor war ohnmächtig zu werden. Sie wurde ungewöhnlich blass und ihre Augen wurden immer größer.
,,Nein!", stöhnte Edward und wurde sofort wieder fester gepackt. Er guckte mich mit einem schrecklichen Gesichtsausdruck an. Voller Schmerz, Angst und Hilfslosigkeit. Es zerriss mich innerlich.
Aro schob mich direkt vor Isabella und kicherte wieder. Es war so abstoßend!
,, Mach schon, Liebes!", sagte er mit falscher Freundlichkeit. Ein kleiner Reiz bildete sich schon in mir, verständlicherweise, aber ich konnte das nicht tun. Ich musste an Carlisle denken, ihn wollte ich nicht enttäuschen.
,, Dann tu ich es", beschloss Aro und nahm Isabellas Arm in die Hand, ließ meine aber nicht los. Ich hörte Edward schreien aber ich konnte mich nicht bewegen, es ging einfach nicht.
Ihr Arm näherte sich seinen Mund, wenige Sekunde noch. Ich schloss die Augen...
,, STOP! Sie wird ein Vampir werden! Ich habe es gesehen!", unterbrach Alice das Geschehen und bekam die komplette Aufmerksamkeit.
Edward sackte in sich zusammen, so wie ich nur wenige Minuten zuvor.
Einen Moment überlegte Aro, dann ließ er Isabella und mich los. Er ging zu Alice und befahl der Wache, sie loszulassen. Dann  nahm er ihre Hand und nickte einigermaßen zufrieden. Ich sah genau das, was Alice auch sah. Isabella würde wirklich bald ein Vampir werden.
,, In Ordnung, geht! Ich werde mich in naher Zukunft nach der lieben Bella erkundigen!", entschied Aro und ordnete Caius an  Edward loszulassen.
,, Aro! Das kannst du nicht machen!", strebte sich der blonde gegen das Urteil.
,, Keine Widerrede!", knurrte Aro und Caius ließ Edward augenblicklich los.
Es verging kaum eine Sekunde, da sorgten Edward und Alice schon dafür, dass wir alle so schnell wie möglich verschwanden. Alice nahm Isabella und schob sie schnell mit sich.
Edward packte mich an meiner Schulter und zog mich rasch aus dem Raum, ohne sich einmal umzudrehen. Ich kam kaum in dem Tempo mit aber Edward wurde immer schneller, genauso wie Alice mit Isabella, die schon fast am Ausgang waren.
Wir liefen gerade den langen Flur entlang, als uns eine große Menschenmasse entgegen kam. Es waren Erwachsene, Jugendliche, Kinder, Babys... Sie lachten vergnügt und nahmen uns kaum war. Abrupt blieb ich stehen und Edward automatisch auch. Mit weit offenen Augen guckte ich den Touristen, den Familien..., den Freunden hinterher. Sie gingen in den Saal, aus dem wir gerade kamen.
Edward versuchte mich weiter zu ziehen aber ich bleib stur.
,, Das machen die nicht wirklich?", flüsterte ich mit zitternder Stimme und war kurz davor die Gruppe zu warnen. Ich könnte sie bestimmt retten...
Ein starker Arm legte sich um mich und zog mich schlussendlich mit sich. Edward hielt mich fest und versuchte mich zu beruhigen, sein Schritt wurde immer schneller.
,, Schneller, Sam", flüsterte er zu mir runter und drückte mich immer näher an sich. 
Dann hörte ich sie. Diese Schreie. Ich wollte stehen bleiben aber Edward zog mich erbarmungslos weiter.
Es waren schreckliche Schreie, erfüllt von Angst. Purer Angst. Ich hörte jeden einzelnen Raus, die Babys, die kreischten. Die Kinder, die nach Mom und Dad riefen. Die Eltern, die die Namen ihrer Kinder riefen.
Dann waren es Schreie erfüllt von Schmerz. Ich hörte nur noch diese Schreie! Ich hätte sie bestimmt eben warnen können! Wenigstens ein paar Kinder retten können!
,, Edward", hauchte ich und war in dem Moment unendlich froh, dass er mich so sehr an sich drückte. Das war zu viel für mich, eben noch hatten sie alle ausgelassen gelacht und die Zeit genossen und jetzt...
,, Sam, du hättest nichts tun können", murmelte Edward guckte mich ernst an.
Seine Schritte verlangsamten sich, als wir aus dem Gebäude waren.
,, Lass mich bitte los", bat ich. Erschöpft lehnte ich mich gegen die Steinmauer. Ich hielt mir die Hände vors Gesicht ließ mich an der Wand runterrutschen. Alles geschehene prasselte auf mich ein, ich war doch noch ein...Kind. So viel sollte ich nicht sehen und erleben müssen.
Ich schluchzte leicht und fasste mir durch die Haare. Ich wollte nur noch nach Hause, zu meinem Dad. Ich wollte weinen...
Vorsichtig legten sich Edwards Arme um mich und hob mich hoch.
,, Ich bringe dich zu Dad", flüsterte er und lief los. Ich klammerte meine Arme um seinen Hals und sah, wie Alice mit Isabella zum Auto ging. Edward aber ging in die Entgegengesetzte Richtung, direkt in Richtung Alaska. Dort, wo unsere Familie auf uns wartete.

Sind Veränderungen immer schlecht? - Die neue Cullen (Twilight fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt