Kapitel 17 - Hinterhalt

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Das Sonnenlicht kitzelte in ihrer Nase, was Ahsoka zum Aufwachen brachte. Ihr Kopf lag auf Lux' Brust und sie spürte seine Hand auf ihrer Hüfte. Es fühlte sich seltsam an, was in der vorigen Nacht passiert ist. Sie hatte dieses extreme Gefühl der Unsicherheit nur selten und auch noch nie so intensiv wie bei Lux.

Sie öffnete die Augen und sah Katooni, die schon eine Weile neben ihnen sitzen musste.
"Guten Morgen." Katooni betonte jedes Wort sehr lange und hatte sichtlich Spaß an dem Anblick, der sich ihr bot.
"Ihr habt es euch also gesagt." Ahsoka setzte sich auf und griff schnell nach der Decke, die sie zwischenzeitlich geholt hatte.
"Hast du etwa mit ihm...?", begann Katooni ihre Frage.
"Katooni! Nein, natürlich nicht!" Ahsoka schaute sie eindringlich an.
"Ich frage ja nur." Katooni hob abwehrend ihre Hände. „Aber trainieren kannst du noch? Oder hast du deine Kraft inzwischen schon für andere Dinge verbraucht?"
"Jetzt reicht's!" Mit einer Handbewegung von Ahsoka wurde die Tholotianerin mithilfe der Macht ins Wasser gezogen.
"Hey!" Katooni paddelte unbeholfen und sichtlich überrascht im Wasser. Trotzdem mussten beide lauthals lachen, was Lux ebenfalls aufwachen ließ.

"Was ist...oh..." Sein Gesicht rötete sich sofort, als er bemerkte, in welcher Situation er war.
Katooni zog sich aus dem Wasser und stellte sich vor Lux und Ahsoka auf.
"Ich weiß nicht, was ihr in den letzten Stunden getrieben habt. Ich möchte es vielleicht auch gar nicht wissen. Aber ihr habt euch scheinbar endlich das Offensichtliche gesagt. Das freut mich für euch, aber ich warne euch..." Sie erhob den Zeigefinger und zeigte auf Lux. „...Wenn Ahsoka deswegen zu schlapp für meine Ausbildung ist, versuche ich bei dir vielleicht doch nochmal ein paar Dinge mit der Macht." Lux schluckte.
"D-das wird nicht passieren. Versprochen.", stammelte Lux.
Katooni genoss es, dass Lux ihr scheinbar jedes Wort abnahm. Ahsoka hingegen rollte belustigt mit den Augen.

Das folgende Frühstück und das Training am Vormittag verliefen wie immer. Lux trainierte ab und zu mit dem Schwert, sah ansonsten aber nur zu. Die beiden Frauen waren gerade dabei, den beidhändigen Kampfstil der Tholotianerin zu verfeinern. Ahsoka nahm Katooni in dem Moment durch einen Fußfeger ihr Hauptschwert ab, als Lux einen blinkenden Gegenstand über dem Haus sah. Doch es war zu spät, etwas zu sagen.
Der Gegenstand explodierte und setzte den Schild, der das Haus schützte, außer Kraft, auch die beiden Lichtschwerter waren plötzlich nutzlos.

"EMP!", rief Lux und alle drehten sich zu dem Haus. Sie rannten zur Veranda, doch es war niemand zu sehen, weder ein Schiff, noch eine Person. Sie gingen langsam durch das Haus und prüften jeden Raum. Irgendwo musste sich jemand verstecken. Es war aber niemand war zu sehen, weswegen sie wieder aus dem Haus traten. Plötzlich schrie Katooni auf.

Ahsoka und Lux drehten sich um. Vor ihnen stand Torrey, angeleint an ein Seil, mit Katooni im Griff und süffisant lächelnd.
"Onderon.", sagte er und ließ eine Hand in der Luft kreisen. Er hob ab und nahm die strampelnde und um sich schlagende Katooni mit sich. Nun wurde auch das Schiff sichtbar, welches seinen Sichtschutz deaktivierte. Lux schoss auf die Düsen des Schiffes, doch Torrey und sein Schiff waren schneller. Er verschwand und nahm Katooni mit sich.

An Bord des Schiffes saß Torrey in seinem Sitz und war äußerst zufrieden. Nun musste er die Aufmerksamkeit von Bonteri haben, jetzt wo die Jedi in seiner Hand war. Er sah sich schon mit einem Haufen Kredits an einem schöneren Ort sitzen. Bonteri würde ihm schlussendlich den Standort von Gerrera verraten und er würde die Jedi an das Imperium ausliefern, ob tot oder lebendig.

Er betrachtete das Lichtschwert, welches er in seinen Händen hielt. Eine traditionelle Waffe, die sicherlich ihre Vorzüge hatte. Durch sein Training war er reaktionsschnell und ausdauernd. Und auch wenn ihm der Zugang zur Macht fehlte, so würde er das Schwert als zusätzliche Waffe vermutlich behalten.
"Wie alt bist du?", fragte er Katooni, die gefesselt vor ihm auf dem Boden saß.
"Das war ein großer Fehler von Ihnen." Sie sah ihn voller Verachtung an.
"Sehe ich da etwa Hass? Ich dachte, ihr Jedi seid darüber erhaben?", bemerkte Torrey amüsiert.
Katooni schaute zur Seite. Es gab keine Möglichkeit, sich zu befreien und zu fliehen.

„Was jetzt passieren wird, ist, dass du der Köder für Bonteri sein wirst. Er wird wegen dir nach Onderon kommen. Es wird keine Rolle spielen, ob er jemanden mitbringen wird, wie zum Beispiel seine kleine Togruta-Freundin." Torrey ließ das Lichtschwert in seiner Hand kreisen.
"Ich werde ihn brechen, mithilfe von dir. Und wenn er mir dann alle Informationen gegeben hat, die ich brauche, lasse ich ihn vielleicht am Leben. Dann wird er in einer Zelle verrotten. Und du..." Er musterte sie von oben nach unten. „Das Imperium wird sich sehr über weitere tote Jedi freuen."

"Wir müssen los!", rief Ahsoka Lux zu und rannte zu seinem Schiff. Lux verfolgte sie und hielt sie an ihrem Arm fest.
"Ahsoka, warte! Das ist zu tausend Prozent doch eine Falle. Wenn wir da jetzt auftauchen, sind wir tot, bevor wir in ihre Nähe kommen."
Lux hatte Recht. Es war eine Falle, doch Ahsoka war bereit, sie für Katooni auszulösen, koste es, was es wolle.
"Wir können doch nicht einfach nur abwarten. Katooni braucht uns.", versuchte sie ihm klarzumachen.
"Ich will sie auch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Torrey wird dafür bezahlen. Aber wir brauchen einen Plan!"
Ahsoka sah das Lichtschwert von Katooni an. Sie hatte nicht damit gerechnet, so schnell wieder eines in der Hand zu halten. Seit Wochen nutzte sie die Macht nur für das Training mit Katooni und inzwischen waren ihr die Vibro-Klingen fast bekannter als ein Lichtschwert. Auch wenn sie den Zugang nie verlieren würde, so hatte sie nach der Order beschlossen, diesen nur noch so selten wie möglich zu nutzen.
Sie überlegte mit Lux, was ihre besten Optionen wären.
"Ich kontaktiere Rex. Er sagte, dass ich mich jederzeit melden kann, wenn ich Hilfe brauche."

Sie gingen in ihr Zimmer und erreichten Rex schnell.
"Rex, wir brauchen deine Hilfe.", sagte Ahsoka.
"Alles klar, wobei?"
"Torrey, der Agent, von dem ich dir erzählt habe, hat meine Schülerin gefangen genommen. Wir glauben, dass er sie nun gegen Lux als Druckmittel verwenden wird, damit er den Standort von Saw Gerrera preisgibt. Deswegen brauche ich dich für eine Rettungsmission."
„Moment, was meinst du mit ‚meine Schülerin'? Seit wann hast du..."
Ahsoka unterbrach ihn. „Lange Geschichte. Man hat mir den Auftrag gegeben, mich um sie zu kümmern und ihr etwas beizubringen, nachdem ich sie auf Onderon fand. Nun hat man sie jedoch als Jedi erkannt, daher befürchte ich, dass sie in größter Gefahr ist."
"Onderon? Das Imperium ist auf dem Weg dorthin. Wo treffen wir uns?", fragte Rex.
Ahsoka wollte gerade etwas sagen, da fiel ihr Lux ins Wort.

"Jedha, dort treffen wir uns."
"Ich werde dort sein. Doch achtet auf imperiale Schiffe. Ich habe gehört, dass das Imperium auch Jedha zeitnah besetzen wird, um die natürlichen Vorkommen dort abzubauen.", antwortete Rex und sein Hologramm verschwand.
"Warum Jedha?", fragte Ahsoka.
"Dort ist Saw mit großer Wahrscheinlichkeit gerade. Ihn um Hilfe zu bitten, wäre wohl am naheliegendsten."
"Dann lass' uns keine Zeit verlieren." Ahsoka hing das Lichtschwert an ihren Gürtel und kurz darauf befanden sie sich im Schiff in Richtung Jedha.

„Entschuldige, dass ich vorhin so reagiert habe." Ahsoka saß zusammengekauert auf dem Copiloten-Sitz.
"Ich habe Angst um Katooni und Wut auf diesen Torrey. Ich will nicht noch jemanden verlieren, der mir etwas bedeutet."
"Du hast es selbst gesagt. Emotionen sind normal. Du bist keine Jedi mehr und niemandem Rechenschaft schuldig." Lux versuchte, sie zu beruhigen, doch Ahsoka wusste, dass sie dennoch über solchen Gefühlen stehen müsste. „Erinnere dich an das, was du Katooni über deine Gefühle gesagt hast. Lebe mit ihnen und kämpfe nicht dagegen an."
Ahsoka stand auf und wandte sich um, um in ihr Quartier zu gehen. An der Tür des Cockpits blieb sie jedoch stehen und blickte zurück.
"Alles, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe, diente einem größeren Zweck. Die Klonkriege, die Republik und die Jedi waren mein Leben. Und auch wenn mir Yoda diesen Auftrag gegeben hat, so bin ich jetzt das erste Mal auf mich alleine gestellt, ohne dass einer dieser Pfeiler im Hintergrund ist. Und es ist nicht wie auf einer einsamen Mission. Denn am Ende des Tages ist dort niemand wie Anakin, der mir meinen Weg zeigt."

Lux erhob sich aus seinem Sitz und ging auf Ahsoka zu.
„Es ist für alle schwierig. Auch für mich. Aber du bist eine Anführerin. Was du mir über die Padawane erzählt hast, die du vor den Trandoshanern gerettet hast, oder die Jünglinge vor den Piraten. Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen."
Er packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich um. Noch nie hatte er sie so unsicher gesehen. Vor ihm stand eine junge Togruta, die mehr Schlachten geschlagen hat als viele Soldaten. Und es ging hier nicht nur um physische Kämpfe: Die letzten Monate haben Narben hinterlassen, die er nicht heilen konnte. Sie wirkte erschöpft und zweifelte an ihren Fähigkeiten.
Lux umarmte sie und nach einem Moment erwiderte Ahsoka diese auch. Sie drückte ihren Kopf in seine Schultern.
„Sei dir einer Sache immer bewusst: Du musst das nicht alleine durchstehen. Rex und ich werden dir immer helfen. Nur noch diese eine Schlacht, Ahsoka. Und danach werden wir eine lange Auszeit nehmen."
In diesem Moment meldete sich der Bordcomputer mit einem lauten Piepen.

Ahsoka: A Star Wars Order 66 StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt