Ich saß gerade in der Bibliothek unserer Schule und brütete über einer Matheaufgabe, als sich plötzlich ein großer Schatten über mich legte. Vor Angst versuchte ich mich so klein wie möglich zu machen und hielt meinen Kopf krampfhaft gesenkt, da ich einfach annahm das mir jemand aus meiner Klasse gefolgt war und mir wieder irgendwas antun wollte. Fest biss ich mir auf die Lippe und kniff die Augen zusammen.
Ich zuckte zusammen, als derjenige der neben mir stand sich räusperte. „Du bist doch Ria Sadosaku, oder?” Da ich nicht mit so einer Frage gerechnet hatte, öffnete ich meine Augen und drehte meinen Kopf leicht zu demjenigen der mich angesprochen hatte. Seine angenehm rauchige, tiefe Stimme passte nicht unbedingt zu seinem wilden Aussehen. Er war im Vergleich zu mir riesig, seine dunkelbraunen Haare standen wild in alle Richtungen von seinem Kopf ab, das Hemd seiner Schuluniform hing aus seiner Hose und war sehr zerknittert, die Krawatte hatte er sich nur lose umgebunden. Den Pullunder trug er gar nicht. So wie er da stand machte er mir einfach nur Angst. Als er eine Augenbraue hochzog, weil ich ihn wahrscheinlich angestarrt hatte wie ein Reh im Scheinwerferlicht, drehte ich hastig meinen Kopf weg und versuchte mich wieder so klein wie möglich zu machen.
Der Typ seufzte nur und ließ sich dann auf dem Stuhl neben mir nieder. So langsam fragte ich mich, was er eigentlich von mir wollte. Ich versuchte ihn so gut es geht zu ignorieren und widmete mich meiner Matheaufgabe. „Frau Nakamura hat mich ja schon ein bisschen vorgewarnt, aber dass es so schlimm ist, hätte ich echt nicht erwartet.” Ich ballte meine Hände zu Fäusten und presste die Lippen fest aufeinander. Leicht drehte ich meinen Kopf zu ihm und sah ihn verstimmt an. Er kippelte leicht mit dem Stuhl, sah mich aber von der Seite her aufmerksam an.
„Wer bist du eigentlich und was möchtest du von mir?”, fragte ich ihn leise und unter Aufbringung meines ganzen Mutes. „Hmm?” Er sah mich mit schiefgelegtem Kopf und hochgezogenen Augenbrauen an. „Hat man dir denn nichts gesagt? Ich bin Iwaizumi Hajime und du solltest mir doch Nachhilfe geben. Frau Nakamura meinte sie würde dich darauf vorbereiten…”. Ich sah ihn erschrocken an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Da mir aber die Worte im Hals stecken blieben, drehte ich nur schnell meinen Kopf weg von ihm und schlug mir die Hände vor mein Gesicht.
In den letzten Tagen war ich immer wieder panisch geworden und hatte mich während der Pausen versteckt, auch wenn das leider weniger erfolgreich gewesen war. Ich hatte mich immer wieder gefragt, aus welcher Parallelklasse derjenige kommen mochte und versucht, jeden der mir zu Nahe kam, nicht aus den Augen zu lassen. Drei Tage lang war allerdings niemand auf mich zugekommen und meine Angst hatte sich wieder ein wenig gelegt. Und genau jetzt, als ich mich wieder ein bisschen besser fühlte, tauchte der Kerl hier auf.
Langsam ließ ich meine Hände sinken und atmete ein paar Mal tief ein und aus. „Ich dachte, das hätte sich erledigt, da mich niemand in den letzten Tagen angesprochen hat”, erklärte ich leise und verlegen, sah auf meinem Schoß und knetete meine Finger. Als ich sein tiefes Kichern vernahm, schaute ich wieder leicht zu ihm. Er hatte die Augen durch sein Kichern leicht zusammengekniffen und rieb sich mit einer Hand den Nacken. „Ja, ich hab vor lauter Volleyballtraining immer völlig die Zeit aus den Augen verloren. Und wenn ich in den Pausen zu dir wollte, wusste niemand wo du überhaupt bist.” Nach denn letzten Worten sah er mich ziemlich verkniffen an. Ich wappnete mich schon dafür Ärger zu bekommen und zog den Kopf ein. „Was mich allerdings mehr schockiert hat war, das deine Klassenkameraden teilweise nicht mal wussten wer du bist, sie aber Dinge sagten… und Behauptungen aufstellten…” Krampfhaft hielt ich meinen Rocksaum umklammert und kämpfte mit den Tränen. Ich wusste ja was so über mich erzählt und breit getratscht wurde und ich konnte es auch immer gut ausblenden und überhören, aber es innerhalb kürzester Zeit von zwei Außenstehenden extra nochmal unter die Nase gerieben zu bekommen, war einfach zu viel. Ich verstand ja, dass Frau Nakamura mir nur helfen wollte, aber so half sie mir nicht. Ich hatte meine eigene Methode damit fertig zu werden und da half es nicht, wenn man mir immer wieder vorhielt, wie gemein manche Menschen waren.
Ich konnte die Tränen nicht länger aufhalten und das leise Schluchzen auch nicht unterdrücken. Ruckartig stand ich auf und packte meinen Kram schnell zusammen. Bevor ich mich aber auch nur einen Schritt wegbewegen konnte, spürte ich einen schraubstockartigen Griff um meinen Oberarm. Erschrocken und voller Angst schaute ich Iwaizumi an. „Bitte tu mir nichts und lass mich gehen”, flehte ich ihn unter Tränen an.
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My broken Heart (Abgebrochen)
Fiksi PenggemarRia - ein sehr ruhiges und zurückhaltendes Mädchen, mit großen Problemen, wird dazu angehalten einem anderen Schüler Nachhilfe zu geben, damit sie einen Verbündeten, einen Freund, oder was auch immer sich ihre Lehrerin vorgestellt hat, findet.