Kapitel 26

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Am nächsten morgen, war es Arya, die mich weckte. Warum weckte sie mich überhaupt? Es war Wochenende.

"Lass mich doch bitte schlafen." grummelte ich in mein Kissen, wobei sie dadurch nur noch mehr an mir rüttelte. "Luna, jetzt werde doch mal wach!" machte sie unermüdlich weiter. Als ich mich dann schließlich nur noch tiefer in meiner Decke verkroch, riss ihr endgültig der Geduldsfaden und entriss mich meiner Decke. Meiner kuscheligen, warmen Decke.

"Och man Arya, was willst du denn überhaupt jetzt schon wieder. Das letzte Mal, als du so unerträglich nervig warst, wolltest du mich davon überzeugen, in einem Hotdog Kostüm in die Schule zu gehen. Und wie spät ist es überhaupt?" fragte ich nun sichtlich genervt. Arya begann bei meinen Worten an zu kichern. "Aber das wäre echt lustig gewesen. Du als Hotdog. Wenigstens an Halloween kann man sowas doch machen. Außerdem kam deine Mom vorhin herein. Sie meinte, dass das Frühstück bereitsteht. Und ich habe Huunger!" verteidigte sie sich. "Und es ist übrigens 09:16 Uhr." fügte sie noch hinzu nach einem prüfenden Blick auf ihr Handy. War ja klar, dass Essen bei ihr höchste Priorität hatte. Ich seufzte und rappelte mich schließlich auf.

"Aber wenn ich dich daran erinnern darf, versucht man an Halloween gruselig auszusehen und nicht sich zum Affen zu machen." entgegnete ich auf dem Weg zum Kleiderschrank um mir etwas zum anziehen rauszusuchen.
"Hey, wir waren damals 11, niemanden hätte das interessiert. Erwachsene denken doch sowieso immer, das wir einen Knall haben. Und außerdem können Hotdogs auch gruselig sein."

Arya blieb noch bis zum Frühstück und hatte sich dann gegen Mittag wieder auf den Weg nach Hause gemacht. Samstag war bei ihr immer Familienessen angesagt. Und das durfte sie ja 'auf keinen Fall verpassen' laut ihrer Mutter.

Also verbrachte ich restlichen restlichen Tag mit meiner Familie. Ich wusste nicht, ob Jason heute vorbeikommen würde, da heute Nacht Vollmond war. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er deutlich besseres zu tun hatte, als mich zu trainieren. Aber da ich seine Nummer nicht hatte, konnte ich schlecht nachfragen. Daher nahm ich mir vor, ihn heute oder morgen danach zu fragen. Dann könnte er mir nämlich auch einfach schreiben, wenn er zum Beispiel an einem Tag Mal keine Zeit hatte. Das ging viel schneller, als erst mit dem Auto bis hierher zu fahren und es mir persönlich zu sagen. Und ob er sich überhaupt so viel Mühe machte, wusste ich nicht, nachdem er gestern so schlecht gelaunt war.

Am Mittag half ich meiner Mom dann noch mit dem Essen. Sie schlug gerade die Eier in die Pfanne, da warf sie einen besorgten Blick in meine Richtung. Ich stand neben ihr und schnippelte das Gemüse. Wie ich es hasste. Die Chancen mir dabei meine eigenen Finger mit kleinzuhacken standen gar nicht mal so schlecht.

"Schaffst du das heute auch? Sonst bleib ich einfach..." Ich unterbrach sie direkt. "Klar Mom, du bleibst ganz bestimmt nicht wegen mir hier und holst dir auch noch den Zorn der Mondgöttin auf deine Seite."

Meine Mom zerfraß es fast innerlich, dass sie mir nicht helfen konnte. Und das ich in Momenten wie diesen alleine klarkommen musste. Aber ich hatte ihr schon hundertfach deutlich gemacht, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Das ich das alleine durchstehen konnte. Denn ich hatte gelernt alleine klarzukommen. Es wird nicht immer jemand da sein um dir zu helfen. Das wurde mir seit Darran's Tod immer wieder klar. Jeder hat seine Dämonen, mit denen er zu kämpfen hat. Was ich die letzten 5 Jahre auch gemacht habe. Viele behaupten, ich wäre schwach. Sie sprechen es zwar nicht aus, aber allein ihr Blick macht deutlich, dass sie genau das denken. Schwach, weil ich noch nicht Darran abschließen konnte und Angst hatte, andere zu verletzten. Aber sie wussten nicht, wie es in mir drin aussieht. Sie wussten nicht, was ich schon alles in meinem Leben hatte durchmachen müssen. Und sie wussen nicht, wie viele Tränen ich auf dem Weg vergossen habe, um die zu sein, die ich jetzt war. Und um da zu stehen, wo ich jetzt stand.

Wolfsnacht - Das Ende der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt