Wie angewurzelt stand ich da und sah in Iwaizumis komplett geschocktes Gesicht. Die riesige Angst die ich gerade verspürte, hielt mich an Ort und Stelle gefangen. Ich wusste, dass ich verschwinden sollte, wenn ich wollte das mir nichts passierte. Allerdings war ich so in meiner Panik gefangen das ich keinen Schritt gehen konnte. Ich zitterte so stark und hatte es nur Iwaizumis festem Griff um meinen Oberarm zu verdanken, dass ich noch nicht einfach zu Boden geflogen war.
„Ich…” Ich erschrak fürchterlich, als er auf einmal anfing zu sprechen und dadurch, dass ich so zusammengezuckt war, ließ er mich los und ich fiel zu Boden. Meine zitternden Beine konnten mich einfach nicht mehr tragen. „Au…”, schluchzte ich leise und setzte mich langsam auf. „Oh Gott, es tut mir so schrecklich leid”, sagte Iwaizumi aufgebracht und hockte sich zu mir. „Hast du dich verletzt? Oder hab ich dir weh getan?”, fragte er so schuldbewusst, das man es auch auf seinem Gesicht sah.
Auf seine Frage hin schüttelte ich nur leicht den Kopf. Ich würde so oder so kein vernünftiges Wort rausbekommen, durch den riesigen Kloß, der sich in meinem Hals festgesetzt hatte und den ich auch durch mehrmaliges Schlucken einfach nicht wegbekam. Ich presste meine Lippen zusammen und sah wieder auf den Boden. Auch wenn er gerade irgendwie nett war, hieß das ja noch lange nicht, dass ich außer Gefahr war.
Als ich aber ein erleichtertes Seufzen hörte und ich aus dem Augenwinkel mitbekam, wie er sich nun richtig auf dem Boden fallen ließ und sich im Schneidersitz seitlich neben mir hinsetzte und sich nach hinten auf seinen Armen abstürzte und an die Decke sah, schaute ich leicht wieder zu ihm rüber. „Es tut mir ehrlich leid”, sagte er aufrichtig und sah mich dann wieder direkt an. Unter seinem durchdringenden Blick kroch die Angst wieder so richtig in mir hoch. Ich schlang die Arme um mich, um irgendwie eine Barriere zwischen ihm und mir zu schaffen, auch wenn das wirklich lächerlich war.
Er setzte sich wieder gerade hin und ich zuckte ein Stück vor ihm zurück. Entschuldigend sah er mich an und ließ dann seinen Kopf hängen. „Ich möchte dir wirklich nichts Böses, auch wenn das so rüber kommen mag…”, er seufzte auf und sah mich dann von unten herauf an. „Ich würde von hier an gern nochmal auf den Resetknopf drücken, damit ich es besser machen kann.” Er rieb sich den Hinterkopf und schaute verlegen zur Seite. „Um ehrlich zu sein, dachte ich wirklich das Frau Nakamura übertrieben hat, mit dem was sie mir über dich erzählt hat. Aber nachdem was gerade passierte, hat sie wohl eher untertrieben…”, sagte er leise und sah mich dann wieder an. „Also wärst du damit einverstanden?”, fragte er hoffnungsvoll.
Ich war zwischen meiner Angst und dem, was er sagte und wie er hier vor mir saß hin und hergerissen. Ich hatte vielleicht die Chance jemanden zu finden, der mir zur Seite stand, andererseits konnte das Ganze hier auch richtig nach hinten losgehen und ich würde am Ende nur noch mehr als so schon leiden. Ich rieb mir über die Oberarme und zerkaute meine Unterlippe. Diese Situation überforderte mich. „Ich…” Hilflos sah ich im Raum hin und her. Ich wollte ihn nicht ansehen. Seine Augen, die so hoffnungsvoll strahlten, machten mich verrückt. „Ich… habe Angst”, gab ich leise zu und fixierte den Stuhl, auf dem ich vor ein paar Minuten noch gesessen hatte.
Ich konnte das Stocken in seiner Atmung hören, nachdem ich gesprochen hatte. „Das kann ich sehen…”, erwiderte er genauso leise. „Was kann ich tun, damit du keine Angst mehr vor mir hast?” Ich zuckte nur die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich weiß noch nicht mal mehr, wie es ist, ohne diese Angst zu leben…”, flüsternd beantwortete ich seine Frage und sah ihn dann traurig an. Niedergeschlagen erwiderte er kurz meinen Blick, bevor er die Schultern straffte und mich wieder so durchdringend ansah, dass es mir kalt den Rücken runter lief. „Mein Name ist Iwaizumi Hajime, es freut mich dich kennen zu lernen und ich hoffe das du mir helfen kannst.” Er hielt mir seine Hand hin und sah mich sanft lächelnd an. Ich war so überrascht von diesem plötzlichen Stimmungswechsel, dass ich nur verwirrt zwischen seiner Hand und seinem Gesicht hin und her schaute.
Ich fand es schon sehr dreist, dass er einfach so eine Entscheidung für mich getroffen hatte. Andererseits war ich Gewissermaßen aber auch irgendwie erleichtert. Dieses ewige Hin und Her und Für und Wider in meinem Kopf, würde mich sonst noch durchdrehen lassen. Ich hoffte nur für mich, dass es sich zum Guten wenden würde, als ich seine Hand zögerlich ergriff.
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My broken Heart (Abgebrochen)
FanfictionRia - ein sehr ruhiges und zurückhaltendes Mädchen, mit großen Problemen, wird dazu angehalten einem anderen Schüler Nachhilfe zu geben, damit sie einen Verbündeten, einen Freund, oder was auch immer sich ihre Lehrerin vorgestellt hat, findet.