Kapitel 9 - Alte Bekannte

420 23 6
                                    

Der Marktplatz war nicht mehr wirklich besucht um diese Zeit. Die ersten Händler haben bereits ihre Waren verpackt und sind gegangen, andere waren noch mit dem Abbau ihrer Stände beschäftigt. Nur noch wenige versuchten, weiter ihre Waren zu verkaufen.
Ahsoka schlenderte durch die Gassen, ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Bald wird die Sonne untergegangen und der Platz komplett leer sein.
Lux hatte natürlich recht, sie kann sich nicht ewig vor dem Imperium verstecken. Egal wie, es würde sie eines Tages finden.
Anakin hätte vermutlich sofort geholfen, so viel ist sicher.
Anakin...Ahsoka hat seine Gegenwart seit der Order nicht mehr gespürt. Sie setzte sich auf die Mauer eines Brunnens, der vor ihr war. Irgendwie hat sie erwartet, dass sie plötzlich einen Schatten oder das Gesicht von Anakin im Wasser erkennt, oder etwas, dass ihr sagt, was sie machen soll. „Sei nicht so naiv, das ist doch nur Wasser.", versuchte Ahsoka sich zu sagen. Dennoch saß sie lange dort und starrte auf die Wasseroberfläche.
Überraschend spürte sie eine Aura der Macht hinter sich, was sie sofort aufspringen ließ. Vor ihr stand eine Gestalt, das Gesicht und den Körper unter einem Umhang verborgen.
"Ahsoka Tano?", fragte die Gestalt nur.
"Wer will das wissen?", antwortete Ahsoka, während sich ihre Muskeln und alle Sinne auf eine Flucht vorbereiteten.
Die Gestalt kam näher und als sie im Licht einer Straßenlaterne stand, zog sie die Kapuze vom Kopf.
Ahsoka konnte ihren Augen nicht trauen. „Katooni? Du lebst? Aber wie..." Ahsoka stockte der Atem. Vor ihr stand Katooni, eine Tholotianerin, die sie während der Klonkriege zu den Höhlen von Ilum gebracht und vor Piraten und General Grievous gerettet hat.
"Ich war auf Coruscant, als es passierte. Meine Meisterin hat mich vom Planeten geschmuggelt, um mich zu retten. Sie blieb im Tempel und kämpfte weiter gegen die Truppen."
Katooni war gewachsen, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben. Zudem trug sie nicht mehr nur ein Lichtschwert, welches Ahsoka damals gesehen hat, sondern auch ein zweites kleineres, ein sogenanntes Shoto, wie Ahsoka selbst es einst auch besaß.
"Was ist passiert, was hast du noch mitbekommen?", fragte Ahsoka sie.
"Der gesamte Tempel ist zerstört, jeder Jedi wurde getötet. Sogar die Padawane und die Jünglinge...
Sie haben darüber hinaus ein falsches Signal senden lassen, dass die Klonkriege vorbei seien und alle Jedi zum Tempel zurückkehren sollen. Doch Meister Kenobi soll diese Nachricht geändert haben, habe ich gehört."
"Ja, davon habe ich gehört. Ich habe die Nachricht von Obi-Wan selbst gesehen, als ich auf der Flucht war. Wir waren gerade auf dem Weg von Mandalore nach Coruscant, als es geschah...nur ich und mein Klonkommandant haben überlebt.", erzählte Ahsoka.
Katooni sah sie fragend an. „Dein Klonkommandant?! Wie ist das möglich? Alle Klone haben sich doch..."
"Allen Klonen wurden Chips eingesetzt. Als der Imperator den Befehl gab, wurden diese aktiviert.", berichtete Ahsoka. „Egal wie nahe wir uns standen, jeder Klon hat sofort die Waffe gezogen. Ich konnte meinem Kommandanten jedoch den Chip entfernen, wodurch er wieder einen klaren Verstand bekam. Danach hat er mir alles erzählt. Seit wir uns getrennt haben, bin ich hier untergetaucht."
Katooni ließ die Schultern sinken. Ahsoka sah, dass der Verlust ihrer Meisterin nicht das Einzige war, was ihr Sorgen bereitete.
"Was ist noch passiert?", fragte sie daher nach.
"Als meine Meisterin mich in das Frachtschiff brachte, sagte sie mir nur noch, dass die Klone von einem Jedi begleitet wurden. Zumindest sah man nur ein blaues Lichtschwert. Man hat die Jedi also vermutlich die ganze Zeit untergraben. Nicht einmal Großmeister Yoda hat es kommen sehen..."
Ahsoka war mehr als nur überrascht. War es ein ehemaliger Jedi wie Count Dooku? Immerhin gab es nie Anzeichen davon, dass ein Jedi sich gegen den Orden stellen würde. Doch der Krieg hat die Sichtweisen vieler Lebewesen verändert. Soldaten wie Rex oder Fives, Jedi wie sie selbst und selbstverständlich auch Zivilisten sind durch die Schrecken des Krieges beeinflusst worden. Doch das ist alles eine Sache, über die sich später Gedanken machen musste. „Hast du eine Unterkunft?", fragte Ahsoka, was Katooni nur kopfschüttelnd verneinte.
"Ich bringe dich zu Lux. Ich bin bei ihm untergekommen, er ist ein Freund aus vergangenen Tagen." Da Katooni dagegen nichts einzuwenden hatte, machten sie sich zusammen auf den Rückweg.

