Kinder

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Sicht: maudado

Es ist seltsam, wie schnell die Zeit vergeht.

Ich kann nicht ganz glauben, dass Zombey und ich schon seit fast fünf Jahren zusammen sind. Das ist gleichzeitig so lang und dann doch wieder viel zu kurz. Manchmal vergesse ich, dass wir eben nicht schon unser Leben lang zusammenwohnen und eigentlich unser ganzes Leben teilen.

Abends sitzen wir meistens zusammen auf dem Sofa und schauen uns etwas gemeinsam an, häufig liegt Shadow auf meinem Schoß und will gekrault werden, aber manchmal spielen wir auch auf unseren Nintendos, wenn wir Lust auf ein bisschen Nostalgie haben.
Gerade spielte Zombey wieder Pokémon Platin, während ich ihm zuschaute.

„Wenn wir das nächste Mal wieder bei meinen Eltern sind, muss ich unbedingt daran denken, meinen alten Gameboy und die anderen Spiele mitzunehmen", seufzte Zombey, als er in der Pokémon Liga stand und diese wunderbar ruhige Melodie aus seinem DS ertönte. Ich nickte stumm und schloss die Augen. Meinen Kopf hatte ich auf seine Schulter gelegt.
„Wäre echt cool mal wieder Gary in den Hintern zu treten."
Sein Lachen brachte mich zum Lächeln. Ja, irgendwie hatte der Rivale in den ersten Spielen es echt verdient.

„Barry ist aber auch nervig", nuschelte ich. Zombey stimmte mir zu, woraufhin wir anfingen, uns darüber zu unterhalten, welche Spiele die besten Rivalen und Storylines hatten, und - ganz wichtig - welche die besten Starter überhaupt waren.

Als Zombey dann gegen die Elite 4 kämpfte, hatte ich mich wieder richtig hingesetzt und schaute ihm gespannt zu. Ich hatte vor allen Liga Kämpfen Respekt, aber vor dem aus Platin nochmal eine Spur mehr, mit Champion Cynthia und ihrem Team.
Aber für Zombey war sie natürlich kein Problem.

Weil der Abend noch jung war und die Lust auf weitere Pokémon Spiele stieg, mussten wir Shadow für ein paar Sekunden alleine auf dem Sofa lassen, damit wir unsere alten Cardridges holen konnten.
Wir verbrachten fast die ganze Nacht dort, schauten uns unsere alten Spielstände an und verglichen Teams, beziehungsweise kommentierte Zombey wie viele Karpadors ich gefangen hatte und ich kommentierte im Gegenzug wie wenige Karpadors er gefangen hatte.

„Vielleicht sollten wir uns ein Aquarium anschaffen", meinte Zombey irgendwann, „dann kannst du auch in Reallife ganz viele Karpadors haben."
Wir lachten, aber wenn ich ehrlich bin, dann muss ich zugeben, dass ich seit einiger Zeit schon darüber nachgedacht hatte, noch ein Haustier zu holen, und ich glaubte, Zombey hätte auch nichts dagegen.
Aber ein Aquarium?
Fische sind ja ganz süß und so, aber als Haustier?

„Wie wäre es mit einem Haustier, womit wir ein bisschen mehr machen können als es nur anzustarren?", schlug ich dann vor.
Aus dem amüsierten Lächeln wich einem überraschten Ausdruck.
„Meinst du das ernst?", fragte er, seine Mundwinkel zuckten dabei.
„Warum nicht?", fragte ich zurück.
„Dann ist Shadow nicht alleine und ich weiß, dass du gerne einen Hund hättest."

Zombey lehnte sich zurück und sah gegen die Wand für eine kurze Weile. „Das wäre schon schön", murmelte er.

Wir sprachen noch lange darüber, und nicht nur an dem Abend. Davor hatten wir uns zwar auch schon hin und wieder mal darüber unterhalten, noch ein Haustier zu haben, aber das waren keine ernstgemeinten Gespräche, anders als jetzt.
Wir beschäftigten uns damit, welche Hunde am ehesten mit Katzen zurechtkommen, welche viel und welche wenig Auslauf brauchen, welche Tierheime es in der Nähe gibt und so viel mehr.

Irgendwann hatte Manu darüber gescherzt, dass es sich so anhört, als würden wir darüber reden, noch ein Kind zu bekommen, was ja auch irgendwie stimmte. Shadow ist für mich ein Teil meiner Familie und da kommt die Beziehung wie zu dem eines Kindes noch am nächsten.

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