Ich konnte ihn noch immer nur anstarren. Seine ruhige und sanfte Stimme war das ganze Gegenteil von der Bedeutung seiner Worte.
Er verwandelte sich zurück, sodass er wieder als Mensch über mir gebeugt lag.Ein paar schwarze Haare fielen ihm in die Stirn. Nun lächelte er mich selbstgefällig an. Erst jetzt fiel mir seine unauffällige Narbe auf, die sich oberhalb seines rechten Auges befand. Dann erhob er sich. Ich lag immer noch benommen auf den kalten Dielen. "Tut mir leid, das war vielleicht etwas ruppig. Ich habe gerade nicht an deine Verletzungen gedacht." sagte er mit rauer Stimme entschuldigend und hielt mir seine Hand hin.
Eigentlich sollte ich doch jetzt langsam Panik bekommen, oder?Mein Messer lag irgendwo unauffindbar auf dem Boden und er war gerade auf mich losgegangen. Dennoch blieb die Panik aus. Die Angst war noch etwas da.
Etwas unsicher griff ich nach seiner Hand und er zog mich zu sich hoch. "Alles okay?" fragte er sanft. Ich nickte.Als wäre nichts passiert, setzte er sich wieder auf die Stufen der Terrasse. Ich tat es ihm gleich.
Es herrste längere Zeit Stille. Aber es war keine unangenehme. Im Gegenteil. Wir beide genossen die Ruhe des Waldes und die beruhigenden Lichter der Sterne am Himmel, die meine restliche Angst langsam wegdrückten und ich die Ruhe selbst war."Wie geht es dir nach alldem was passiert ist?" fragte er schließlich.
"Gut. Gestern war ich zwar noch ziemlich mitgenommen, aber heute morgen ging es mir deutlich besser. Morgen darf ich auch wieder nach Hause."
"Hm." war das einzigste was er darauf antwortete."Luna, warum hattest du diesen Bluterguss am Hals." fragte er darauf sanft. Ich verkrampfte. Er hatte ihn gesehen? Na klar, Luna, den konnte man ja nicht übersehen!
"Ähm...halb so wild." wich ich aus.
Er seufzte. "Ich weiß, dass er von Bruce in der Schule stammt. Er hat es mir erzählt.""Er hat was?" rief ich aufgebracht. "Hat er das etwa der ganzen Schule erzählt?" Mir drehte sich der Magen um. Wenn er das wirklich getan hätte, dann... "Nein, ich habe es aus ihm sozusagen rausgequetscht. Mir war schon fast klar, dass er das war. Er sucht oft Stress bei anderen Lykanern." Ich beruhigte mich wieder etwas. Er hatte es also nicht überall herumerzählt, puh.
"Luna, hast du mit jemandem darüber..."
"Jason. Lass es. Bitte." sagte ich müde und blickte ihn eindringlich an.
Er erwiderte nichts darauf und richtete seinen Blick wieder in die Nacht. Plötzlich kam mir ein Gedanke. "Jason?""Hm?"
"Tust du mir einen Gefallen?"
Er blickte mich an. "Noch einen? Reicht es nicht, dass du nicht gestorben bist?" sagte er spöttisch.
"Ich hab dich nicht gezwungen, mir zu helfen!" verteidigte ich mich. Seine lässige Art nahm mir jegliche Angst, die ich noch hatte und ich fing an, es zu genießen. Aber das ich ihn nicht mehr umbringen wollte, hieß nicht, dass ich ihm vertraute.
"Schon gut. Was willst du denn?" gab er schließlich lächelnd nach."Trainiere mich." sprudelte es aus mir hinaus. Ich hatte jetzt zum zweiten Mal gesehen, wie gut er kämpfen konnte. Wenn er mir half, mich zu wehren, dann musste Tyson nicht mehr auf mich aufpassen. Klar, wusste ich, dass es nervenaufreibend für mich sein würde, mich von einem black Wolf trainieren zu lassen. Aber vorhin hatte ich gesehen, dass er mich nicht töten wollte.
Erstaunt blickte er mich an. "Wieso sollte ich dich trainieren, wenn du dich nicht verwandelst?"
"Das ist ja der Punkt. Ich möchte mich selbst verteidigen können. Ich hasse Hilflosigkeit und ich hasse es, wenn mir jemand auf Schritt und Tritt folgt, als wäre er ein krankhafter Stalker."
Er fing wieder an zu lachen. "Ah, du meinst damit Tyson." Er hatte mir immer noch nicht geantwortet.
"Also?" fragte ich.Er blickte mich durchdringlich an, als suche er irgendetwas in meinem Gesicht, was er aber nicht zu finden schien.
"Luna, das wird keine Kleinigkeit, wenn das wirklich lernen möchtest.
Ich werde alles andere als nachsichtig sein. Ich werde gnadenlos und erbarmungslos sein und nicht so behutsam wie vorhin mit dir umgehen. Ich werde dann alles tun, was nötig ist, um dich zum Erfolg zu drängen. Und das ist alles andere als harmlos." sagte er eindringlich mit einem Ernst in der Stimme, die mich erschauern ließ.Ich schluckte hart. Was tat ich hier bloß? Das was er gesagt hatte, klang nach der Hölle, nach all dem, wovor ich mich fernhalten wollte. Und dennoch wollte ich es so dringend. "Okay." hauchte ich und blickte ihn an. Ich konnte kurz Erstaunen in seinem Blick erkennen. "Gut, aber du solltest dich noch etwas erholen. Wir fangen in zwei Tagen, also am Donnerstag, an. Ab da treffen wir uns jeden Tag und werden trainieren. Ich hole dich ab." Er wartete auf meine Antwort. Ich nickte nur und er stand auf.
"Lisa, Janine wir fahren." rief er und schon kamen die beiden kleinen hinausgestürmt.
Ich blieb weiterhin sitzen. Erst jetzt fiel mir auf, dass neben dem Haus sein Auto stand. Es blinkte kurz und die beiden stürmten hinein. "Tschüss Luna, hat Spaß gemacht mit dir zu spielen." rief noch Lisa, bevor beide ins Auto steigen.Auch Jason öffnete die Fahrertür, drehte sich aber noch einmal in meine Richtung.
"Mein T-Shirt steht dir übrigens ausgezeichnet." rief er selbstgefällig und als er mein überraschtes, leicht schockierten Gesichtsausdruck sah, zwinkerte er mir noch einmal grinsend zu, bevor er ins Auto stieg und mit den beiden kleinen in die Dunkelheit davon fuhr.
Hatte ich mich gerade verhört? Das T-shirt, was ich anhatte, gehörte ihm?
Und das sagte er mir erst jetzt? Dieser arrogante Idiot. Er schien sich scheinbar echt darüber amüsiert zu haben.Als auch die letzten Motorengeräusche seines Wagens vom Wald verschluckt wurden, blickte ich wieder in den Himmel.
Hier, mitten in der Natur war der Himmel ein Anblick, der süchtig machte.
Mein Blick fiel auf den Mond, der schwerfällig immer voller wurde. Bald war Vollmond. Bald kam wieder dieser Moment in meinem Leben, den ich am liebsten vermieden hätte. Aber ich hatte mich damals so entschieden. Nun musste ich auch die Konsequenzen mit mir tragen.
_______________________________________Hii🥰
Ein neues Kapitel ist am Start🙈 Ich habe mir über die Geschichte noch ein paar Gedanken gemacht. Vielleicht werde ich sie auch in zwei Teile teilen, damit wir hier nicht so unendlich viele Kapitel haben. Aber das überleg ich mir nochmal, wenn
es so weit ist. Habt einen schönen
Tag/Abend🤗
~Vanessa
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Wolfsnacht - Das Ende der Dunkelheit
Hombres Lobo"I was a wolf and she my Moon." Bestien der Nacht, Kinder des Mondes, Werwölfe. . .Es gibt viele Begriffe, um uns zu umschreiben, aber wir nennen uns nur Lykaner. Nach fünf Jahren kehrt Luna ungewollt wieder in ihr altes Leben zurück, obwohl sie nic...