Vor den Toren der Stadt landete in der sicheren Dunkelheit ein weiteres Frachtschiff. Torrey und seine drei Agenten verließen das Schiff und machten sich auf den Weg.
In Iziz angekommen teilten sie sich auf, um verschiedenen Spuren nachzugehen. Torrey selbst kümmerte sich um einige Hinterhoflokale, in denen sich die Rebellen vor der Rebellion gegen die Separatisten getroffen haben. Vielleicht weiß zumindest einer Bescheid, wo sich Saw Gerrera aufhalten könnte. Informationen sind alles, was Torrey brauchte. Keine Währung der Welt war wichtiger als diese Daten. Und auch wenn er Gewalt anwenden musste, er würde diese Informationen früher oder später bekommen.
Er besuchte bereits das vierte Lokal, welches eher einer heruntergekommenen Halle glich. Auch hier versuchte er, seinen eingespielten Ablauf durchzuziehen: An die Bar setzen, unbeteiligt tun, sich in ein Gespräch mit dem Barkeeper verzetteln und weiter bohren. „Ich möchte mich den Rebellen anschließen. Ich komme aus einem System nicht weit von hier und habe viel über Saw Gerrera gehört. Vielleicht könnt Ihr mir helfen?"
Dieses Mal hatte er Glück. Der Barkeeper zeigte wortlos auf einen unscheinbaren Mann in der Ecke des Lokals. Torrey bedankte sich, stand auf und ging zu dem Mann.
"Ich habe erfahren, dass Sie mir helfen können, wenn ich mich den Rebellen anschließen will?" Der Mann schaute nicht auf.
"Harrisson, der alte Idiot...", sagte der Mann mit einem Seufzen. „Wer sind Sie? Ich habe Sie noch nie hier gesehen."
"Mein Name ist Remy Derrick. Ich habe von Ihrer Rebellenorganisation gehört und war begeistert. Das Imperium ist auf meinem Heimatplaneten eingetroffen und hat alle Bewohner der Stadt zu Sklaven gemacht. Unser Nährboden soll wohl perfekt für eine ihrer Pflanzen sein. Meine Familie und ich sind geflohen, doch nur ich habe es zu unserem Schiff geschafft, während meine Frau und unser Sohn gefangen und erschossen wurden. Jetzt will ich nur noch Rache nehmen!" Torrey versteckte sein Gesicht schluchzend hinter seinen Händen. Er liebte es, wenn seine Fassade wirkte. Der Mann schaute auf.
"Hören Sie, ich weiß nicht, wo sich Gerrera aufhält. Aber ich zeige ihnen einen Ort, wo man Ihnen helfen kann. Kommen Sie mit." Der Mann stand auf und ging zur Tür.
Endlich eine Spur, dachte sich Torrey innerlich jubelnd. Sie verließen das Lokal und der Mann zeigte in eine Richtung. „Gehen Sie hier die Gasse entlang und biegen dann links in Richtung Marktplatz ab. In etwa einem Kilometer sehen Sie auf der rechten Seite ein Hologramm eines Händlers für seltene Stoffe. Dahinter biegen Sie rechts ab. Dann folgt ein bewachtes Haus. Am Eingang müssen Sie sagen, dass Mo'Riati Sie geschickt hat. Das bin ich. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen."
"Vielen Dank, das reicht mir auch. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken kann." Torrey klopfte ihm auf den Rücken.
"Sie müssen mir nicht danken.", sagte Mo'Riati.
"Na wenn das so ist...das ist viel zu einfach." Der Mann riss die Augen und den Mund in dem Moment auf, als dieser den Blaster an seinem Hinterkopf spürte. Doch es war zu spät. Den Bruchteil einer Sekunde später sackte er in sich zusammen und Torrey machte sich auf den Weg.

Ahsoka: A Star Wars Order 66 StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt