Kapitel 27 - Wiederaufbau

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Ahsoka schreckte hoch. Sie lag in einer Medi-Station, doch wusste sie nicht, wie lange sie bewusstlos war.
Ein Medi-Droide versorgte gerade die Verletzungen, die sie bislang noch nicht gemerkt hat. Das Adrenalin des Kampfes hatte jegliches Empfinden bei ihr unterbunden.
Doch nun schmerzte jede Stelle ihres Körpers.
Der Medi-Droide sah sie nur an und verließ kurz darauf den Raum. Es gab keine Fenster, Ahsoka hatte also keine Gelegenheit, herauszufinden, wo sie war. Befand sie sich noch auf Onderon?
Kurz darauf öffnete die Tür sich erneut und Lux stürzte herein, dicht gefolgt von Rex und Saw.
Lux umarmte sie nur wortlos. Auch Ahsoka wusste nicht, was sie sagen konnte.
Rex legte seine Hand auf ihre Schulter. „Du hast uns ganz schön erschreckt.", sagte er freudig. „Wir dachten, du wärst tot. Du hattest keinen Puls mehr, doch irgendwie bist du zurückgekehrt. Sogar der Droide war überrascht."
Ahsoka versuchte etwas zu sagen, doch mehr als ein Stammeln kam nicht aus ihr heraus.
Lux drückte sie sanft zurück in ihr Bett. „Ruhe dich erst einmal aus. Der Kampf ist vorbei, die Imperialen sind fort."
Ahsoka sah kurz zu Saw, der nur nickte. Doch dieses Mal hatte es eine andere Bedeutung. Sie spürte Respekt bei ihm. Kurz darauf schlief sie wieder ein.

"Doch, es war wirklich so. Ich habe es selbst gesehen. Du glaubst nicht, wie Maul da hing, gefesselt und mitten in der Luft."
Ahsoka hatte ihre Augen noch nicht geöffnet, doch konnte sie Rex schon hören. Er erzählte gerade von der Schlacht auf Mandalore, als sie Maul besiegte.
"Sie ist wirklich eine gute Anführerin.", antwortete Lux.
"Ich hatte eben auch ein gutes Team.", warf Ahsoka ein, die jetzt ihre Augen aufschlug.
Sofort sprangen Rex und Lux von ihren Stühlen hoch und gingen zu ihr.
"Ahsoka, wie geht es dir?", fragte Lux besorgt.
Sie fasste sich an den Kopf. Ihr Schädel brummte noch immer als wäre ein Bantha über sie hinweg gelaufen.
"Es geht einigermaßen. Wo sind wir, wie lange war ich weg?"
"Wir sind in der Krankenstation in Iziz. Du warst einen Tag weggetreten."

"Ich habe sie noch einmal gesehen." Ahsoka hatte überlegt, ob es klug war, von ihrem Erlebnis nach dem Kampf mit Torrey zu sprechen, doch konnte sie es nicht einfach unter den Tisch kehren.
"Wen hast du gesehen?", fragte Lux verwirrt.
"Katooni. Wir waren im Jedi-Tempel und haben gekämpft. Yoda war auch dort.", antwortete Ahsoka.
Lux und Rex sahen sich an und zuckten beide mit den Schultern. Egal, was Ahsoka dazu noch sagen würde, es würde die Sache nicht minder unglaubwürdig machen.
"Und...hast du den Kampf gewonnen?", fragte Lux schließlich vorsichtig.
Ahsoka schaute nach unten und lächelte leicht. „Ja, das habe ich."
Dann sah sie wieder Lux an. „Was ist mit Katoonis Leiche? Habt ihr sie gefunden?"
Lux' Blick zeigte sofort die Trauer in ihm. „Ja, sie ist gefunden worden. Wir werden sie beerdigen, doch wollten wir damit noch warten, bis du aufwachst."
"Danke. Ich will dabei sein.", beschloss Ahsoka.
Sie sah, dass die beiden noch etwas bewegte. "Was habt ihr?", fragte sie.
Lux überlegte kurz, doch er entschied sich, sie zu fragen.
"Was genau ist da in der Halle passiert? Nicht einmal Rex kannte so etwas von dir."
Ahsoka dachte einen Moment darüber nach.
"Ich wollte ihn nicht entkommen lassen. Er hat Katooni getötet. Das konnte ich ihm nicht verzeihen."
Ahsoka konnte nicht die Wahrheit sagen. Welche Wahrheit überhaupt? Sie wusste nicht einmal selber, was genau passiert war. Ihr gesamter Körper bebte in dem Moment, als die Druckwelle entstand. Ihre gesamte Angst und Wut entluden sich auf diese Weise mithilfe der Macht.
Lux nickte. Er wusste, dass das nicht die volle Wahrheit war, doch er glaubte ihr.

Ahsokas Genesung verlief hervorragend. Einen Tag später konnte sie die Krankenstation nach einigen abschließenden Tests verlassen.
Zusammen mit Lux, der jeden ihrer Schritte fürsorglich beobachtete, ging sie durch Iziz.
Die Bewohner hatten bereits damit begonnen, die Trümmer des imperialen Lagers zu beseitigen. Jeder Bürger begrüßte sie freundlich, als sie vorbeigingen. Ahsoka war das sehr unangenehm, immerhin war sie diejenige, welche für die Verwüstung von Iziz' Innenstadt verantwortlich war.
"Sie danken dir, dass du geholfen hast, sie zu befreien.", sagte Lux, als er ihr Unbehagen bemerkte.
"Es ist alles gut gegangen. Wir haben kaum Verletzte unter den Bewohnern zu beklagen, Torrey ist tot und Cross wird in irgendeiner Zelle verrotten." Ahsoka schaute wortlos zu Lux. Sie war erschrocken, was er da sagte.
"Gut gegangen? Lux, ich habe die halbe Stadt zerstört, viele Rebellen sind gestorben und Katooni ist gefallen, weil ich sie nicht retten konnte."
Lux hob entschuldigend die Hände. Er bemerkte zu spät, dass er hier nicht nachgedacht hatte.
"Es tut mir leid, Ahsoka. Wirklich. Besonders Katoonis Verlust ist hart und ungerecht. Ich habe euch einige Monate beobachten können. Ihr beiden wart wirklich wie ein eingespieltes Team. Ich hätte mir gewünscht, dass sie es geschafft hätte."
Ahsoka blickte zu Boden. Sie wusste, dass er es nicht so gemeint hatte und dennoch war sie enttäuscht von ihm.
"Mir tut es leid, Lux. Ich glaube, ich bin noch nicht auf der Höhe."
Lux strich ihr sanft über den Kopf, was ihr eine wohlige Gänsehaut gab.
„Ist schon gut.", sagte er.

"Ahsoka!"
Saw kam auf Ahsoka und Lux zu und blieb vor ihnen stehen.
"Lux, könnte ich einen Moment mit ihr sprechen?"
Lux schaute zuerst skeptisch, ließ sie dann jedoch alleine.
Saw drehte sich zu Ahsoka.
"Ich möchte mich bei dir bedanken, was du für Onderon getan hast. Das wird man dir hier nie vergessen."
Ahsoka lächelte, sagte jedoch nichts.
"Und noch etwas: Ich war ein Idiot und möchte alles zurücknehmen, was ich dir auf Jedha gesagt habe."
Ahsoka schaute ihn neugierig an. Damit hatte sie nicht gerechnet.
"Als ich sah, wie Torrey deine Schülerin hinterrücks umgebracht hatte, merkte ich, was sie dir bedeutete. Nicht nur durch dieses...Ereignis danach. Als Steela gestorben ist, hatte ich mir geschworen, nicht noch einmal jemanden zu verlieren. Auch wenn ich Katooni nicht kannte, wusste ich, dass sie besonders war. Weil sie dich als Lehrerin hatte."
Sie sah, wie er darüber nachdachte, was er sagte.
"Ich weiß, dass ich dir gewünscht habe, dass du jemanden auf die gleiche Art verlierst wie ich, doch nicht so."
Ahsoka war noch immer überrascht von Saws Offenheit, weil sie ihn so noch nie gesehen hatte.
Sie reichte ihm ihren Arm und er ergriff ihn.
"Entschuldigung angenommen. Danke, Saw.", sagte sie zufrieden und auch Saw war erleichtert.

"Was wirst du jetzt machen?", fragte Saw sie.
Das war tatsächlich eine Frage, die sich Ahsoka schon mehrfach gestellt hatte. Bisher wusste sie jedoch noch keine Antwort darauf.
"Ich weiß noch nicht, was jetzt passieren wird. Ich denke, ich lasse mich im Moment einfach treiben und sehe dann, was die Zukunft bringt."
Saw prustete kurz.
"Solltest du dich jemals der Rebellion und mir anschließen wollen, dann besuche mich auf Jedha."
Beide sahen eine Zeit lang zu Lux, der einer älteren Dame gerade dabei half, einen Stein aus ihrem Vorgarten zu entfernen.
„Er ist ein guter Kerl, weißt du?", sagte Saw.
"Ja, das ist er.", bestätigte Ahsoka ihm.
"Pass' bitte gut auf ihn auf, okay? Er hält viel von dir."
Ahsoka verlor sich in Gedanken, die sie schon seit Tagen plagten. „Ich werde es versuchen."
Ahsoka und Saw riefen Lux wieder zu sich.
"Danke, Saw.", sagte sie zum Abschluss, bevor Lux sie erreichte. Sie nickte kaum merkbar, doch Saw hatte es dennoch gesehen. Danach ging er wieder zu den Soldaten und Bewohnern, die Hilfe mit dem Schutt benötigten.
"Was wollte er?", fragte Lux.
Ahsoka lächelte in sich hinein. „Nichts Besonderes. Ich glaube, wir beide haben gesehen, dass wir mit manchen Urteilen falsch lagen, die wir voneinander hatten."

Ahsoka: A Star Wars Order 66 StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt