Trost

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Ardy holte sofort Eis aus ihren Gefrierschrank, als er hörte was los war. Dankend hatte ich die Schale mit dem Schokoladeneis angenommen. Obwohl mir nicht wirklich nach Essen war, schob ich mir hin und wieder etwas in meinen Mund.
Taddl hatte einen Arm um mich gelegt und wirkte nachdenklich. Ardy musterte den Blauhaarigen ein paar Mal. Gefiel es ihm nicht, wie er mich umarmte?

,,Aber warum hat er denn Schluss gemacht?", fragte T irgendwann. ,,Er meinte, er hätte mich nicht verdient, er würde zu wenig Zeit mit mir verbringen und dass er nicht der Freund für mich sein kann, der er gerne wäre. Er denkt, es würde Jemand besseres für mich geben...", erzählte ich. Mittlerweile hatte ich aufgehört zu weinen, was größtenteils das Verdienst von dem Eis, den Taschentüchern und Taddls Nähe war. Es fühlte sich fast so wie früher an. Können wir wieder Freunde sein?

Taddl grummelte etwas, stand dann auf und schnappte sich seine Jacke. ,,Bin gleich wieder da.", rief er. Ardy sah alarmiert zu ihm. ,,Wohin gehst du?", fragte er besorgt. Ich hatte das ungute Gefühl, dass ich wusste, was er vorhatte und ich denke, Ardy konnte sich auch vorstellen, wohin Taddl wollte. Dieser zuckte jedoch mit den Schultern. Ardy stand auf und zog ihn wieder zurück auf seinen Platz. ,,Du bleibst hier! Ich weiß genau was du vorhast und ich glaube, dass Manu mir zustimmen wird, wenn ich sage, dass du es nicht tun sollst!", sagte er bestimmend. Bevor er überhaupt ein Wort sprechen konnte, sagte ich: ,,Tu's einfach nicht, bitte!" Seufzend hängte er wieder seine Jacke auf.

,,Was ist eigentlich mit Michael?", fragte Taddl nun. ,,Der ist heute bei Maurice. Tim wollte ihn schon anrufen", antwortete ich, ,,aber ich will nicht ihren Abend zerstören. Das haben die beiden nicht verdient." Taddl nickte verständnisvoll. Mir fiel ein, dass ich ihren Abend kaputt gemacht hatte, weshalb ich auch schnell hinzufügte, dass es mir leid tut, dass ihr Abend dafür drauf geht. ,,Ist schon okay. Trennungsschmerz ist so ziemlich das Beschissenste was es gibt.", winkte Ardy ab und sah mich ruhig an. Ich schaute rüber zu T und fragte mich, was er wohl als erstes gefühlt hatte, als ich ihm erzählt hatte, was los ist. Ob er wohl gerade an die Nacht vor über einem Jahr dachte, und auch an unser kurzes Gespräch?
Vielleicht hat er sich da so gefühlt wie ich mich jetzt.

Wir sprachen noch darüber, was denn sonst so in der Zeit, in der wir kaum miteinander Kontakt hatten, passiert war. Ich versuchte mehr über ihre Beziehung zueinander zu erfahren. Beide konnte ich oft auf dem Campus gemeinsam sehen und ihre Blicke zueinander sind mir dabei oft aufgefallen.
Leider sprangen sie nicht wirklich auf meine subtilen Fragen an.

Auf einmal klingelte Taddls Handy. Er holte es raus und sah verwirrt auf das Display, ging aber ran. ,,Er ist bei uns, ja.", sagte er nach ein paar Sekunden. Seiner Antwort nach zu beurteilen, war es scheinbar Micha, der ihn anrief. ,,Ich kann ihn auch vorbeibringen.", meinte T nun. ,,Nein? Okay. Dann bis gleich!", damit war das Telefonat auch schon beendet. Er legte sein Handy wieder zur Seite und bestätigte meine Vermutung: ,,Es war Micha. Er kommt gleich vorbei. Tim muss ihn wohl angerufen haben. Micha hat dann wohl versucht bei dir anzurufen." Verwundert griff ich nach meinem Handy und tatsächlich! Drei Anrufe in Abwesenheit.

Wut stieg in mir hoch. Tim hätte mich auch gleich einfach zu Maurice fahren können, wenn er vorhatte, Michael anzurufen!

Fünf Minuten später klingelte es und Taddl öffnete die Tür. Zombey kam sofort zu mir und nahm mich in den Arm. ,,Es tut mir so leid!", murmelte ich, ,,Ich hab ihm noch gesagt, dass er dich nicht anrufen soll und dann macht er es doch!" Micha löste sich wieder und lächelte mich schwach an und versuchte mich zu beruhigen: ,,Mach dir keinen Kopf, Manu. Maurice hat vollstes Verständnis."

Nachdem ich mich bei Taddl und Ardy bedankt hatte, gingen Michael und ich wieder. Er war mit der Bahn gefahren, weshalb wir auch an der Bahnhaltestellen warten mussten.
,,Ich hasse die Liebe...", nuschelte ich, als wir in der Bahn saßen. Zombey nickte und sah aus dem Fenster. ,,Sie ist manchmal echt beschissen." Wir schwiegen danach solange, bis wir bei uns ankamen. ,,Willst du mir davon erzählen?", fragte mich Micha, nachdem wir unsere Jacken aufgehangen hatten. Ich nickte stumm. Gemeinsam setzten wir uns aufs Sofa, wo ich ihm, genauso wie Taddl und Ardy eben, von Tims unfassbar dämlichen Gründen erzählte. Verständnislos sah mich der Blauäugige an und schüttelte seinen Kopf. ,,Am liebsten würde ich ihn mir vornehmen und zur Rede stellen..."
,,Glaubst du, er hat in Wahrheit einen anderen?", fragte ich schniefend. Das wäre wirklich der Horror! Aber das würde erklären, warum er so plötzlich mit mir Schluss gemacht hat...

Zombey sah mich entgeistert  an und schüttelte wieder den Kopf. ,,Nein, das glaube ich nicht! Er hat sich vielleicht heute richtig arschig verhalten, aber Fremdgehen würde ich ihm nicht zutrauen. Er ist ein herzensguter Mensch, nur macht auch er manchmal dumme Sachen.", meinte er. Ich hoffte, er würde Recht behalten. Nichts würde mich wütender und am meisten verletzen, wenn er tatsächlich fremdgegangen wäre.

Wir saßen noch ganz lange auf dem Sofa. Er hörte sich mein Geheule an und versuchte mich zu beruhigen. Irgendwann saßen wir nur noch schweigend da. Ich war müde, aber gleichzeitig wusste ich auch, dass ich jetzt nicht schlafen könnte. Meine Augen starrten auf die paar Taschentuchknäule, die quer auf dem Couchtisch verteilt herumlagen.
Erst als Micha gähnte, erwachte ich aus meiner Erstarrung und löste mich von ihm. ,,Geh schlafen, wenn du müde bist.", meinte ich, eines Lächelns bemüht. Micha blieb noch kurz sitzen, schien zu überlegen, was er tun sollte, wurde aber scheinbar von einem weiteren Gähner davon überzeugt, dass er bettreif ist. Er stand auf, sagte mir gute Nacht und dass ich auch besser schlafen gehen sollte. Ich nickte.

Natürlich ging ich nicht danach schlafen. Ich ging zwar ins Bett, aber an Schlaf war nicht zu denken. Alles fühlte sich an, wie in einen dieser Kitschfilme. Der Protagonist liegt mit gebrochenem Herz allein im Bett, ist in Gedanken wie so oft bei dem Geliebten, sehr wohl mit dem Wissen, dass es vorbei ist. Die nächsten Tage würden für unseren Hauptcharakter nicht leicht werden und seine Freunde würden ihn bemittleiden. Sie würden sich um ihn kümmern, was unser so selbstloser Protagonist natürlich immer wieder ablehnen würde. Und am Ende kommt der, wegen dem diese ganze Trauer erst stattfand, wieder. Er würde sich für alles entschuldigen, sich selbst beleidigen, sodass unser Protagonist Mitleid bekommt und wegen seiner unendlich großen Liebe zum Idioten alles verzeiht.

Wie schön, dass das alles nur dumme Fiktion ist, die sich nur mein übermüdeter, gebrochener Geist ausgedacht hat.
Zum einen werde ich (hoffentlich) nicht bemittleidet und betüddelt werden, zum anderen werde ich Hilfe, wenn nötig, annehmen. Außerdem denke ich nicht, dass er bemerkt, wie dumm er doch heute Nacht gewesen ist.

Ich drehte mich und sah nun gegen die Wand. Laut seufzte ich und schloss die Augen, in dem lächerlichen Versuch einzuschlafen. Ich konnte nicht aufhören an ihn zu denken. Was hat er sich dabei nur gedacht? Warum hatte er nicht schon eher mit mir über seine Probleme geredet? Hoffentlich behielt Zombey damit Recht, dass er keinen anderen hat! Ich vermisse ihn...
Eine Träne rollte mein Gesicht herunter, tropfte auf meine Bettdecke und wurde von dem Stoff aufgenommen. Schniefend strich ich mit meinem Ärmel über meine Nase und meine Augen. Kann ich nicht einfach schlafen? Ich will nicht die ganze Nacht darüber nachdenken, wie mir das Herz rausgerissen wurde!

Leider war die ein oder andere Phase, in der ich etwas dösen konnte, das einzige, was mir vergönnt war.

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2 Monate sind vergangen.
Der Adventskalender hat mich einfach so sehr in Anspruch genommen, Entschuldigung!

Nun, es sind aber ein paar vorgeschriebene Kapitel da. :)
Wenn alles klappt, dann sollte jeden Monat- maximal jeden zweiten Monat ein neuer Teil kommen! ^^

Ich freu mich jedenfalls darauf, wie es weitergeht. :D

Wünsche euch einen schönen Nachmittag!
LG LMS☆

Die Uni verändert einenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt