Kapitel 24

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Nachdem diese Scheiß Unterrichtsstunde vorbei war, wollte Arya sofort wissen, warum ich erst so spät in den Unterricht kam. Darüber war ich sichtlich genervt, da ich eigentlich keine Lust hatte, mir das ganze nochmal zurück ins Gedächtnis zu holen. Aber bei Arya konnte ich mich nur zwischen 'entweder du erzählst es mir jetzt' oder 'ich gehe dir solange auf die Nerven, bis du es mir erzählst' entscheiden. Da nahm ich lieber gleich Variante 1 und brachte es hinter mich.

"Lunaaa! Nun sag schon." Ich seufzte resigniert. "Ich habe wieder Rückschläge." erklärte ich. In dem Moment, wo ich selbst diese Worte aussprach, wurde mir auch erst bewusst, was das bedeutete. "Du hast was? Ich dachte, du bist sie damals bei deiner Therapie losgeworden."
Ich zuckte mit den Schultern. "Scheinbar sind sie wieder zurück. Vielleicht liegt es an Kingscroft."

Ihr müsst wissen, dass ich damals, als die Sache mit Darran passiert ist und ich dadurch diese Entscheidung getroffen habe, nachts immer wieder solche Angstzustände erlitten habe. Als meine Mom mich dann nachts schreiend im Bett vorgefunden hat, wurde ich sofort in Therapie geschickt, bis wir letztendlich weggezogen sind.

Es war für uns alle damals ziemlich schwer. Meine Mom hatte mit dem Verlust einer seiner Söhne zu kämpfen. Sheldon hat angefangen sich selbst zu hassen, für das was er getan hat. Und ich bin in diese Angstzustände hineingerutscht.

Tja, aber wir haben es geschafft. Es geschafft, wieder glücklich zu sein. Zumindest einigermaßen.
Nur das wir jetzt wieder hier sind. Nicht nur deswegen, weil wir es in der Großstadt nicht mehr ausgehalten und wir es hier einfacher hatten unseren Abschluss zu machen. Sondern auch, weil meine Mom ihr Zuhause vermisst hatte. Das Zuhause, wo sie aufgewachsen war und Erinnerungen mit meinem Dad geschaffen hatte. Erinnerungen, die für sie nur hier zu finden waren.

"Aber ich dachte, du hast sie nur nachts, wenn du schläfst? Sind sie jetzt auch tagsüber?" fragte sie mich weiter. "Nein, keine Sorge. Ich war nur in der Bibliothek und bin dort scheinbar eingeschlafen."
"Sind sie schlimmer als früher?"
"Nein, nicht ganz so schlimm wie damals. Aber ist ja jetzt auch erstmal unwichtig." winkte ich ab und versuchte das Thema auf ein paar erfreulichere Dinge zu wechseln.

"Willst du heute Nacht bei mir übernachten? Schließlich ist morgen Wochenende." fragte ich also hoffnungsvoll. Arya jedoch musterte mich besorgt und auch ein wenig skeptisch. Scheinbar hatte sie meinen kläglichen Versuch, vom Thema abzulenken, durchschaut. Trotzdem hakte sie nicht weiter nach. "Klar, wann soll ich da sein?" Ich überlegte kurz. "Ich habe noch Training mit Jason. Aber komm einfach gegen 6. Wenn ich dann noch nicht da bin, fühl dich einfach wie Zuhause. Meine Mom und mein Bruder sind ja da."
"Okay, super. Ich bring noch Popkorn und ein paar Filme mit."
"Mach das." meinte ich zustimmend.

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Nach dem letzten Schulklingeln, war
ich auf dem Weg zum Parkplatz zu Sheldons Auto. Bis mir auffiel, dass ich aus irgendeinem Grund gar nicht das Bedürfnis hatte, wieder mit Sheldon mitzufahren. Ich verspürte große Lust, lieber wieder zu laufen. Außerdem war ich ja auch nicht alleine. Tyson war ja da.
Es hatte gestern gutgetan, sich mal mit jemandem zu unterhalten, der nicht Sheldon oder Arya war.

Ja okay, ich weiß, dass ich nur eine wirkliche Freundin habe, aber sie ist wenigstens die eine Freundin im Leben, der ich ohne darüber nachzudenken mein Leben in die Hand drücken würde.

Als ich Sheldon an seinem Auto lehnen sah, rief ich ihm die letzten paar Meter bis zu ihm zu, dass ich ab heute vermutlich jeden Tag laufen würde. Außer wenn es Mal regnet. "Dein Ernst?" hörte ich ihn verdutzt fragen, aber er ließ sich natürlich nicht zweimal bitten, stieg ein und fuhr davon.

Ich wusste nicht warum, aber ich wollte Tyson näher kennenlernen. Vielleicht würde ich in ihm ja einen guten Freund finden.

Diesmal war es Tyson, der sofort auf mich zukam, als er bemerkte, dass ich wieder nach Hause laufen würde.
"Ich werde jetzt übrigens jeden Tag zu Fuß nach Hause gehen. Also wenn du sowieso immer in meiner Nähe sein willst, lauf doch einfach mit mir."
"Okay, klar." entgegnete er etwas verwundert. Ich nickte kurz.
"Hat meine Mom es dir erzählt?Wegen gestern meine ich."
Er schwieg kurz. "Ja, hat sie. Dass mit deinem Dad wusste ich ja schon von früher, nur nicht, dass du deswegen nicht besonders gut auf die black Wolves zu sprechen bist."

Wolfsnacht - Das Ende der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt