Kapitel 5 - Ziele

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Als der Y-Flügler abhob, wurde es still in Ahsokas Kopf. Wo kurz vorher noch Gedanken, Träume und Visionen kreisten, war nun eine Leere, die sie noch nie gespürt hat.

Nachdem sie vor ungefähr einem Jahr den Orden der Jedi verließ, war sie zwar auch schon einmal an einem Tiefpunkt angelangt, doch das war nicht zu vergleichen mit dem jetzigen Moment: Der Jedi-Orden und die Republik existierten noch, alle Jedi, die ihr wichtig waren, waren am Leben und sie musste sich nicht verstellen. Nun jedoch gab es davon nichts mehr. Sie war allein und konnte die Macht nicht mehr in der Öffentlichkeit nutzen.

Das war zwar nicht das größte Problem, da sie geschickt und talentiert war, womit sie schnell neue Dinge lernen konnte. Was allerdings ein viel größeres Problem war, war ihr Aussehen. Es gab nur wenige Togruta, die es von Shili weg aus der Sklaverei geschafft hatten und noch weniger von ihrem Volk waren machtsensitv.
Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis Ahsoka enttarnt wurde. Ihr Äußeres war ebenfalls keine Hilfe.

Sie war zwar seit der letzten Erfassung durch das republikanische System wieder einmal gewachsen, doch ihre Montrals und Lekku hatten immer noch fast das gleiche Muster wie damals beim Austritt aus dem Orden. "Ein Glück, dass mein Eintrag im System der Republikanischen Armee vor dem Aufbruch nach Mandalore nicht wieder aktualisiert wurde.", dachte sich Ahsoka. So blieb wenigstens eine kleine Hoffnung, dass sie nicht sofort auffiel.

Trotzdem musste sie sich nun Gedanken machen, wie es weiterging. Ein Transportmittel hatte sie, doch wohin sollte sie fliegen? Das neue Imperium streckte nun seine gierigen Klauen aus, jetzt wo die Separatisten geschlagen und Count Dooku sowie General Grievous niedergeschlagen wurden.
Die restlichen Kampfdroiden waren nur noch unkoordiniert und somit kein Gegner mehr.

Sie schüttelte den Gedanken ab und begab sich in ihren Frachter. Mit einem unheimlichen Knarzen schloss sich die Luke und die Antriebsdüsen erwachten nach ein paar Fehlzündungen zum Leben. "Super. Wenn ich bis hierhin noch nicht aufgefallen bin, ist es spätestens jetzt der Fall.", seufzte Ahsoka und gab vollen Schub auf die Düsen. Sie wollte schnell den Planeten verlassen und sich im Orbit einen Plan ausdenken, wohin sie nun fliehen könnte.

Dort angekommen, studierte Ahsoka die Holokarte der Galaxie. Coruscant schied sofort aus, aus ganz offensichtlichen Gründen. Auch wenn sie Anakin, Padmé und R2-D2 gerne noch einmal gesehen hätte.
Auch der gesamte Outer Rim fiel aus dem Raster, zu hoch war die Gefahr, von durch Grievous' Ergreifung dort stationierten imperialen Schiffen, Kopfgeldjägern oder Hutten geschnappt zu werden.

So gut wie jedes System, was ihr aus alten Zeiten als Padawan einfiel, war vermutlich besetzt vom Imperium.
"Ich brauche eine Pause, das hier führt zu nichts.", seufzte Ahsoka. Der Gedanke an Padmé manifestierte sich immer mehr in ihrem Kopf, seit sie Anakin nicht mehr durch die Macht spüren konnte, was ihre Sicht auf das große Ganze trübte.

Sie aktivierte den Kommunikator des Schiffes und suchte auf einigen Frequenzen nach Neuigkeiten, um sich abzulenken. Auf der geheimen Frequenz der Jedi hörte sie plötzlich Obi-Wans Stimme: "Dies ist Meister Obi-Wan Kenobi. Ich muss leider berichten, dass sowohl unser Jedi-Orden als auch die Republik gefallen sind. Mit dem dunklen Schatten des Imperiums, der sich erhebt, um ihre Plätze einzunehmen. Diese Nachricht ist eine Warnung für jeden überlebenden Jedi. Vertraut der Macht. Kehrt nicht zum Tempel zurück, diese Zeit ist vorbei. Unsere Zukunft ist ungewiss. Wir werden alle herausgefordert; unser Vertrauen, unser Glaube, unsere Freundschaften. Aber wir müssen standhalten. Und mit der Zeit wird eine neue Hoffnung entstehen. Möge die Macht mit euch sein."

Obi-Wan hatte es also von Utapau bis nach Coruscant geschafft. Doch von da an war sein Schicksal ungewiss, da Ahsoka ihn nicht durch die Macht kontaktieren konnte. Wurde er im Tempel von den Soldaten getötet, auf der Flucht oder war er noch am Leben? Es bereitete ihr Kopfzerbrechen, als sie an all die Möglichkeiten dachte, die passiert sein konnten.

Sie entschied sich, Padmé zu kontaktieren. Sie war die einzige, von der Ahsoka glaubte, dass sie unversehrt war. Außer auch das Imperium war sich dem Verhältnis zwischen Anakin und ihr bewusst. Mit ein paar Handgriffen verschlüsselte Ahsoka ihr Signal und sendete eine Nachricht an Padmés Sicherheitsdienst. Kurz darauf meldete sich Captain Typho, dem Sicherheitschef von Padmé.

"Hier spricht Captain Typho. Sie kontaktieren mich über eine verschlüsselte Frequenz. Geben Sie sich zu erkennen."
"Captain Typho, hier spricht Ahsoka Tano." Sie setzte alles auf eine Karte, da sie Typho durch die vielen gemeinsamen Missionen mit Padmé vertraute.
"Ahsoka, ich freue mich, von Euch zu hören, das könnt Ihr mir glauben! Wo seid Ihr, wie habt Ihr überlebt?", fragte Typho und Ahsoka entschied sich, ihm kurz von den Geschehnissen seit Mandalore zu erzählen.

Als sie damit fertig war, sah sie die Bestürzung in seinen Augen. "Es tut mir leid, was Euch passiert ist. Die Lage hier ist ebenfalls schlimmer als je zuvor. Die Republik ist gefallen, die Truppen des Imperiums patroullieren durch jede Gasse Naboos. Theed ist stärker bewacht als sonst, seit Padmé..." Er brach den Satz ab und drehte sich zur Seite. Selbst durch das Hologramm hindurch konnte Ahsoka fühlen, dass etwas schlimmes passiert war.

"Was ist mit Padmé?", fragte sie, doch sie ahnte aus welchem Grund auch immer bereits die Antwort.
"Padmé ist umgebracht worden." Ahsokas Magen verdrehte sich, es war, als hätte man ihr ein Stück ihres Herzens herausgerissen.
"Uns wurde gesagt, dass sie von zwei Jedi hingerichtet wurde, doch das ist eine Aussage, die ich nicht glaube.
Die Jedi verdanken ihr viel, Meister Windu und der gesamte Rat sind jedes Mal erfreut gewesen, wenn Padmé sich im Senat um Angelegenheiten gekümmert hatte, die sowohl die Republik als auch die Jedi betrafen. Und jetzt sollen genau diese Jedi sie verraten und umbringen? Ich kann das nicht glauben..."

Ahsoka war noch immer sprachlos und fühlte die Leere in sich wachsen. Sie konnte kein Wort sagen.
"Ahsoka, passt auf Euch auf. Ich weiß, dass Padmé Euch vertraut hat. Der Bericht des Imperiums über ihren Tod passt einfach nicht zu dem Rest. Sie verschwand mit ihrem Schiff von Coruscant kurz vor ihrem Tod und nahm C-3PO mit sich. Ich sollte auf Coruscant bleiben, da es sich um keine ernste Angelegenheit handelt, daher weiß ich nicht, wohin sie gereist ist."

"Danke Captain Typho, dass ihr das Risiko auf Euch genommen habt, mit mir zu sprechen. Ich bedauere den Verlust von Padmé, ich bedauere ihn sehr...Ich muss fort, ich weiß nicht, wie schnell das Imperium meine Verschlüsselung decodieren kann." Das war das einzige, was Ahsoka sagen konnte.
Typho nickte verständnisvoll. "Möge die Macht mit Euch sein."

Das Hologramm von Typho verschwand und Ahsoka starrte in die Ferne. Sie stand vom Pilotensitz auf und kauerte sich auf den Boden. Tränen liefen von Ihren Wangen herunter, als sie das gerade Geschehene realisierte. Padmé war tot, eine Freundin der Republik, der Jedi und besonders von ihr. Ahsoka konnte es noch immer nicht glauben. Sie hatte sie damals vor dem Senat vertreten, als sie von Barriss verraten und des Mordes angeklagt wurde. Padmé war wie eine große Schwester für sie.

Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder fokussieren konnte und über die Zukunft nachdachte.
Ihr blieb nur noch übrig, ihr nächstes Ziel mithilfe der Macht zu finden. Daher setzte sie sich wieder vor die Holokarte, schloss die Augen und ließ sich von der Macht führen. Ihre Finger glitten durch die Bereiche der Karte, ein System tauchte in der Anzeige auf, verschwand wieder und wurde durch ein neues ersetzt. Bei dem gefühlt hundertsten System, welches in der Anzeige erschien, fühlte Ahsoka auf einmal einen Funken ... was war es?

Es fühlte sich seltsamerweise an wie Heimat, auch wenn das nicht sein konnte. Sie hatte keine Heimat, weder ihr Geburtssystem noch der Jedi-Tempel war eine solche.
Sie öffnete die Augen und las den Namen des Systems.
Auf dem Display stand in großen Buchstaben: ONDERON.

Ahsoka: A Star Wars Order 66 StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt